(14.04.13 09:24)Firithfenion schrieb: (13.04.13 17:09)Woa de Lodela schrieb: Also würdest du dagen, dass die Darstellungen bei Spiegel TV in Anbetracht der rauhen Wirklichkeit Berlins noch verharmlosend sind?
Sie sind nicht verharmlosend, aber sie sind auch keineswegs aufbauschend. Ausserdem sind solche gelegentlichen Sendungen (zumeist zu ungünstigen Sendezeiten) weitgehend überflüssig da sie keine Problemlösungen anbieten sondern nur unbedeutendes Betroffenheitsgeschwätz
Diese Sendungen helfen auch nicht. Es geht darum, für den Zuschauer interessante Sendungen zu bringen, um die Einschaltquote zu erhöhen.
Zitat:was dem Zuschauer wohl den Eindruck vermitteln soll, man kümmere sich um diese Probleme.
Das glaube ich auch nicht, dass es darum geht.
Zitat:Wenn du diese Bücher tatsächlich gelesen hast, dann müsstest du wissen das die Autoren genau das bestätigen, was ich sagte.
Ich habe diese Bücher nicht gelesen (doch, eins davon habe ich "gehört"), aber darum ging es auch gar nicht. Ich wollte damit lediglich verdeutlichen, dass diese Probleme in Deutschland nicht totgeschwiegen werden, zumindest seit einigen Jahren nicht mehr. Recht gebe ich dir, wenn du sagst, dass derartige Probleme in der Vergangenheit verharmlost wurden (Friede-Freude-Eierkuchen-und-zusammen-Sirtaki-tanzen-Mentalität, wie Buschkowsky es vielleicht nennen würde). In Sendungen wie Spiegel TV werden sie m.E. übertrieben und einseitig dargestellt (Ausländer sind alle böse, vor allem strenggläubige muslimische Salafistenjugendliche).
Zitat:Sie beklagten nämlich genau das Verdrängen durch die Politik welches dieses Anschwellen der Probleme erst ermöglichte. Lies dazu z.b. das Interview von Kirsten Heisig mit dem Berliner Tagesspiegel von 2006. Geändert hat sich seitdem nichts.
Ja, aber das ist jetzt auch schon über sechs Jahre her. Und seitdem ist das Thema wirklich sehr präsent in den Medien, und es wird ja auch etwas getan, z.B. an dieser einen berühmten schlimmen Schule in Berlin, die dann zur Musterschule wurde.
Zitat:Es ist eher noch schlimmer geworden. Selbst Kirsten Heisig wäre, wenn sie noch leben würde, wahrscheinlich schockiert gewesen das ein junger Mann wie Johnny K. nur 100 m vom Roten Rathaus entfernt zu Tode getrampelt wird.
Ich finde so etwas auch bedenklich und schlimm, aber findest du wirklich, dass darüber nicht genug geredet wurde? Es ging ja darum, ob in Deutschland so etwas öffentlich besprochen wird oder nicht. Ich finde schon.
Zitat:Dafür mussten die Autoren unzählige Beschimpfungen und Verleumdungen auf sich nehmen. Die Berliner Richterin Kirsten Heisig, Autorin des von dir genannten Buches, kam bekanntlich kurz nach Veröffentlichung ihres Buches auf mehr als mysteriöse Weise ums Leben. Sie wurde "geselbstmorded" wie man hier in Berlin munkelt. Sie sprach in ihrem Buch auch ganz offen davon, das viele Richter sich überhaupt nicht mehr trauen können, angemessene Urteile gegen berüchtigte kriminelle Familienclans auszusprechen, weil sie genau wissen was ihnen und ihrer Familie dann passiert. Kurz darauf war sie selber tot.
Die Geschichte kenne ich sehr gut, die war ja nun auch nicht gerade ein kleines Thema in den Medien. Auch ich hatte sofort den Verdacht, dass sie ermordet wurde. Aber anscheinend hat sie tatsächlich Selbstmord begangen. (Sie litt unter Depressionen.) Alles andere sind Verschwörungstheorien. Die absolute Wahrheit werden wir wohl nicht herausfinden können, und auch wenn wir uns etwas vorstellen, heißt das nicht, dass diese Vorstellungen die Realität widerspiegeln.
Zitat:Personen wie Kirsten Heisig oder Heinz Buschkowsky (Autoren der von dir genannten Bücher) haben nichts beschrieben, was nicht jeder Berliner der mit offenen Augen durch die Gegend geht, schon längst wüsste.
Es kommt aber auch immer darauf an, von welcher Warte aus man seine Umgebung wahrnimmt. Wenn ich hinter jeder Ecke eine Bedrohung erwarte, sehe ich meine Umwelt möglicherweise mit anderen Augen als jemand, der erst mal einen dicken "Vertrauensvorschuss" hat. Und, na ja, geht es hier nur um Berlin...?
Zitat:Nur befindet sich nicht jeder in einer Position das man ihm überhaupt zuhört. Ausserdem möchte niemand seinen Arbeitsplatz verlieren, als Neonazi verunglimpft werden oder gar so enden wie Frau Heisig. Da hält man lieber die Klappe. "Ändert sich ja doch nüscht" wie der Berliner sagt.
Dass man schnell als Nazi bezeichnet wird, ist ja nicht Neues. Allerdings steht keineswegs fest, dass Frau Heisig ermordet wurde. Das sind wirklich nur reine Verschwörungstheorien.
Ich glaube einem Buschkowsky auch nicht, dass er einfach nur ein brisantes Thema ansprechen wollte, sondern denke vor allem, dass er viel Geld mit seinem Buch verdienen wollte. Und das ist ihm ja auch gelungen. Das Thema war ja auch
vorher schon ein Dauerthema in den deutschen Medien (Sarrazins Buch kam 2010 raus). Mit solchen Büchern lässt sich eben schnell Geld verdienen, weil viele Menschen in Deutschland etwas gegen Ausländer haben. (Und so wenige Menschen haben in Deutschland nun auch keine Angst, sich zu diesem Thema zu äöußern... viele äußern sich sogar sehr offen dazu, vor allem offene Ausländerfeindlichkeit ist keine Seltenheit.)