(12.03.11 15:52)yamaneko schrieb: Ich gebe dir nur teilweise Recht...
...Es ist klar, daß man bei den Vokabellisten Hiragana und Katakana gleich schnell lesen kann. Was ich aber gemeint habe ist, daß wenn ich Untertitel bei den Fernsehsendungen lese, dann erkenne ich die Kanji, lese Hiragana, aber bei Katakanawörtern reicht mir die Zeit nicht, um zu erkennen, was gemeint ist.
Nicht, dass es mir wichtig wäre, aber wieso nur teilweise? Deine Aussagen bestätigen doch genau das, was ich erläutert hatte: Weil du sie oft genug geübt hast, liest du Hiragana und Kanji bzw. Kanji-Komposita ausreichend schnell, während du mit Katakana Schwierigkeiten hast. Scheinbar hast du das Lesen von Katakana in der Vergangenheit bis heute vernachlässigt und kannst deshalb diese Wörter nur schwer und langsam lesen - zu langsam jedenfalls, um mit dem durchlaufenden Text eines Laufbandes im Fernsehen mithalten zu können.
Wie Katzomat ebenfalls ganz richtig hinzugefügt hat, sollte man zusätzlich zu den reinen Übungen noch die Katakana-Wörter ebenso lernen, wie alle anderen Vokabeln auch und sich nicht einfach darauf verlassen, dass man sie ja schon lesen und irgendwie erkennen kann, wenn sie auftauchen, "
weil es ja meistens eh englische Wörter seien". Das ist, wie dein Beispiel ja sehr deutlich zeigt, eben oft nicht der Fall. Lernt man nicht nur Katakana lesen, sondern auch zusätzlich Katakana-Vokabeln hat man den Vorteil, dass man - genau wie bei Hiragana-, Kanji- und Kanji-Wörtern auch - nicht mehr einzelne Zeichen lesen muss sondern schon recht schnell ein Wort als Ganzes aufnehmen und erkennen kann - was natürlich die Lesegeschwindigkeit ungemein erhöht.
Ein Vergleich mit unserer Sprache bzw. Schrift zeigt, dass das ganz normal ist: Wer liest denn jeden einzelnen Buchstaben? Von Legasthenikern abgesehen entweder Schulanfänger, die noch keine Übung haben oder Geübte höchstens dann, wenn sie vor einem ungewöhnlichen, möglicherweise komplizierten und vielleicht sogar langen Fremd- oder Fachwort stehen, welches sie nicht kennen und nicht sofort einordnen können. Aber ansonsten erkennt man Wörter, aber auch Wendungen und teilweise sogar ganze Sätze mit einem Blick, ohne dass man die einzelnen Teile lesen muss. Diese Fähigkeit kann man übrigens auf die Spitze treiben (mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringen kann), aber das ist ein anderes Thema.
Auf die japanische Schrift bezogen bedeutet das dies: Mit etwas Übung schaut man sich bei Kanji nicht mehr jeden einzelnen Strich an sondern erkennt das Zeichen als Ganzes. Genauso verhält es sich mit Kanji-Wörtern, die man nach einiger Zeit auch als Ganzes erkennt. Bei einem Wort wie z. B. 原子力発電所 (ein Wort, welches ich kenne, ebenso wie ich jedes einzelne enthaltene Kanji gut beherrsche) schaue ich mir nicht mehr jedes einzelne Zeichen an und noch viel weniger die einzelnen Striche der Kanji - ich lese den Begriff als Ganzes, nehme das Wort sozusagen mit einem Blick auf. Bei längeren Wörtern oder Wendungen kann es sein, dass ich zwei oder mehr Abschnitte habe, je nach dem, wie oft ich das Wort, die Wendung oder deren einzelne Teile schon gelesen habe. Und ebenso verhält es sich, mit entsprechender Übung, auch bei Hiragana und Katakana-Wörtern - oder geht das nur mir so? Ich bin ziemlich sicher, dass das
jedem so geht, selbst jenen, die Probleme beim Lesen von Katakana haben.
Zwei gegensätzliche Beispiele:
Wer Katakana nicht gut gelernt hat, kämpft sich erst einmal Zeichen für Zeichen durch ein Wort, bis er endlich meint, alles erkannt zu haben. Dann fängt er an, diese Zeichen auszusprechen, so gut es ihm gelingt - nur um dann festzustellen, dass doch einige Zeichen falsch sein müssen, weil er das Wort in keinem Lexikon findet, fängt dann noch einmal von vorne an und kommt, wenn er Glück und Zeit hat, nach einiger Zeit und einigen Fehlversuchen auf die richtigen Zeichen. Nehmen wir mal den ungünstigsten Fall an und er kennt weder die grundlegenden Ausspracheregeln der japanischen Sprache noch hat er einen ausreichend großen Englisch-Wortschatz. In diesem Fall bleibt ihm nur der Weg über ein Lexikon. Es ist klar, dass Prozess sehr zeitintensiv ist und dass in dieser Zeit der Text eines Infobandes am unteren Rand eines Fernsehberichtes schon um einiges weitergelaufen ist. Wie man schnell sieht, ist das keine besonders effektive Lesemethode.
