Hallo zusammen,
bei einem derartigen Thema wie Walfang erhitzen sich in aller Regelmäßigkeit die Gemüter, was oft zu hässlichem Gezänk führt. Schön, dass es hier im Forum verstandesbetonter zugeht
. Ich möchte ein paar (vielleicht etwas harte) Feststellungen zu dem bisherigen Diskussionsverlauf machen.
Walfang ist, wie Anarchy hervorhebt, eine viele Jahrhunderte alte und für das japanische Volk enorm wichtige Tradition. Er definiert einen Teil der japanischen Identität. Dies kann und sollte keinesfalls ignoriert werden, wenn man über dieses Thema spricht.
Allgemein: Eine Kultur A hat nicht die Kompetenz und die Befugnis, sich in kulturelle Dinge von Kultur B einzumischen. Dies ist ein invasiver/aggressiver Akt und wird, wie die Erfahrung zeigt, von Kultur B mit Gegenwehr quittiert werden. Das Wort "Missionierung" trifft es hier glaube ich ganz gut und wird hauptsächlich von religiös (eventuell sogar fundamentalistisch) geprägten Menschen praktiziert. Da die Japaner ein eher areligiöses Volk sind, trifft das mit der Gegenwehr im Besonderen zu und ich kann das vollkommen nachvollziehen.
Immer wieder darauf hinzuweisen, dass das Schlachten von Walen so grausam sei, ist eine unbedachte und manchmal schon nicht mehr nur naive, sondern direkt dumme Handlung. Nur weil sich das Meer tiefrot verfärbt, wenn der Wal von Harpunen durchlöchert wird und die Farbe Rot immer als gefährlich wahrgenommen wird, entsteht beim Betrachter einer solchen Szene das Gefühl von unendlicher Grausamkeit. Dies ist aber nur ein emotionaler Reflex, der noch nichts mit höheren Hirnfunktionen zu tun hat.
Jedes Lebewesen empfindet Schmerz. Die Größe spielt keine Rolle.
Zu argumentieren, dass der Wal ein "edles" oder "schönes" Tier sei, gibt noch keine rationale Grundlage, dieses Tier nicht essen zu dürfen. Seit wann kommt es auf Schönheit an, ob ein Tier schmeckt oder nicht? Was soll das heißen, edel und schön? Das ist doch nur sebstgerechtes Gerede von Leuten, die keine Ahnung haben, was sie eigentlich sagen.
Wie Anarchy sagt, müssten die Leute im Westen schon lange aufgehört haben, Schweine und so weiter zu essen bei diesem ganzen moralischen Geblubber. Sieht man sich einmal die albtraumhaften Bedingungen an, unter denen die "Fleischlieferanten" Schweine, Hühner und Kühe zur Schlachtreife geführt werden, krieg ich persönlich das Kotzen (man verzeihe mir den Ausdruck). Falls irgendjemand hier im Forum mal gesehen haben sollte, wie einer an einem Bein aufgehängten Kuh die Halsschlagader angeschnitten wird, die Kuh langsam über einem See aus Körperflüssigkeiten und Blut ausläuft und in manchen Fällen, wenn die Schlachter nicht sauber gearbeitet haben, bei lebendigem Leibe aufgeschnitten und ausgeweidet wird, dann kann ich ihn zur Ankunft in der Realität beglückwünschen. Wenn man beim Metzger das Fleisch sauber sortiert und in schönen Paketen liegen sieht, denkt man natürlich nicht daran, welches Leid dieses Fleisch (aus spiritueller Perspektive) in sich aufgenommen hat.
Artenschutz darf nie etwas mit einer persönlichen Stellungnahme wie "das ist ja schrecklich" oder dergleichen tun haben, sondern muss dem Verständnis entspringen, dass das Ökosystem Erde, dessen Bestandteil wir Menschen sind (das vergisst fast jeder, weil es so bequemer ist), bei Ausrottung einzelner Tierarten unter Umständen nicht abschätzbare Langzeitfolgen haben kann. So können sich bei Überfischung die Gleichgewichte so verschieben, dass Fischerei in einer bestimmten Region unmöglich wird. Dies hat wirtschaftliche Konsequenzen, was wiederum die Stabilität ganzer Staaten/-systeme gefährdet und so weiter und so fort.
Das schwierige an der Kausalität ist, dass sich Effekte oft erst viele Jahre, nachdem eine Ursache gewirkt hat, manifestieren. Wie heißt es so schön: Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Dies trifft auch auf jeden einzelnen Menschen zu. Die Entscheidungen, die jemand vor vielen Jahren getroffen hat, bestimmen, was dieser jemand jetzt und heute tun kann. Schicksal ist meineserachtens nichts vorherbestimmtes in dem Sinne, dass irgendeine Gottheit oder dergleichen einen Plan von der Welt hat, und man sich fügen muss. Dass das Universum nicht wie eine Mechanik funktioniert, so wie sich Sir Isaac Newton das noch vorgestellt hat sondern sich nach quantenmechanischen Gesetzen verhält, ist heute bekannt. Der Mensch bestimmt sein Schicksal selbst, indem er voraussschauend sieht, was er tun muss, um die Realwerdung ungewollter Zustände in der Zukunft zu verhindern.
Und wenn die Menschheit als Gesamtheit nicht vorhat, in wenigen Jahrhunderten auf einem unbewohnbaren Felsbrocken genannt "Erde" zu vegetieren, muss Artenschutz konsequent betrieben werden.
Ich bin froh, wenn eines Tages (in vielleicht schon 30 Jahren) Nanomaschinen aus Dreck 1A-Lebensmittel produzieren können und es keine Notwendigkeit mehr gibt, zur Nahrungsversorgung der Menschheit ganze Tierarten zu versklaven.