So, hier meine Zusammenfassung:
Der Professor, der in dem Artikel interviewt wird, ist Ichirō Kuriki:
http://www.bsc.tohoku.ac.jp/researchers/kuriki_i/
Als 1930 in Japan die erste Ampel eingeführt wurde, war im entsprechenden Gesetzestext tatsächlich von 緑信号 die Rede. In Zeitungen wurde allerdings von 青信号 berichtet, wodurch sich diese Bezeichnung verbreitet hat und heute allgegenwärtig ist.
Da es im Japanischen Ausdrücke wie 青菜(あおな, Grünkraut) oder 青々とした若葉(あおあおとしたわかば, saftig grüne junge Blätter) gibt, war es zur damaligen Zeit vollkommen normal, das Grün der Ampel als 青 zu bezeichnen.
Ursprünglich hat man im Japanischen nur 4 Farben unterschieden: 赤、青、黒、白 (also alles i-Adjektive). Das 青 umfasste sowohl Blau als auch Grün. Das erklärt auch die Herkunft der o.g. Ausdrücke.
In der Heian-Zeit hat man dann erstmals zwischen 青 und 緑 unterschieden: Als man 碧空(へきくう, blauer Himmel) aus dem Chinesischen übersetzen wollte, entschied man sich gegen 青い空 und für 緑の空. Das entspricht zwar nicht dem heutigen Verständnis der Farben, zeigt aber, dass es eine Unterscheidung zwischen 青 und 緑 gab.
In Japanisch-Englisch-Wörterbüchern aus den Anfängen der Meiji-Zeit findet man aber folgendes:
aoi → light green or blue
midori → green color
Die Definition von 緑 hat sich also im Laufe der Zeit geändert.
In Experimenten mit Säuglingen hat sich übrigens gezeigt, dass Kinder Farbkategorien (wie blau und grün) unterscheiden können, bevor sie die entsprechenden sprachlichen Konzepte dazu kennen.
Diese sprachlichen Konzepte kommen dann ins Spiel, wenn man mit anderen kommunizieren will. Für erfolgreiche Kommunikation muss sich die Sprachgemeinschaft nämlich auf Konventionen einigen, zum Beispiel auch, was Farbbezeichnungen angeht. Diese Konventionen können sich natürlich mit der Zeit ändern.
Auch wenn Japaner damals schon Unterschiede zwischen Blau und Grün wahrnehmen konnten, hatte man sich darauf "geeinigt", dass man die chromatischen Farben nur in 赤 und 青 aufteilt. Mit der Weiterentwicklung der japanischen Sprache wurden dann auch die sprachlichen Konzepte zur Beschreibnung von Farben feingranularer und die Unterscheidung von 青 und 緑 hielt Einzug.
Eine ähnliche Entwicklung gab es auch im Englischen, wo es bis zum 13. Jahrhundert eine Farbe namens "hoewen" gab, die sowohl Blau als auch Grün umfasste und heute natürlich in "green" und "blue" aufgeteilt ist.
Aber warum genau ändern sich solche Konventionen? Kuriki führ das auf externe Einflüsse bzw. Druck von Außen zurück. Insbesondere der Kontakt mit anderen Muttersprachlern macht es notwendig, die eigenen Konventionen anzupassen. In Europa beispielsweise hat so eine Weiterenteicklung schon recht früh stattgefunden, da es hier viele Länder mit verschiedenen Sprachen auf engem Raum gibt. In Japan hingegen hat es solchen Kontakt erst zu Beginn der Meiji-Zeit gegeben.
Noch ist 青信号 natürlich fest im Japanischen verwurzelt, aber wenn die Zahl der Nichtmuttersprachler in Japan steigt und Japaner somit noch mehr mit Ausländern in Kontakt kommen, könnte sich tatsächlich irgendwann der Ausdruck 緑信号 etablieren. Dies könnte laut Kuriki schon in ca. 30 Jahren der Fall sein.
Zuletzt wird noch auf eine Änderung der Wörter für Farben in den letzten 30 Jahren eingegangen:
Vor 30 Jahren hat Kuriki ein Experiment durchgeführt, in dem es unter Anderem um die Unterscheidung zwischen 水色 und 青 ging. Den VPs wurde eine Farbe gezeigt, die ca. die Hälfte als 青 und die andere Hälfte als 水色 bezeichnet hatte.
2017 wurde das Experiment wiederholt. Diesmal bezeichneten 98% der Teilnemer die Farbe als 水色. Hier hat sich also scheinbar eine neue Unterscheidung etabliert.
In diesem Zusammenhang wird auch auf das Russische verwiesen: Dort gibt es ebenfalls die Unterscheidung zwischen "goluboy" (水色) und "siniy" (青).
In indo-europäischen Sprachen hat man ebenfalls die Unterscheidung zwischen hellen und dunklen Farbe (auch wenn es bei uns eher Präfixe sind), so dass man davon ausgeht, dass es sich hierbei um eine Universalie handelt, die in jeder Sprache anzutreffen ist.
Zitat:Herzlichen Dank im voraus? Voraus?
"im" ist eine Zusammensetzung aus "in" und "dem", folglich haben wir es mit einem Artikel und damit bei dem folgenden "Voraus" mit einem Substantiv zu tun, weshalb es groß geschrieben wird.
Zitat:Die Tafeln werden noch eingesetzt! Erstaunlich, denn im Internet habe ich festgestellt, dass diese Untersuchung jetzt die Augenärzte mit dem Computer machen.
Also mir wurde da einfach ein Buch mit den Ishihara-Tafeln hingehalten und mir wurden ein paar Seiten daraus gezeigt. Und dafür musste ich verhältnismäßig viel Geld bezahlen...
Mir fällt gerade auf, dass meine Zusammenfassung nicht gerade konsistent ist, was den Schreibstil angeht. Man möge mir verzeihen.