(24.06.16 20:19)Hellstorm schrieb: Hallo!
Meine Frage waere erst einmal: Was erwartest du dir denn von dem Studium? Was moechtest du nachher damit machen, bzw. was moechtest du koennen?
So wie es aussieht, hast du an der Sprache ja eher weniger Interesse. Darf ich fragen, wieso?
Du hast recht, dass das Studium nicht Japanisch heisst. Es ist deshalb kein Japanischstudium. Tatsaechlich koennen sehr viele Japanologieabsolventen am Ende ihres Studiums keinen richtigen Satz Japanisch herausbringen (Nur zur Warnung: Das sind dann die, die nachher arbeitslos sind).
Dann ist natuerlich auch die Frage, welche Art von Japanologie du studieren moechtest. Es gibt natuerlich die klassische Geschichts-Japanologie, dann gibt es aber auch japanische Linguistik; es gibt moderneres Japan und es gibt auch Faecher in denen japanische Wirtschaft behandelt wird. Gleich aller dieser Japanologiestudiengaenge ist aber, dass du unweigerlich Japanisch lernen musst. Das ist kein Latein-Intensivkurs wie bei Geschichte, sondern ein richtiger Sprachkurs. Du solltest zum Ablauf deines Studiums sinnvollerweise schon in der Lage sein, wissenschaftliche Texte auf Japanisch zu lesen und auch mit Japanern sprechen zu koennen.
In Japanologie lernst du typischerweise eben ueber Japan: Kultur, Geschichte, Wirtschaft usw. Das soll dich befaehigen, ueber Japan sprechen zu koennen, Probleme, die es in Japan gibt in den richtigen Kontext einzuordnen usw. Wenn du aktuell keine richtige Ahnung von Japan hast, weisst du ja bestimmt, wie weit typischerweise Wissen ueber Japan in der deutschen Gesellschaft, und auch in deutschen Unternehmen verbreitet ist (Achtung: Das heisst nicht, dass Japanologen gefragt waeren).
Eine ehrliche Frage: Wenn du schon Geschichte studiert hast, jetzt einen zweiten Bachelor machen moechtest... wieso dann ausgerechnet wieder in einer brotlosen Kunst wie Japanologie? Meine Warnung von oben besteht immer noch.
Hey erstmal danke für die schnelle Antwort!
Meine Erwartungen an das Studium: Na ja wieso studieren Leute Geisteswissenschaften
Um deine letzte Frage mit zu beantworten, während meines Grundstudiums haben sich Interessen und ähnliches kristallisiert, dafür ist ja das Bologna System da, auch wenn ichs nicht so mag. Ich hatte auch ein paar Gespräche mit meinem Lieblingsdozenten (Dr. Thomas Wozniak, super Typ, falls einer mal über den Namen bei einem Seminar stolpert kann ich ihn nur empfehlen) und ich kam zu dem Schluss das mir zwar das studieren von Geschichte Spaß macht aber ich wohl in Kulturwissenschaften besser aufgehoben wäre und vor allem mehr Interesse hätte. Auch suchte ich ein Studiumfach mit einem Studienobjekt das mehr fokussiert ist als Geschichte, wo dieser ja etwas weit gefächert ist was Zeit und Ort angeht aufgrund seiner Natur.
Nach bissle rumsuchen und fragen kam ich dann auf Ostasienwissenschaften, da mich Asien geschichtlich wie kulturell seit fast immer interessierte, sei es alte Geschichte oder Popkultur, und ich auch an einer akademischen Art der Forschung daran interessiert bin. Nach ein bisschen mehr Nachforschung auf Japanlogie. Zudem las ich das sich wie in anderen Kulturwissenschaften die Länder/Region spezifisch sind man sich auch je nach Uni mit Wirtschaft oder Literatur beschäftigt, zu mindestens an ersteres bin ich auch interessiert und habe Vorkenntnisse als Absolvent eines Wirtschaftsgymnasiums, auch ein Punkt das mein Interesse angeregt hat. Ob ich aber japanische Literatur in japanisch toll finde kann aufgrund mangelnder Erfahrung nicht sagen ^^. Popkultur technisch bin ich auch am ehesten mit Japan "vertraut", nach England, was sicher auch ein Anreiz war eher sich für Japanologie zu interessieren als für z.B. Tibetologie.
Zumal reise ich gerne und hab auch seit langen erwogen irgendwo im Ausland zu arbeiten, wenn auch nicht dauerhaft. Da ich auch 5 Sprachen spreche und mehre Jahre in 3 verschiedenen Ländern gewohnt habe aufgrund meiner Familie liegt das wohl vielleicht in meiner Natur. Das resultiert jetzt nicht in: "Ich möchte irgendwann 120 % in Japan/Asien leben und arbeiten", aber das wäre z.B. ne alternative.
