(14.07.15 05:06)nokoribetsu schrieb: @Firithfenion: Nach allem, was ich bisher in Erfahrung gebracht habe, hattest du es mit Englisch schon schwer genug in der DDR (Englischunterricht in der 0. Schulstunde, damit der Andrang nicht zu groß wurde - wenn ich korrekt informiert bin).
Ja, das ist korrekt. Häufig wurde der freiwillige Englisch-Unterricht in der sogenannten 0. Stunde durchgeführt, also eine Stunde bevor der normale Schulunterricht begann. Manchmal wurde die Englischstunde aber auch hinten angehängt, das heisst, die anderen Schulkinder gehen nach Hause, oder im Sommer zum Schwimmen und die Englisch-Lerner mussten (oder durften) noch eine Stunde länger bleiben.
Es war besonders schwierig, weil man auf die Spötteleien der anderen (Wozu lernst du denn das, da kommst du doch sowieso nie hin!) nichts passendes antworten konnte. Die Chancen für einen DDR Bürger, vor seiner Rente auf legalem Wege mal ein englischsprachiges Land besuchen zu können, waren in der Tat extrem gering.
Karate hätte ich auch liebend gerne gelernt. Aber wie so vieles andere war Karate in der DDR verboten und es gab für Normalbürger keine Möglichkeit Karate zu erlernen.
Es gab einige Judovereine, aber die Sportvereine in der DDR waren nicht so sehr für den Normalbürger gedacht, sondern sie dienten in erster Linie der Talentsuche für zukünftige Olympioniken die Medaillen für den ansonsten erfolglosen Staat holen konnten. Ohne Empfehlung (z.b. von einem Sportlehrer) kam man nur sehr schwer in irgendwelche Sportvereine herein. Und wenn man dann drin war, konnte es passieren das man schnell wieder hinauskomplimentiert wurde, wenn man nicht die erwünschten Leistungen erbrachte.
Mit knapp 18 Jahren versuchte ich in einen Kraftsportverein einzutreten. Im Vergleich zu einem heutigen McFit Studio war der Verein unglaublich schäbig und ärmlich ausgestattet, es gab nicht mal Duschen sondern nur Waschtröge. Dennoch wäre die Mitgliedschaft ein Traum für mich gewesen. Ich hatte eine Reportage gesehen über den damals noch jungen Arnold Schwarzenegger und war begeistert. Aber meine Begeisterung endete schon an der Eingangstür. Der Leiter des Kraftsportstudios teilte mir lakonisch mit das man überbelegt wäre und es keine freien Plätze gäbe und ausserdem wäre ich mit 18 sowieso schon zu alt. Mit dieser Bemerkung schlug man mir die Tür vor der Nase zu.
Ich versuchte daraufhin selbständig Kraftsport zu betreiben, glücklicherweise hatten meine Eltern einen kleinen Garten in dem ich mir eine Kraftsportecke einrichtete. Allerdings war auch das nicht einfach, denn es gab in der DDR im freien Verkauf keine Langhanteln zu kaufen. Auch Kurzhanteln gab es lediglich solche 5-Kilo Hanteln, die eher für Gymnastik als für Kraftsport geeignet sind. Deshalb gab es einen Schwarzhandel mit selbstgebauten Langhanteln, die dann manchmal in Inseraten angeboten wurden. Ich besorgte mir also über ein Zeitungsinserat so eine selbstgebautete Hantel für den Preis eines Monatslohns, und begann dann mein Training auf eigene Faust.