Das sieht mir wieder ähnlich: Da erzähle ich großspurig, daß ich meinen Schnabel halte, und dann juckt es mich nur Minuten später schon wieder in den Fingern und wenige Tage und ein paar Beiträge später gebe ich dem nach. Aber ich kann nicht anders!
Ich muß leider noch einmal betonen, daß mich nicht die Story kalt gelassen, sondern die Art und Weise, wie sie erzählt wurde. Die Geschichte an sich hat mich genauso beeindruckt wie wohl die meisten hier. Schockiert hat sie mich ehrlich gesagt nicht, denn ich habe mich mit der Geschichte der Menschheit und insbesondere mit der von Naturvölkern – als solches würde ich diese Dorfgemeinschaft tatsächlich noch bezeichnen, weil sie von der Natur abhängig sind – beschäftigt habe, um zu wissen, daß deren Verhalten in unseren Augen oft barbarisch war und manchmal auch noch ist. Schockierend sich für mich Dinge, die man in einem anderen, zur Zeit sehr aktiven, Thread findet, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Ein Beispiel für das scheinbar barbarische aber eigentlich verständliche Verhalten eines Naturvolkes sind die Aboriginies (ja, schon wieder Australien!), die bei Zwillingsgeburten oft eines der Kinder getötet haben, weil sie nur eines tragen und füttern konnten. Barbarisch? Ja. Na und? Das gehörte zum Überlebenskampf, denn die Nahrung war knapp, und man mußte ständig weiterziehen. Ebenso verhält es sich mit den harten Strafen für Mundraub am Fuße des Narayama. Ups, ich sehe gerade, genau das hat atomu ja schon gesagt.
Egal, nun brennt es mir wenigstens nicht mehr unter den Nägeln. Außerdem könnte man darin eine gewisse Annäherung sehen, und darum geht es schließlich bei Diskussionen.
Den Vergleich mit „Dolls“ finde ich ziemlich interessant, weil ich selbst an diesen Film gedacht habe, als ich Takeshi Kitano anführte. Ähnlichkeiten sehe ich hier allerdings gar nicht, eher im Gegenteil. „Dolls“ haut dem Zuschauer keine schockierenden Bilder um die Ohren, im Gegenteil, er lebt von seinem Minimalismus, der den Zuschauer zwingt, sich selbst Gedanken zu machen. Nach dem Beitrag, den atomu (warst du doch, oder
) einst aus einer Zeitung ausgegraben hat, scheint es, daß der viel zitierte westliche Zuschauer genau damit erhebliche Probleme hat.
Die Hauptdarstellerin hat sich also die Zähne ausschlagen lassen? Hat sie auch daran gedacht, daß ihr Leben nicht mit den Dreharbeiten zu Ende geht? Mit Verlaub, meine Bewunderung kann ich dafür nicht gerade aussprechen, und es schmälert in keiner Weise die Achtung, die ich vor irgendeinem Schauspieler in Hollywood habe, wenn er sein Gebiß nicht für einen Film ruinieren läßt.
Speziell zu dieser Diskussion muß ich sagen, daß der eine oder andere offenbar Probleme hat, die Tatsache zu akzeptieren, daß verschiedene Menschen verschiedene Meinungen haben. Wenn ich einen Film ganz großartig finde, dann höre ich nicht gern von anderen, daß sie ihn Sch.... fanden, aber ich muß es akzeptieren, denn niemand ist dazu verpflichtet, etwas zu mögen, nur weil ich es mag. Und ich habe auch nicht das Recht, nach Argumenten zu suchen, die in mein selbstgeschaffenes Idealbild des Anderen passen, wenn es sich nun gar nicht bewerkstelligen läßt, mein Gegenüber zu läutern. Er mag ihn nicht, er hat seine Gründe dafür. Punkt!
Vielleicht war das bis zum Winter mein Abschlußwort, vielleicht auch nicht. Ich werde mich zu gegebener Zeit in jedem Fall noch einmal äußern. Vielleicht habe ich meine Meinung dann geändert, und mein Posting wird ähnlich lang wie dieses. Genau so kann es aber auch sein, daß sich nichts ändert, und was ich dann tatsächlich NICHT hören möchte, sind Sätze wie „Du warst nicht lange genug dort“, „Du warst an den falschen Orten“, „Du hast dich nicht genügend in die Menschen reinversetzt“ oder „Du hast mit den falschen Menschen gesprochen“. Denn es kommt vor, daß man diesen Film nicht mag, ohne wenn und aber und ohne, daß diese Abneigung mit irgendwelchen „Mangelerscheinungen“ erklärt werden kann.
EDIT: Hier findet sich auch die besagte Filmkritik von "Dolls":
showthread.php?tid=674