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Bücher über Japan
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Christa


Beiträge: 177
Beitrag #11
RE: Bücher über Japan
Ich war ein paar Tage unterwegs und ohne PC zwinker , da hab ich mir ein paar Bücher vorgenommen. Unter anderem Haruki Murakami `s Mr. Aufziehvogel. Das hat mir sehr gut gefallen, so daß ich mir noch was anderes von ihm besorgen werde.
17.09.03 19:08
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Aikou


Beiträge: 311
Beitrag #12
RE: Bücher über Japan
Habt ihr mal "Die Wahlverwandschaften" von Goethe gelesen? Oder "Werther"? "Die Verwandlung" von Kafka? "Nathan der Weise" von Lessing? Oder irgendwas von Fontane? "Irrungen, Wirrungen" z.B.?

Ich möchte ja keinen Streit verursachen...aber ich als Riesenleseratte war etwas erstaunt, als ich Dinge las wie "keine Handlung" in den Büchern, und dass das "langweilig" sei.
95% der klassischen Literatur weist wenig bis gar keine Handlung auf. In "Die Verwandlung" meinst du, dass irgendwie keiner es gebacken bekommt, einen Schritt zu machen. Die Handlung von "Irrungen, Wirrungen" kann man mit einem Satz zusammenfassen (das Buch hat 250 Reclam-Kleinschrift-Seiten) "ein Paar das zusammenfindet und sich wieder trennt".
Ich fande keines dieser Bücher auch nur im allermindesten "langweilig", wenn sie auch teilweise recht anstrengend zu lesen sind.

Es ist wie überall im Leben, alles, was interessant ist, ist anstrengend, es ist fast eine exponentiale Zuordnung.
Bücher mit viel Handlung sind meist (bleileibe nicht immer, sonst gälte das auch für viele Werke von den Mann's ^-^) die Romane, die für Unterhaltung sorgen sollen.
In Büchern wie "Der jüngste Tag" von Horváth geht es mehr um das "wie" als um das "was". Wie erleben die Protagonisten, nicht was....
Handlung ist einfach zu verstehen, ist trivial und profan. Gedanken, unterschwellige Anspielungen, Kreisbewegungen, Beschreibungen, Gefühle etc....das sind die Dinge, die einen guten Roman in meinen Augen ausmachen.
Fontane hat mal den Begriff "Roman" so definiert, dass die Wichtigkeit der Handlung so minimal wie möglich ausfallen müsse, denn sie lenke von dem eigentlich Wichtigen ab.
Ich habe Bücher gelesen, die nach 200 Seiten immer noch keine Spannung aufgebaut hatten, oder Bücher, die überhaupt keine Spannung aufbauen...und trotzdem habe ich am Ende des Buches immer wieder gesagt "ich habe ein neues Lieblingsbuch" (bis ich Faust vor einem Jahr das dritte Mal gelesen und in Ansätzen verstanden hatte, da war es klar: es gibt keinen Superlativ mehr).
Ich könnte jetzt ewig weitersülzen, aber ich ich denke, dass der Grundgedankg rüberkommen sein müsste.

Banana Yoshimoto ist eine meiner modernen Lieblingsautorinnen (alles nach 1960 bezeichne ich für mich als modern ^^), obwohl ich zugeben muss, dass erstens die deutsche Übersetzung nicht so toll ist und zweitens, dass sie auch ein wenig von Unterhaltungslitertur in ihren Werken durchscheinen lässt.
Dennoch, das Thema der verlorenen Familie, die Kategorie der Langsamkeit, der schleichenden Lethalität der Trauer, psychische Gegenmaßnahmen gegen mentalen Schmerz, der Umgang mit der Fremde (Fremde nicht im Sinne von Ausland...die, die "kitchen" gelesen haben erinners sich sicher an die Transsexuelle...)...und das alles in typisch japanischem Stil.
Es gibt echt nicht allzuviel Handlung, aber in Relation zu klassischen Romanen geht's da zu wie in Matrix oder James Bond.

Natürlich ist das alles Geschmackssache, aber wer den Abstand zu einem Buch mit "zuwenig Handlung" begründet, den verweise ich vehement auf Fontanes didaktischen Satz...

