Ich moechte voranschicken, dass ich keine Japanologie studiert habe. Bevor ich nach Japan ging, hatte ich nur Murakami Haruki gelesen, der ist natuerlich ein "Muss"!
Inzwischen lese ich aber nur noch japanische Literatur, leider habe ich aber nicht oft Zeit dafuer
Raeusper, kennt Ihr Murakami Ryu? Der hat "Tokyo Dekadence" gedreht, meiner Meinung nach
kein guter Film. Bei seinem Buch "69" geht es aber nicht um Sex, zumindest nicht explizit. Hier geht es ums Jungsein im Jahre 1969, ich zitiere vom Buchdeckel:
"1969 waren wir siebzehn. Und wir hatten immer noch unsere Jungfernhaut. In diesem Alter noch Jungfrau zu sein, ist nicht unbedingt etwas, auf das man unbedingt stolz oder über das man unbedingt beschämt sein konnte, aber es war doch etwas, was auf unserer Seele lag.
Neunzehnhundertneunundsechzig war das Jahr, in dem die Studentenunruhen die Tokyoter Universität schlossen. Die Beatles brachten das White Album, Yellow Submarine und Abbey Road raus, die Rolling Stones machten ihre größte Single, "Honky Tonk Women", und Leute bekannt als Hippies trugen ihre Haare lang und redeten von Liebe und Frieden."
Das Buch ist toll lustig, ein bisschen wild und schnoddrig, es liest sich an einem Tag im Schwimmbad weg.
Er hat auch noch "Coin Locker Babys" geschrieben und "In the Miso Soup". Ich kenne beide nicht, aber letzteres will ich auf jeden Fall lesen, da geht es um einen (Gaijin?)Serienmoerder und die dunkle Seite der japanischen Naechte.
Toll fand ich auch "Der Stierkampf" von Yasushi Inoue. Es spielt in Osaka der Nachkriegszeit. Eine kleine Zeitung moechte mit einem Stierkampf(!) ihr finanzielles Ueberleben sichern. Das Buch ist in einem
ruhigen Ton geschrieben, aber niemals langweilig. Besonders gefaellt mir der japanische Pragmatismus, der sich in diesem Buch so gut widerspiegelt. Da treffen sich auch meine ganz persoenlichen Interessen: Japan, Spanien und ein Zeitungsverlag...
Wer sich fuer japanische Literatur interessiert, kommt sicher an dem Schoengeist und Nationalisten Yukio Mishima nicht vorbei. Man sollte sich auch nicht von seiner Vita abschrecken lassen. (Er war Tenno-Anhaenger und versuchte in den 70ern mit einem Trueppchen Paramilitaers die demokratische Regierung zu stuerzen. Weil dieser Versuch klaeglich scheiterte, machte Mishima Seppuku.) Ich habe "Nach dem Bankett" gelesen, ein schoenes Buch, in der die Hauptfigur ein "Progressiver" ist, der sich aber auf politischer Buehne nicht durchsetzen kann.
Ich denke aber, dass hier im Forum einige Mishima-Kenner sein werden und vielleicht zu ihm mehr sagen koennen!