Ich glaube, in DIESE Diskussion will ich mich mal lieber nicht einmischen... sonst kann es leicht passieren, daß ich - nach langer Zeit - mal wieder sehr unsachlich werde. Deswegen nur ein kurzer Gedanke dazu:
Zitat:Sicher ist dieser alberne Slip-Fetischismus kein Zeichen von Selbstbewußtsein, ein junges Mädel, daß diese Mode trägt und trotzdem zu verstehen gibt, kein Freiwild für jeden wildgewordenen chikan zu sein, in meinen Augen dagegen schon!
Aha... und wie macht sie das?
Also ich persönlich halte das ach so sichere Japan in Hinsicht auf sexuelle Belästigung für ein Katastrophengebiet. (Übrigens sehen viele Japaner das mittlerweile ganz ähnlich.)
Wo gibt es sonst ein Land, in dem die U-Bahnen zur Rush-hour mancherorts Extra-Waggons für Frauen haben (müssen), in dem es Hinweisschilder wie "Bitte nicht grabschen" gibt oder solche, auf denen man als Frau gewarnt wird, bestimmte Wege zu gehen, und in dem sich "Chikan-Clubs" reger Beliebtheit erfreuen, also Clubs, in denen sich Männer organisieren, um Grabscher-Training zu betreiben und zu üben, wie sie möglichst erfolgreich (d. h. ohne erwischt zu werden!) grabschen können, Clubs, in denen es - wie beim Sport - Ränge und Titel gibt, die von der "Abschußquote" abhängen, Clubs, die Internetseiten unterhalten, Magazine herausgeben, Fortbildungswochenenden und Gruppen-Jagden organisieren usw. usf.
Da gibt es wenig schönzureden: Japan hat ein PROBLEM mit dem sexual haressment (sekuhara) - und seit den 90er Jahren wird das den Japanern offenbar auch immer bewußter.
Ich habe auch eine gute Freundin, die - als 1,82 Meter große Gaijin - in Japan zwar nicht begrabscht wurde, die mir aber davon berichtet hat, wie sie jedesmal vor hilfloser Wut hätte losheulen können, wenn sie wieder einmal mitbekam, wie - in der Bahn oder auf der Straße - die junge Japanerin neben ihr plötzlich zusammenzuckte, weil schon wieder ein chikan zugeschlagen hatte... (Und Simone neigt sonst gar nicht zum Heulen...)
Fazit (und um das OT nicht zu lang werden zu lassen): Ich wüßte gerne, wie eine Frau "zu verstehen" geben kann, "
kein Freiwild für jeden wildgewordenen chikan zu sein". Und außerdem wüßte ich gerne, ob das bedeuten soll, daß die übrigen Frauen selbst daran schuld sind, wenn man sie begrabscht, weil sie einfach nicht "zu verstehen" geben, daß sie das nicht wollen. (Woher soll der arme chikan das auch wissen, wenn die Frau das nicht "zu verstehen" gibt? Wenn sie es "zu verstehen" geben würde, würde er selbstverständlich davon Abstand nehmen.) Juhu! Endlich haben wir DAS Mittel gegen Grabscher gefunden: "Zu verstehen geben".
(Und noch eines, was ich ganz und gar nicht ironisch meine: Der Normalzustand ist NICHT der, daß man begrabscht wird, und daß man etwas tun muß, falls man das nicht möchte. Der Normalzustand ist der, das man NICHT begrabscht wird! TÄTER sind die chikans, OPFER sind die Frauen. Von den OPFERN zu verlangen, daß sie mehr Selbstbewußtsein zeigen, "zu verstehen" geben oder was auch immer tun müßten - kurz: irgendwelche Forderungen an die OPFER zu stellen, damit sie in den Genuß des Normalzustandes kommen können, ist Zynismus pur.
Gomen, wenn das alles jetzt sehr hart klingt, aber auf diesem Gebiet verstehe ich
absolut keinen Spaß.)
@bitfresser
Zitat:Mittlerweile musste das sogar zur Straftat aufgestuft werden.
... ein weiteres Zeichen dafür, daß man sich bewußt ist, ein PROBLEM zu haben. Nur nützen solche Maßnahmen in praxi leider gar nichts. Die Höchststrafe für Busengrabschen beispielsweise liegt in Japan schon seit mehr als 10 Jahren bei 7 (in Worten: sieben) Jahren Zuchthaus. Geändert hat das nichts.