- Aikou
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.09.03 22:07 von Aikou.)
17.09.03 22:04
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Youkou


Beiträge: 570
Beitrag #13
RE: Bücher über Japan
@Christa:
Irgendwo hier im Forum habe ich mal einen ziemlich langen Beitrag über Murakami geschrieben. Ich finde ihn aber leider nicht mehr, da die Suchfunktion irgendwie gerade weg ist.
Jedenfalls wollte ich dich vorwarnen: Mister Aufziehvogel ist für mich mit Abstand das beste Buch von Murakami, vielleicht noch "Gefährliche Geliebte".
Und von ihm wirst Du nicht viel über Japan lernen. Er ist westlich-orientierter Autor (und deshalb bei der Jugend so beliebt).
Youkou

(^_^)/~~~ YOUKOUyoukouYoukouYOUKOU
18.09.03 12:25
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Ulf


Beiträge: 29
Beitrag #14
RE: Bücher über Japan
Zitat:Jedenfalls wollte ich dich vorwarnen: Mister Aufziehvogel ist für mich mit Abstand das beste Buch von Murakami, vielleicht noch "Gefährliche Geliebte".
Und von ihm wirst Du nicht viel über Japan lernen. Er ist westlich-orientierter Autor (und deshalb bei der Jugend so beliebt).

Hallo,

Murakami war eigentlich der Grund, weshalb ich angefangen habe, Japanisch zu lernen...

Ab besten gefallen mir seine Kurzgeschichten. Die würde ich auch jedem empfehlen, als erstes zu lesen. Auf deutsch gibt es drei Bände: "Wie ich eines schönen Morgens das 100prozentige Mädchen sah" (zu der Geschichte, nach der das Buch benannt ist, gibt es bei Amazon.co.jp auch einen wunderbaren japanischen Kurzfilm mit englischen Untertiteln), "Der Elefant verschwindet"; und "After the quake" ist glaube ich auch grade auf deutsch erschienen.

Seine Romane finde ich auch genial. Aber "Mister Aufziehvogel" und "Gefährliche Geliebte" sind leider auf dem Umweg über die englische Fassung übersetzt worden - mit teilweise doch sehr schlechtem Ergebnis. Wer einigermaßen gut englisch kann, sollte die beiden Bücher wohl eher auf englisch lesen. Murakamis wohl "normalstes" Buch ist "Naokos Lächeln" - auch das ist sehr zu empfehlen.

"Tsugumi" von Yoshimoto Banana hat mir überigens auch gut gefallen. "Kitchen" habe ich noch nicht gelesen, aber ich hab's vor.
19.09.03 07:02
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MToth


Beiträge: 133
Beitrag #15
RE: Bücher über Japan
kenzaburo oe

Der hat vor ein paar Jahren mal den Literatur Nobel-Preis bekommen. Anläßlich solcher Ereignisse kaufe ich mir dann immer mal ganz gerne ein Buch, damit ich nicht gar so ein Kulturbanause bleibe.

Hier sein Kram bei Amazon:

http://makeashorterlink.com/?J22C26BA7

Er ist ein dicker persönlicher Freund von Grass, damit du ein wenig einordnen kannst, wie der Junge unterwegs ist, also nicht unbedingt leichte Kost.
10.03.04 11:06
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MariSol


Beiträge: 141
Beitrag #16
RE: Bücher über Japan
Hallo

ich würde gern mehr japanische Literatur außerhalb von Banana Yoshimoto und Murakami lesen - denn die beiden hab ich schon über, sind für mich auch nicht so die wirklichen Stars - und deswegen werde ich mir alle eure Tips ansehen grins
28.03.04 14:34
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Toji


Beiträge: 603
Beitrag #17
RE: Bücher über Japan
Einen begeisternden Roman, der in Japan spielt, kann ich noch von einer westlichen Autorin empfehlen:
"Mit Staunen und Zittern" von Amélie Nothomb.
Das Buch ist nur kurz und die Handlung eigentlich auch schnell erzählt. Eine Belgierin arbeitet in einer japanischen Firma (ihre Lebensgeschichte hat sie dahin geführt) und stößt dort auf gewissen Unwägbarkeiten und kulturelle Dissonanzen.
In das Buch liest man sich so unglaublich rein, dass man es nicht mehr weglegen will. Es ist wahnsinnig fesselnd geschrieben und die Emotionen (Wut, Hass, Trotz, Stolz, Rache, Gleichgültigkeit, Abscheu) kommen zum Greifen nahe. Sie macht natürlich sehr viel falsch und wird deshalb in der Hierarchie im Konkurrenzkampf mit den Mitarbeitern immer mehr denunziert. Aber das ist noch nichtmal das interessanteste, vielmehr ist die Beziehung der Charaktere untereinander und ihre fast sklavische psychologische Abhängigkeit von Verhaltensregeln sehr interessant.