Im anderen Fall kann derjenige Katakana, ebenso wie Hiragana und Kanji(-Wörter) schnell und fehlerfrei lesen, beherrscht die Ausspracheregeln der japanischen Sprache, hat ausreichend Erfahrung mit Katakana-Wörtern und deren Aussprache und zudem noch einen ausreichend großen Englisch-Wortschatz. In diesem Fall liest dieser Katakana-Wörter ohne zu stocken, erkennt recht schnell, worum es sich dreht und kann sie sofort richtig aussprechen, einordnen und übersetzen. Wenn er viel Erfahrung hat, wird er mindestens bei bekannten Katakana- (und natürlich auch Hiragana- sowie Kanji-)-Wörtern nicht mehr einzelne Silben lesen, sondern die Wörter mit einem Blick aufnehmen, wodurch er nochmals an Lesegeschwindigkeit gewinnt. Meiner Meinung nach ist das die einzige Möglichkeit, einem mit normaler Geschwindigkeit durchlaufenden Text zu folgen, ihn lesen
und gleichzeitig verstehen zu können.
Für die beiden obersten Stufen des JLPT gibt z. B. in der Kanzen Master Reihe von 3anet nicht umsonst einen Band
カタカナ語彙, der sich genau dieses Problemes annimmt.
Zusammenfassend:
Um Katakana-Wörter erfolgreich und schnell lesen und verstehen zu können, ist es meiner Meinung nach notwendig,
- die einzelnen Katakana-Zeichen genauso intensiv wie Hiragana zu üben
Vielleicht sollte man sogar etwas mehr Übungen für Katakana machen, weil Hiragana einem eh öfter begegnen. Reine Texte in Katakana, z. B. mit einem Konvertiertool erzeugt, sind dabei sehr hilfreich. Vielleicht sollte man sogar überlegen, zuerst Katakana zu lernen und dann erst Hiragana - dieser Vorschlag ergibt allerdings nur Sinn, wenn man die beiden Schriftformen in kurzer Zeit und in einem Stück lernt.
空
- Man sollte beim Lernen auch nicht vergessen, die Sonderzeichen für die Aussprache von Lauten, die es in der japanischen Sprache so nicht gibt (z. B. ディ,ヴぇetc.), zu lernen.
Es liegt auf der Hand, dass man auch diese Zeichen lernen muss, will man Katakana flüssig lesen.
空
- die Katakana-Vokabeln genauso in die Lernkartei aufzunehmen, wie andere Vokabeln auch.
Ich sehe keinen Grund, Katakana-Vokabeln anders zu behandeln, als mit Kanji und/oder Hiragana geschriebene Vokabeln. Tut man es, bedeutet das, Katakana zu vernachlässigen und damit schlechter lesen zu können. Wenn man solche Vokabeln mit lernt, wird man lernen, auch diese Vokabeln mit einem Blick zu erfassen.
空
- eine gute Kenntnis der grundsätzlichen Ausspracheregeln der japanischen Sprache
Es ist eigentlich klar, weshalb: Fehlen einem diese Kenntnisse, dann wird auch das Wort "Resutoran" (Resutohran, schlimmstenfalls mit weichem Susi-S und ausgesprochenem u, typischer deutscher Betonung und Dehnung der vorletzten Silbe) zu einem unverständlichen Kauderwelsch.
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- Eigene Erfahrungen im Transkribieren von deutschen und englischen Wörtern ins Japanische
Warum? Weil man so Erfahrung damit sammelt, wie unsere Laute überhaupt in die japanische Schrift und Aussprache umgesetzt werden können. Das zusammen mit der Kenntnis schon existierender Katakana-Wörter hilft wiederum dabei, selbst aus einem noch unbekannten Katakana-Wort das zugrunde liegende Lehnwort zu finden.
空
- Ein guter englischsprachiger Wortschatz ist von Vorteil
Auch dieser Punkt sollte klar sein: Viele Katakana-Wörter stammen aus dem Englischen; kenne ich das Wort "Restaurant" schon, komme ich, zusammen mit dem vorigen Punkt schnell darauf, was dieses Wort bedeuten soll
空
- Sich von Lehrbuchtexten lösen und viel modernes Lesematerial (z. B. aus dem Internet) lesen
Zusammen mit den vorigen Punkten schafft dieser Punkt letztendlich die Fähigkeit, Katakana ebenso flüssig lesen zu können, wie Hiragana, da auch das innerliche "Umschalten" zwischen den verschiedenen Schriftformen geübt und automatisiert werden muss.
Letztendlich gilt auch hier wie überall:
Übung macht den Meister (oder die Meisterin
).