(16.12.12 13:28)Nephilim schrieb: Aber kommen dann ein wenig selterne Wörter wie innocent, reign, veil, shallow etc. sind sie hilflos.
Ach und das beliebte I become a steak(Gerne als Schtiick ausgesprochen) höre ich auch immer wieder.
Ja das ist wohl wahr. Bei einer Fremdsprache kann man eigentlich immer was dazu lernen. Besonders heimtückisch finde ich die "false friends" im Englischen. Manchmal gibt es bei einem Wort eine Bedeutungsverschiebung auch wenn es den gleichen Ursprung hat. Ich dachte eine Zeitlang auch "pathetic" könne mit "Pathetisch" übersetzt werden, allerdings ist mit der Redewendung "you're pathetic!" eher gemeint das man den anderen für jämmerlich/erbärmlich hält anstatt für Pathetisch. Ein weiteres Problem entsteht wenn man es mit Worten zu tun hat, die man selbst im Deutschen nicht so genau kennt, also z.b. Namen für spezielle Tier- oder Pflanzenarten, bei denen man auch im Deutschen lediglich weiss, dass das "irgend so eine Pflanze" ist.
Ich habe mir Englisch in den 80er Jahren in der ehemaligen DDR selbst beigebracht. Unter den damaligen steinzeitlichen Bedingungen gestaltete sich das wesentlich schwieriger als mein kürzlich begonnenes Japanisch-Selbststudium. Das einzige Wörterbuch was ich hatte, hatte nur etwa 35.000 Wörter und enthielt zudem viele ideologisch motivierte Wörter die man so gut wie niemals im Englischen benötigt wie z.b. "Stakhanovism" welches das englische Wort für Stachanovmethode ist. Viele sinnvollere Wörter fehlten dagegen oder waren ungenau übersetzt, wie z.b. "sophisticated" welches lediglich mit "verfälscht" übersetzt wurde obwohl es mir in diesem Kontext noch nie begegnet ist. Es war extrem schwierig an originalsprachliche englische Texte heranzukommen, irgendwann wird man jedoch müde, immer wieder die gekünstelten Lehrbuchtexte von "Tom und Peggy" zu lesen. Die Einfuhr von Schriftgut und Tonträgern aus dem "kapitalistischen Ausland" war streng verboten und ich hatte auch keine Westverwandten die bereit gewesen wären, mir heimlich englischsprachige Zeitschriften oder gar Bücher herüber zu schmuggeln. Schliesslich entdeckte ich, das es im "Internationalen Buch" in der Leipziger Straße eine kleine Auswahl an englischsprachigen Klassikern wie z.b. Edgar Allan Poe oder Francis Scott Fitzgerald gab. Das Problem: es handelte sich dabei um Importe aus Russland die für russische Englisch Studenten gedacht waren. Das bedeutet, das die Erklärungen für die schwierigen Worte und Redewendungen im Anhang auf Russisch waren und das konnte ich nicht so gut, obwohl wir es in der Schule lernen mussten.
Auch zum Hören gab es nicht viel da es noch nicht so viele Fernsehprogramme wie heute gab und schon gar keine originalen Englischsprachigen. Ich konnte mir nur immer wieder die Folgen von "English for You" im Ostfernsehen anschauen. Daneben hörte ich dann in meinem Kofferradio heimlich AFN und VOA (Voice of America). Der Sender VoA hatte extra Programme in vereinfachten sogenannten "Easy English" welche extra als Infosendungen für uns Bürger im Ostblock gedacht waren. Da konnte ich dann mit etwas Mühe das eine oder andere verstehen. Deshalb versuchte ich als originalsprachliche Quelle hauptsächlich auf Popmusik zurück zu greifen und probierte mir die Texte der Rolling Stones, Beatles und zahlreicher anderer Künstler zu übersetzen. Das liess mich oft schier verzweifeln da ich dabei oft an Lieder geriet, die gar keinen Sinn besitzen. Ich dachte dann stets, das es an meiner Unfähigkeit zum Sprachenlernen liegt, das ich in solchen Lieder wie "I am the walrus" keinen Sinn entdecken konnte. Was bitteschön sollte mit:
"Yellow mother custard, dripping from a dead dog's eye.Crabalocker fishwife, pornographic priestess,
Boy, you been a naughty girl you let your knickers down."
Nach der Wende führte mich meine erste Reise direkt nach London. Zu meiner großen Freude stellte ich fest, das mein Englisch doch nicht so schlecht war. Ich konnte mich ganz gut verständigen und lernte viel neues hinzu. Später erfuhr ich, das John Lennon das Lied "I am the walrus" absichtlich sinnlos komponiert hatte. Er hatte gelesen das ein britischer Musiklehrer mit seinen Schülern im Unterricht Beatles Texte analysierte. Er fand es komisch, das einige Leute in ihre Lieder so viel hinein interpretieren und beschloss, mal ein besonders absurdes Lied zu komponieren: "I am the walrus". Es lag also nicht an meinem begrenzten Englisch das ich mir die Zähne bei dem Versuch ausbiss, diesem Lied einen sinnvollen Text zuzuordnen.