Also ich kanns nur empfehlen.
28.03.04 21:58
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Daremo


Beiträge: 414
Beitrag #18
RE: Bücher über Japan
Ein Autor, den ich nur empfehlen kann, ist Kawabata Yasunari - den hier sicherlich auch viele kennen werden. Ich habe bis jetzt leider nur "Tausend Kraniche" gelesen, was aber wunderbar zart und still erzählt ist.
Hat jemand zufällig sein "Yukiguni" gelesen?
Würde mich mal interessieren, ob es wirklich so gut ist. ^^

物知り 物知らず
28.03.04 23:01
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ritama


Beiträge: 30
Beitrag #19
RE: Bücher über Japan
@Toji: Dank Dir weiss ich jetzt wieder wie das Buch heisst das sich jemand von mir geborgt u. (wie oft üblich) nicht wieder retourniert hat. traurig

Also, ich kann "Mit Staunen und Zittern" von Amélie Nothomb nur empfehlen. Nachdem ich das Buch gelesen hatte konnte ich auch meine jap. Freundinnen besser verstehen die mir gegenüber die "Aufgabenverteilung" in Japan als sehr "unattraktiv" beschrieben haben......

Ich würde das Buch vor allem Frauen wärmstens empfehlen .......oder männlichen Wesen die die Fähigkeit besitzen zu erkennen wenn die Unterbutterung vor Allem des "schwachen" Geschlechtes wie so oft als "gute alte Kultur" hochgehalten wird.

Für meinen Teil bin ich zwar ein Freund Japans (sonst würd' ich mich nicht hier tummeln), aber ich möchte doch anbringen, dass die Autorin in dem Buch einmal die (sehr!) dunklen Seiten der jap. Sonne beleuchtet hat.... u. zwar aus der Sicht einer Frau.
Meiner Meinung nach hat sie bei der Ausübung ihres Jobs auch nix falsch gemacht, weil es auf Grund ihres Daseins als Frau und noch dazu als Europäerin sowieso nix richtig zu machen gab (ausser die Klappe zu halten u. mit einem dezenten Kopfnicken Befehle entgegen zu nehmen).
Wäre ich an Amelies Stelle gewesen und wäre ich soweit in der Hirarchie nach unten getreten worden dass ich zuerst vom Chef persönlich das Verbot bekommen hätte japanisch zu sprechen und mich zuletzt nur mehr als Kloputzerin betätigen hätte dürfen, hätte ich dem Boss persönlich eine (benutzte!) Klobürste auf den von zarten Frauenhänden polierten Schreibtisch deponiert und zwar genau zwischen das geschmackvolle Blumengesteck und die lieblich duftende Teetasse (wer diese das Leben erfreulicher machenden Dinge präpariert und dort abgestellt hat wissen wir ja alle schon, gelle....).

Nachdem ich das Buch gelesen hatte, hegte ich ziemliche Bewunderung für die Autorin. Dass sie sich soweit erniedrigen hatte lassen ohne einmal richtig klar zu stellen, dass sie kein Mensch zweiter Klasse ist, ist sicher darauf zurück zu führen, daß sie Japan und seine Kultur und Sprache gut kannte und ..... daß sie ja vor hatte ein Büchli darüber zu schreiben.

Soweit meine Meinung zum Buch und der Karriere der Amelie!
29.03.04 01:25
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atomu


Beiträge: 2.677
Beitrag #20
RE: Bücher über Japan
Habe "Yukiguni" vor vielen Jahren gelesen, den Inhalt einigermaßen vergessen, aber irgendwie eine Melancholie in Erinnerung, die mir damals sehr gefallen hat. Zur gleichen Zeit als ich mich in Thomas Mann und Hermann Hesse verloren habe. Also wer das mag, ist bestens bedient. Eigentlich ein "Muss" für alle, die sich ernsthaft mit Japan beschäftigen. (Und auch für alle, die sich ernsthaft mit Literatur beschäftigen.)

Das gilt übrigens auch noch für Yukio Mishima´s "Kinkakuji" (in Deutsch "Tempelbrand"), das in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnt werden muss.

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"Mit Staunen und Zittern" von Amélie Nothomb werde ich dann wohl auch mal lesen. Habe nur am Rande mitgekriegt, dass es unter Japanologen umstritten ist. Das hat mich etwas abgeschreckt. Wenn man die japanische Gesellschaft durch eine rein westlich-feministische Brille sieht ist natürlich klar, dass man das kalte Kotzen kriegt.

正義の味方
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.03.04 22:26 von atomu.)
31.03.04 22:18
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Bücher über Japan
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