Beitrag #2
RE: Der Japaner und sein Fotoapparat
Dann erzähle ich halt mal was.
So ab 1980 bis zum Ende der chemischen Fotografie gab es "Utsurundesu", wahrscheinlich eine japanische Erfindung (Fuji).
Das war ein Kleinbildfilm mit Linse und Auslöser, also praktisch eine Kamera mit Film drin. Wenn der Film voll war, hat man nicht den Film zum Entwickeln rausgenommen sondern die Kamera so wie sie war zum Entwickeln gegeben. Die Anstalt hat dann die Positive gemacht und die Kamera weggeschmissen oder neu befüllt und wieder in den Handel gebracht.
Das Teil hat vielleicht doppelt soviel gekostet wie ein Film, 8 Mark oder so, damit hast du praktisch überall fotografieren können, ohne deine eigentliche Kamera dabeizuhaben, denn an jedem Kiosk oder Supermarkt konnte man sich eine Utsurundesu kaufen, auch in Deutschland, für drei Mark mehr mit Blitz.
Ich hielt das für eine praktische Sache, aber sobald ich so ein Teil zuhause habe, ist es wertlos geworden, weil wenn ich ausgehe und vorher schon weiß, daß ich fotografieren will, nehme ich halt meine richtige Kamera mit, die macht bessere Bilder und das auch billiger. Aber auf meinen Wanderungen hab ich durchaus ab und zu eine Utsurundesu gekauft.
Damals hat allmählich die japanischen Senioren das Reisefieber gepackt. Und das komische war, daß die sich vielfach zuhause mit vielen Utsurundesu eingedeckt hatten, die sie z.B. beim Schloß Neuschwanstein auspackten (neben dem Kiosk, wo die auch angeboten wurden).
Nach langem Nachdenken meine ich heute, daß das Erfolgsgeheimnis dieser Kameras nicht so sehr darin liegt, daß sie billig und als Einwegpackung überall erhältlich waren, sondern vielmehr im Bakachon-Faktor: Design und Handhabung gerontologisch korrekt, Bedienelemente grob genug, kaum Fehlerquellen (nur z.B. Film aus, Film nicht weitergedreht, Finger auf der Linse, das wars schon).
|