(01.11.12 13:13)Nephilim schrieb: Bei den Sätzen geht es ja nicht nur um die Wörter selbst, sondern auch um die Idiomatik besser zu verstehen.
Nun, das ist natürlich Definitionssache. Eine idiomatische Redewendung ist erst einmal eine feste Wortgruppe, weder einzelnes Wort noch ganzer Satz. Ich persönlich würde es, wenn man es denn einer Kategorie zuordnen müsste, eher als einzelnes Wort definieren, denn es erfüllt denselben Zweck wie ein einzelnes Wort: "ins Gras beißen" ist die blumige Variante von "sterben".
Ich lerne also auch Wortkombinationen und nötige Infos (das Verb nur mit dieser Partikel), aber keine voll ausformulierten Sätze um Vokabeln drumrum.
Zitat:Was bringt es mir, wenn ich tausende Wörter kenne, aber keinen Satz bilden kann? Ok, man kann das ja noch nachhholen aber ist es nicht viel effektiver, es parallel zu machen?
Jetzt ist wieder die Frage: Möchte man überhaupt Sätze bilden können oder nur passive Fähigkeiten entwickeln?
Sonst ist es nämlich überhaupt nicht effektiv.
Und selbst wenn man auch aktiv Sätze bilden können möchte, muss es nicht für jeden sinnvoll sein, Wörter, Satzstrukturen und Grammatik in einem großen Wirrwarr zu lernen. Man kann auch Vokabeln isoliert lernen, in einem zweiten Schritt die Satzstrukturen, in die man die Vokabeln einfügt und in einem dritten die Grammatik, um zu verstehen, warum das so gebildet wird. Oder andersherum. Das hätte den Vorteil, dass nicht bereits gelerntes Wissen immer wieder mitaufgearbeitet werden muss, nur weil ein anderer Teilaspekt noch nicht beherrscht wird; man kann sich auf den einzelnen Lernpunkt konzentrieren.
Aber, noch einmal betont: Des einen Freud, des anderen Leid - Lerntypen können völlig konträr sein und was für den einen perfekt passt und effizient zum Ziel führt, ist für den anderen eben nur Zeitverschwendung.
Zitat:Die Grammatik muss ich erst gar nicht pauken. Ich verstehe die Sätze und verstehe die Funktion der Wörter somit verstehe ich die Grammatik. Ich finde es auch eher hemmend, am Anfang sich zu viel mit Grammatik zu beschäftigen. Ich finde, man sollte zuerst selber versuchen den Aufbau verstehen und dann erst die Grammatikregeln anzusehen, um einen Aha-Effekt zu bekommen. (So ist es jedenfalls bei mir)
Nun, so ganz ohne Grammatik geht es eben auch nicht.
Nehmen wir mal drei Wörter:
Hund - Frau - beißen
Natürlich, unser Kopf baut das möglichst logisch zusammen, und so wird wahrscheinlich daraus "Der Hund beißt die Frau.", aber wer außer der Grammatik (und in diesem Falle unsere Erziehung) sagt uns, dass es nicht auch "Die Frau beißt den Hund." heißen könnte? Oder "Der Hund der Frau beißt."?
Natürlich (und da sind wir mal wieder bei den zwei Faktoren, dem Lerner und dem Ziel des Lernens): Wenn Du die Grammatik gut lernst, indem Du Dir die Regeln selbst erschließt (und hoffentlich auch überprüfst), dann kannst Du das auch anhand von solchen Sätzen. Aber nicht jeder kann und will das parallel zum Vokabellernen. Und am wenigsten würde ich deshalb einem anderen Anfänger raten, sich nicht oder nur wenig mit Grammatik zu beschäftigen.
Außerdem ist das wieder eine Frage des Ziels: Willst Du Manga lesen oder mündlich kommunizieren, wirst Du um selbst Erschließen manchmal gar nicht drumherum kommen, denn die Grammatikregeln dort sind dynamisch und umgangssprachlich. Dafür sind die Sätze meist eher kurz, sie bieten sich gut an, etwas zu erschließen.
Bei Fachtexten (oder alternativ die Reden Ciceros
) ist das manchmal genau umgekehrt: Längere Sätze, viele Unter- und Nebenkonstruktionen, viel gliedernde Grammatik.
Um es also noch einmal zusammenzufassen und die Quintessenz für Anfänger zu formulieren:
Möchte man effektiv (und effizient
) Japanisch lernen, sollte man sich zuerst über die Rahmenbedingungen klar werden!
Lerntyp:
- Wie lerne ich gut Grammatik, Vokabeln, Intonation, Schriftsystem?
- Welche Erfahrungen habe ich bereits mit welchen Systemen gesammelt?
- (wenn ich davon noch keine Ahnung habe) Welche Möglichkeiten gibt es, was klingt sympathisch? Verschiedene Methoden ausprobieren und immer wieder kritisch reflektieren.
Ziele:
- Welche Ziele sind mir wichtig?
- Was möchte ich mit Japanisch mal anfangen? In Japan leben, Zusatzqualifikation für Job, japanische Bücher lesen, Anime oder Dorama schauen, ...
- Was interessiert mich?
- Was interessiert mich überhaupt nicht?
- Was würde ich nicht lernen wollen, wenn ich dafür mein persönlichen Ziele schneller erreichen könnte?
Und notfalls: Was muss ich an meinen Lernmethoden ändern, um auch die formulierten Ziele zu erreichen? Nicht jede Lernmethode eignet sich für jedes Ziel.
Danach: Beständige Selbstmotivation aufbauen und anfangen! Wer nicht anfängt, wird nie fertig!