Was Wissen bzw. Fähigkeiten angeht, ich würde gerne weitreichendes Wissen in den Gebieten erlangen die ich oben angesprochen habe, in paar mehr als in nem anderen. Ich sollte japanisch in Schrift und Sprache beherrschen können, nicht auf dem Niveau eines Muttersprachlers aber so gut das ich die meisten Texte ohne große Probleme lesen und verstehen sollte sowie mich auf japanisch verständigen kann, auch wenn man raushört das ich es nicht perfekt sprechen kann.
Sprache ist für mich im Leben wie aber auch im Studium eher ein Zugangverschaffer. Ich habe zwar allgemeines Interesse sprachen zu lernen, auch japanisch, aber nicht auf einem Niveau die so hoch ist wie bei Anglistik wie gesagt wo Muttersprachler teilweise durch Prüfungen rasseln bzw. eben nichts was schon in Bereich eines Sprachstudiums fällt. Ich weiß auch wie gesagt nicht wie das in Japananologie ist, darum meine Frage ob es vergleichbar wäre. Um dir auch vielleicht ein Beispiel zu geben, ich spreche wie gesagt 4 Sprachen, die unterschiedlich gut (Türkisch Muttersprache, natürlich Deutsch, dann Englisch 3 Jahre in England gelebt, das große Latinium und C1 Spanisch). Das heißt ich lerne gerne Sprachen und arbeite auch mit diese. aber ich hätte auch keine Lust sagen wir als bsp. im 2. Semester in Japanologie zu sitzen und als Übungs Leistungskontrolle ein 2-3 seitigen Text zu bekommen welches ich fast perfekt in japanisch transkribieren muss. Da würde ich ja eher eine Ausbildungs als Dolmetscher anstreben bzw. Fokus Sprachstudium. Wie gesagt, mir ist klar das ich die Sprache lernen muss, und das allerwichtigste ist ich hab Interesse daran. Mir gehts aber eher darum: Ist das eher ein "ich muss Leseverständniss, Schrift und Kommunikation lernen um sinnvoll mein Studium voranzutreiben" oder, und das möchte ich nicht, "Ich muss alles in all seiner Nuanciertheit und zu Perfektion beherrschen + noch extra mich mit Linguistik beschäftigen". Ich kann mich hervorragend in England (was schwieriger ist) und in der USA unterhalten und lese viele akademische Texte auch auf Englisch oder Türkisch. Das heißt aber nicht das ich das ich wie gesagt Spaß hatte an der Art des Anglistik Studium da der "real Bezug" in dem Aspekt gegen 0 geht, wie selbst unsere tutorin es gesagt hat und man sehr penibel ist. Oder vielleicht eher ein vertrautes Beispiel, das Niveau was an den VHS gelehrt wird ist denke ich optimal für mich, ohne in die Sprachwissenschaft einzusteigen und nicht jedes Komma perfekt zu setzen mit 1000 Ausnahmeregeln. Hoffentlich ist klar warum/was ich meine. Wenn nicht werde ich mich versuchen klarer auszudrücken da dieser Punkt mir doch wichtig ist.
(Übrigens falls einer hier das liest das Latein für Geschichte lernen muss, die intensive Kurse sind 99 % für die Katz könnt ihr also das Geld sparen
Entweder zieht ihr es fleißig durch in 2 semester neben euren normalen Veranstaltungen zu den Unterrichtsstunden zu gehen das von der Uni angeboten wird, oder ihr nehmt euch ein Semester wo ihr nicht viel los habt (3- oder 4. je nachdem) und zieht das dann durch)
Zu der Frage der brotlosen Kunst das ja unter Geisteswissenschaftlern oft aufkommt: Interesse und die Lust daran
Ich denke auch über ein Dual Studium nach (Einschreibunsfristen enden ja bald glaub ich?) da ich glaube das man Japanologie nicht solo studieren kann? Vielleicht etwas in Richtung Wirtschaft weil das ja irgendwie immer gefragt ist und sich gut kombinieren lassen würde eventuell, aber da bin ich auch noch unschlüssig. Letztendlich will ich wie gesagt so oder so weiter studieren und andere Fächer die ich in Erwägung ziehe sind jetzt auch eher Orchideenfächer bzw. genau so brotlos fürchte ich
Aber ja ich bin mir 100 % bewusst das es Karriere technisch eher ein Minusgeschäft ist. Das soll aber nicht die Sorge sein hier.
So ist jetzt bisschen lang geworden und hab an einigen stellen geschwafelt aber ich hoffe ich konnte ein klareres Bild geben.