(03.04.23 12:03)cat schrieb: ...
Für mich jedenfalls alles nix, ich würde N4 vllt mit ach und Krach schaffen.
Tja, nur rohen Fisch essen hilft alleine nicht...
Genauso wie ein Sprachzeugnis zwar ein Indiz aber keine Garantie für die tatsächliche Verständigungsfähigkeit des Prüflings ist.
Der Test zeigt jedoch, dass der Prüfling einen gewissen Aufwand getrieben hat. Ein Interview ist aber durch nichts zu ersetzen und der einzige Grund darauf zu verzichten sind Prüfungskosten.
Ah, ich sehe mich grade, vor meinem inneren Auge, im Onsen liegen und das gefilmte Interview absolvieren. (siehe Link in Jerrys Eingangspost)
Zum Thema Sprachtests habe ich eine Anektode:
Um internationale Pilotenlizenzen zu erhalten, muss man, unter anderem, eine Sprechfunkprüfung machen. Ich habe das bei der Bundesnetzagentur absolviert, das Sprechfunkzeugnis ist damals unbefristet erteilt worden. Wie ein JLPT. Wer schonmal Flugsprechfunk gehört hat, weiß, dass es da bei vielen Piloten Verbesserungspotential gibt. Irgendwann, so vor ca. zehn Jahren, kam man EU-weit dann auf die Idee, dass diese Prüfung für jeden nicht-Muttersprachler regelmäßig zu wiederholen ist. Erreicht man einmal Muttersprachlerniveau (Level 6), muss man keine weiteren Tests ablegen. Die Umsetzung wurde innerhalb der EU unterschiedlich gehandhabt. Italien und Frankreich haben ihren Berufspiloten den Level 6 geschenkt. Was natürlich ein Witz war, weil genau diese Nationen legendär für ihre englischen Sprachqualitäten sind.
In Deutschland wurde das ganze natürlich ordentlich umgesetzt. Zunächst hat man gar keine Prüfer gefunden, die Level 6 hättten abnehmen können. Das führte dann u.a. zu der irren Situation, dass ehemalige Jetpiloten, die in ihren Kampfjets mit NATO-Verbänden Einsätze geflogen hatten, nach der Rückkkehr in die zivile Luftfahrt regelmäßig Sprachtests ablegen mussten. Halt bei einem Prüfer mit maximal Level 5, alle paar Jahre wieder.
Nun ja, ich saß mehrfach in Prüfungen, wo eindeutig war, dass mein Sprachniveau, sagen wir mal vorsichtig, höher als das des Prüfers war. Bei meiner letzten dieser Prüfungen kam es dann zu diesem Austausch:
Eine Aufgabe war eine sogenannnte Situationsbeschreibung. Man musste den Inhalt eines Bildes beschreiben.
Der Prüfer legt mir das Bild hin und fragt, auf Englisch, was ich denn zu sehen meine. Meine Antwort ist inhaltsgemäß: "Tja, da sitzt wohl einer irgendwo in der Ecke Washington und Norfolk im Motel und macht eine VFR Flugvorbereitung."
Auf diese Ansage hin meint der Prüfer: "Ich muss jetzt mal auf Deutsch umschalten. Ich lese Ihnen mal die Musterlösung vor." Siehe oben. "Kannten Sie die Aufgabe? Und woher in Gottes Namen wollen Sie wissen, dass der Mann in einem Motel sitzt?"
"Naja, auf dem Bett liegt ein VFR Besteck, mit aufgeschlagener Karte. Man kann die Ortsnamen zwar nicht lesen, aber die Küstenlinie kenne ich sehr gut. Sehen Sie, hier ist Norfolk, da habe ich Ende der 90er eine zeitlang für den amerikanischen Staat Leute in Elektronik unterrichtet. Und so ein beschissenes Muster kenne ich nur von Tagesdecken in amerikanischen Motels."
Das ist alles schon wieder eine Weile her. Kann sein, dass sich die Situation seitdem geändert hat. Insgesamt war diese Prüfung halt ein weiterer zusätzlicher, regelmäßiger Aufwand. Preis war in gewissem Rahmen Verhandlungssache mit dem Prüfer, ich denke das waren damals so knapp 120€ für Datum, Unterschrift und Stempel.
Edit: Nicht, dass jemand denkt, ich wollte der Katze auf den Schwanz treten. Als stolzer Inhaber eines N∞ und Foodpornposter musste ich nur ein wenig frotzeln.
Außerdem möchte ich noch anfügen, dass die Gespräche der oben beschriebene Nachprüfung zwar thematisch grob im Bereich Fliegerei anzusiedeln waren, jedoch im Gegensatz zur Sprechfunkprüfung keine simulierten kontrollierten An-/Abflüge an Flughäfen beinhalten. Bei letzterer hat man am Prüfungsplatz ein Headset auf und spricht mit einem (Prüfer-)Lotsen, der in einem anderen Raum sitzt.