Beitrag #2
RE: Wieso gibt es (deutsche) "Anglizismen"?
Das Japanische hat eigentlich Zeit seiner Existenz Fremdwörter aufgenommen. Als die chinesischen Zeichen um 500 n.Chr. übernommen wurden, übernahm man gleichzeitig auch eine Menge Wörter für Abstrakta, die man bis dato nicht verwendet hatte. Man kannte zum Beispliel "Frühling, Sommer, Herbst, Winter", das Wort "Jahreszeit wurde aber dem Chinesischen entlehnt.
Später, im 15. und 16. Jahrhundert übernahm man einige Wörter aus dem Portugiesischen, zum Beispiel "kopu" für Trinkglas, da zu der Zeit portugiessiche Seefahrer Japan "entdeckt" und Missionare (hauptsächlich Jesuiten) dorthin geschickt hatten. Danach folgte eine lange Periode, in der´sich Japan vom Rest der Welt abschottete. Als diese 1871 entgültig zuende ging, befand sich eine Großteil der Welt schon in der Neuzeit, Japan eigentlich noch im Mittelalter. Viele Wörter für moderne Erscheinungen wurden aus dem Englischen, Deutschen und (spärlich) dem Französischen übernommen. Aus dem Englischen stammen viele Namen für neue Handelswaren, eben auch "miruku", also milk. Japan war keine Milchkultur. Milch bekamen Kinder von der Mutter, sie aus Kühen zu "gewinnen" und als Erwachsener zu trinken oder weiterzuverarbeiten, war eine neue Idee. Es gibt zwar einen japanischen Ausdruck für Kuhmilch, aber mehr einen technischen, der die Vorstellung, sie zu trinken nicht wirklich beinhaltet.
Es gab sogar damals ein Adjektiv für moderne, schöne und gute Dinge aus dem Westen: "haikara(na)", eine Anspielung auf die hohen Kragen, die zur Zeit bei den westlichen Händlern modern war
Aus dem Deutschen hingegen wanderten hauptsächlich naturwissenschaftliche Begriffe ein. Noch heute gibt es in der Medizin die Ausdrücke "Arrerugii, Noiroose, Kuranke, Karute".
Die Philosphoschen Schriften aus Frankreich und Deutschland fürhten auch zu einer Erweiterung des japanischen Wortschatzes. Es wurden mit den Kanji neue Übersetzungsworte für die unbekannten Begriffe gebildet.
Aus dem Französischen haben sich ein paar Begriffe aus den Bereichen Kultur, Lebensart und Literatur erhalten. Das Wort "rupo" ist zum Beispiel eine Verkürzung des Französischen reportage (hier wir das "e" ganz kurz, leicht zum "ö" hin tendierend ausgesprochen, daher haben due Japaner es als "ru" interpretiert. Es gibt heute den Ausdruck genbaruppo 現場ルポ, die Reportage am Ort eines Verbrechens oder einer Katastrophe.
"Null" als wirklich begreifbare, mathematisch erfassbare Menge ist eine Erfindung des Stellenwertsystems. Kulturen, die mit einem anderen Zahlensystem arbeiten (die japanische hatte das additiv/multiplikative aus China übernommen) kannten diesen Begriff nicht. Das Wort für "nichts" gab es aber.
"namae", also Name ist ein Zufall.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.04.03 21:40 von Ma-kun.)
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