RE: Ist Japanologie das richtige für mich?
Leute, hier weht ja wieder ein aggressiver Wind. Aber ich war ja auch lange nicht mehr Forum.
@ Thomas232
Insgesamt klingt das doch, als ob du dir Gedanken machen würdest. Das ist gerade hier im Forum nicht selbstverständlich. Deshalb finde ich es ein bisschen schade, dass hier jeder deine Fragen so ignoriert.
Zwar bin ich auch der Meinung, dass ein zweites geisteswissenschaftliches Studium deine beruflichen Chancen nicht gerade fördert, aber ich meine auch herauszulesen, dass du aus „gutem“ Hause kommst und durch deine Familie abgesichert bist. Im Übrigen hast du ja gesagt, dass dir bewusst ist, dass Japanologie zu den brotlosen Künsten gehört. Letztlich bleibt es deine Entscheidung und natürlich wirst du später viele Jahrzehnte arbeiten müssen und eine gute Ausbildung führt zu einem guten Arbeitsplatz, genauso wichtig sollte es aber auch sein, das eigene Leben so zu gestalten, wie du es gern möchtest. Ich würde niemandem zu dem Studium raten, aber wenn es jemand wirklich studieren will, würde ich auch niemanden davon abraten.
Zum Thema:
Du wirst im Japanologiestudium zumindest im Grundstudium den Schwerpunkt auf dem Spracherwerb finden. Daneben werden einige Seminare und Vorlesungen zu der jeweiligen Ausrichtung der Japanologie angeboten. Im Hauptstudium sollte dann der Sprachkurs deutlich in den Hintergrund treten und die fachspezifischen Seminare und Vorlesungen in den Vordergrund. Wenn du eine Japanologie wählst, die auf Kultur ausgerichtet ist (Leipzig), dann kommen entsprechende Kurse dazu; wählst du eine, die auf Wirtschaft ausgerichtet ist (Hamburg???), dann gibt es dazu Kurse. Du solltest demnach KEINE Uni wählen, deren Japanologie auf Linguistik/Literaturwissenschaft ausgerichtet ist, weil dann kommt das, was du nicht willst, nämlich Linguistik, Literaturanalyse, Klassisches Japanisch, Übersetzen. Ich glaube Frankfurt und Heidelberg sind zwei so Unis, Bochum, glaube ich, auch. Da müsstest du halt mal googeln und dir Lehrpläne anschauen.
Wie ich immer wieder höre (obwohl ich es manchmal nicht ganz glauben kann), brauchst du dir keine Sorgen machen, dass du ein sehr gutes oder perfektes Japanisch lernen wirst oder können musst (das hängt sicher auch von deiner Arbeitsmoral ab). Es scheint so, dass ein Japanologiestudium am Ende durchaus auch Absolventen auf dem B1/B2-Level ausspuckt (was ja wirklich ein bisschen beschämend ist). Mit ein wenig Morphosyntax wirst du trotzdem irgendwann konfrontiert werden. Das hat ein Sprachstudium so an sich. Vielleicht gibt es aber auch Unis, die unterdurchschnittlich viel Wert auf den Sprachkurs legen und dafür mehr Wert auf die kulturwissenschaftlichen/wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte? Die Uni Mainz z.B. bietet im Bereich Japan-Studien nur eine sehr abgespeckte Version der Japanologie (soweit ich sehe ohne Ausrichtung auf irgendwas bestimmtes?) an, da könntest du nebenbei ein „sinnvolles“ Fach belegen, ohne dich zu viel mit der Sprache beschäftigen zu müssen. In jedem Fall ist viel Recherche nötig, bevor du dich für eine Uni entscheidest. Die Sprache wirst du am Ende aber in keinem Fall so gut können müssen, wie du befürchtest.
Da du schon mehrere Sprachen sprichst, u.a. Türkisch, finde ich, hast du gute Voraussetzungen für ein Sprachstudium. Wer schon mehrere Sprachen kann, lernt einfach schneller neue. Türkisch, wie du vielleicht nicht weißt, weil du ja wenig Interesse an Sprachwissenschaft hast, gehört genauso wie Japanisch zu den agglutinierenden Sprachen. Das bringt dir vielleicht keinen allzu großen zusätzlichen Vorteil, aber einen kleinen vielleicht schon, denn es wird es dir sicher leichter machen, Japanisch schneller als Ganzes zu erfassen.
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