RE: was gesagt ist, muß nicht gehört sein
@zongoku: Ich würde sie nicht löschen, da ja die Leute auch auf Deine Beiträge geantwortet haben und so deren Beiträge zum Teil unverständlich würden. Außerdem heißt ein Fehler in einem Übersetzungsvorschlag ja auf keinen Fall, daß der Beitrag damit wertlos würde. Im Gegenteil: Gerade daraus kann man ja sehen, was man bei solchen oder ähnlichen Fällen vermeiden muß. Auch die Tatsache, daß gewisse Strukturen in gewissen Fällen nicht möglich sind und welche Strukturen und welche Fälle das sind, muß einem ja erst bewußt werden. Ich finde daher gerade Irrtümer sehr wertvoll.
Was Deine Bemerkung mit der Übersetzungsmaschine betrifft und der Tatsache, daß aus Wort A bei der Rückübersetzung Wort C wird: nun, das ist leider ein sehr häufiges Problem bei Übersetzungen. Sprachen sind keine mathematischen Gleichungen, die sich mit einem bestimmten System ineinander überführen lassen, Sprachen sind Ausdruck des menschlichen Denkens. Ein "Denksystem" in ein anderes zu überführen ist..., nun, ich weiß gar nicht, ob das überhaupt zu hundert Prozent möglich ist. Aber hier entfernen wir uns wohl ein wenig vom Thema.
Auf jeden Fall ist es so, daß die Krücke namens Übersetzungsmaschine leider nicht sehr belastungsfähig ist. Für einzelne Wörter mag es angehen, für etwas, das schon im Deutschen kompliziert ist, nicht. Vor allem, wenn wir noch eine Sprache dazwischenschalten.
Im Grundkurs meines Nebenfaches interkulturelle Kommunikation hat man uns einmal ein "japanisches Nachtlied" gezeigt. Ich erinnere mich leider nicht mehr vollständig, aber es hat angefangen mit "Stille ist im Pavillon aus Jade/ Krähen fliegen stumm" und geendet mit "ich sitze/ und weine." Dieses Nachtlied hat ein deutscher Völkerkundler aus einer französischen Antalogie japanischer Gedichte übersetzt. Der französische Autor hatte das Gedicht in einer japanischen Sammlung entdeckt und versucht, ins Französische zu übertragen. Der Autor jener japanischen Sammlung hatte seinerseits versucht, die westliche Dichtung ins Japanische zu überführen.
Bei diesem "japanischen Nachtlied" handelte es sich um nichts anderes als um einen Übersetzungsversuch von Goethes Nachtlied ("Über allen Gipfeln ist Ruh/ in allen Wipfeln sprüest Du/ kaum einen Hauch."). Das Ergebnis hatte mit dem Original absolut keine Ähnlichkeit mehr.
@Ananas: Das Partizip Perfekt, das in den deutschen Sätzen verwendet wurde, hat von seinem Ursprung her und in japanischen Ohren eine passivische Bedeutung, aber im Deutschen nimmt man es nicht mehr so als wirkliches Passiv war.
Wenn ich aber versuche, es aktiv zu machen, könnte man vielleicht umschreiben:
Was jemand gesagt hat, muß der Andere nicht unbedingt gehört haben,
was jemand gehört hat, muß er nicht unbedingt verstanden haben,
was jemand verstanden hat, muß er nicht unbedingt umgesetzt haben,
was jemand umgesetzt hat, muß er nicht unbedingt beibehalten.
Das "muß" hat hier vielleicht ein wenig die Bedeutung von "wake de ha nai".
Das "umsetzen" bedeutet hier, daß die betreffende Person ihr Denken und/oder ihr Handeln
tatsächlich geändert hat und zwar so wie es dem entspricht was sie gehört und verstanden hat.
Beispiel: A sagt B, Rauchen sei schädlich, man sollte aufhören. B hört und versteht, aber nur, wenn B wirklich aufhört, hat er das, was A gesagt hat umgesetzt.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.02.04 18:24 von Ma-kun.)
|