Mir geht es ähnlich wie Kasu, meine Lesefähigkeit ist um Längen besser als Hörverständnis oder gar Sprechen. Ich würde auch sagen, dass es eine Typfrage ist, aber auch stark von den Lernmethoden abhängt.
Ich würde annehmen, dass NeoAragorn vorhat in erster Linie autodidaktisch zu lernen. So habe ich bisher auch Japanisch gelernt. Gerade bei solchen Lernmethoden kann Sprechen allerdings schnell zu kurz kommen, denk ich. Aber ich seh das nicht als Problem an, solange das persönliche Ziel sich vorerst auf "Lesen" beschränkt. Hier wurde schon mehrmals geschrieben, dass Hören und Sprechen sogar einfacher zu lernen sein soll als Lesen. Wenn man also zuerst Lesen lernt, müsste man den schwierigsten Teil schon hinter sich haben.
Als ich angefangen habe, habe ich zuerst mit Heisigs Buch "Remembering the Kanji" und den Stories von
http://kanji.koohii.com/ gelernt, wie man die Kanji überhaupt unterscheiden und schreiben kann. Das Buch hat mir sehr geholfen, denk ich, und ich würde es jedem empfehlen, der autodidaktisch japanisch lesen lernen möchte.
Um nicht als ein weiterer RTK-Befürworter zu erscheinen, der nach ein paar hundert Kanji abgebrochen hat: Ich habe RTK mit seinen 2042 Kanji zu Ende gebracht und mich danach den Readings, Vokabeln und Grammatik gewidmet.
Ich würde daher sagen, dass es auf jeden Fall möglich ist, autodidaktisch japanisch Lesen zu lernen, also auch ohne teure Sprachkurse. Abhängig vom persönlichen Zeiteinsatz würd ich 2-100 Jahre schätzen, bis man Computerspiele spielen kann ohne alle 5 Minuten im Wörterbuch etwas nachzuschlagen. Wobei es bei Spielen natürlich sehr große Unterschiede gibt, was das Sprachlevel angeht. Einfachere Spiele können bestimmt auch schon früher spielbar sein, wenn man viel Zeiteinsatz zeigt und hinreichend strukturiert an die Sache herangeht.
So offensichtlich es klingt, aber wenn man als persönliches Ziel hat "Computerspiele auf japanisch spielen können", ist meiner Meinung nach das wichtigste, dass man möglichst früh anfängt, Computerspiele auf japanisch zu spielen. Nur so lernt man es. Viele Vokabeln, die in Computerspielen ständig verwendet werden, wird man in Genki oder ähnlichen Lehrbüchern selten finden. Beispiel: 魔法, mahou, "Magie". In nahezu jedem Spiel im Fantasy-Setting wird dieses Wort ziemlich regelmäßig auftauchen.
(16.12.10 11:36)sushizu schrieb: Fuer den Anfang also vll. Abstand von den Light Novels nehmen und dafuer mehr Spiele spielen und Manga mit einfacher Geschichte und Furigana lesen.
Das würde ich nicht sofort unterschreiben. Gerade etwas jüngere Spiele wie das RPG mit dem sehr geistreichen Namen
Zwei II (die II kommt daher, weil es der Nachfolger vom Spiel "Zwei!!" ist), finde ich deutlich schwieriger zu verstehen als einfache light novels. Dazu kommt noch, dass light novels normalerweise Furigana über weniger gebräuchlichen Kanji haben. In Computer- oder Konsolenspielen ist Furigana dagegen meiner Erfahrung nach eine absolute Seltenheit, vor allem in neueren Spielen. In dem Spiel "Zwei II" war das einzige Wort, bei dem ich mich erinnere, dass es Furigana hatte, dieses hier: 傀儡 (くぐつ).
Viele andere Wörter wie 罵る, 渾然一体, 甦る, 蘇る, 奢る, 攫われた, etc. kamen wie selbstverständlich ohne Furigana, auch wenn manche dieser Kanji wohl schon zu den weniger üblichen gezählt werden könnten. Diese Wörter sind alle aus dem Spiel Zwei II, das kann ich so genau sagen, weil ich daraus Anki-Karten gemacht habe, um die zu lernen. Jedenfalls würd ich annehmen, dass die meisten dieser Wörter in gedruckten light novels Furigana erhalten würden.
Was ich immer wieder sehr gerne empfehle, wenn mich jemand nach japanischen Spielen fragt, ist das SNES-Spiel Chrono Trigger. Das kann man auch gut im Emulator spielen, falls man kein SNES besitzt. Chrono Trigger ist von der Sprache her um Welten einfacher als modernere Spiele wie Zwei II, und außerdem gibt es diese hervorragende Seite, auf der sich der komplette Dialog in japanisch und englisch nebeneinandergestellt befindet:
http://www.chronocompendium.com/Term/Retranslation.html
Das erlaubt einem nämlich, rikaichan zu benutzen.
Ich habe oben erwähnt, dass ich Computerspiele als Basis für Anki-Karten nutze. Das sieht dann zum Beispiel so aus, aus dem Spiel Chrono Trigger:
Auf deutsch "10 Erfahrungspunkte erhalten!". Oberhalb der horizontalen grauen Linie ist die Frage, darunter die Antwort. Die Karte fragt hier also nur danach, ob ich den Satz in Kanji verstehe und korrekt lesen kann.
Das gibt mir dann direkt Kontext für die genre-typischen Wörter "Erfahrungspunkte" und "erhalten". Für "erhalten" oder "bekommen" gibt es ja mehrere Wörter. In RPGs ist aber "te ni ireta" wie oben in dem Screenshot die korrekte Phrase, wenn man irgendeinen Gegenstand, eine Fähigkeit o.ä. erhält. Das lernt man nicht aus Lehrbüchern, das lernt man, wenn man einfach drauflos spielt.
Außerdem finde ich solche Karten im Review viel motivierender als reine Vokabelkarten ohne Bild und ohne Kontext. Ab und zu so eine Karte mit Screenshot zu sehen, lockert die Reviews auf.
So, jetzt wurde der Post schon wieder viel länger, als ich beabsichtigt hatte. Falls das zu lang war, hier die Kurzfassung:
* Autodidaktisch ohne große Geld-Investition lesen lernen ist möglich.
* Aber nicht ohne große Zeit-Investition.
* Computerspiele können schwieriger sein als gedacht, aber auch einfacher.