Yano
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Beitrag #1
Vokabel des Tages: Nettaiya
"熱帯夜" entspricht in der deutschsprachigen Meteorologie ganz einfach "Tropennacht", der Unterschied ist nur, daß dafür die nächtliche Tiefsttemperatur in D oberhalb 20°, in J oberhalb 25°C bleiben muß.
熱帯夜 ist in J längst nicht so ungewöhnlich wie z.B. ihre Entsprechung in Mittelgebirgsgegenden in D, aber den Wetterbericht im NHK schaudert es jedesmal bei der Ankündigung. "Schlafunfreundlich" sei das, 寝苦しい, jammert er zuverlässig, und als Gaijin könnte man da zu der Frage kommen, warum gar so gejammert wird, man kann sich ja schließlich dran gewöhnen, und außerdem kühlt es in der Nacht immer ein wenig ab.
Aber wer in T Arbeiten gehen muß, ist in der Hinsicht tatsächlich arm dran. Nicht selten ist man zwei Stunden oder mehr unterwegs zur Arbeit, das heißt aufstehen um fünf bis sechs. Doch T liegt dazu noch östlich außerhalb seiner Zeitzone. Man muß also so früh aufstehen, daß man zu einer Zeit schlafengehen muß, zu der die Mittagshitze noch kaum abgeklungen ist.
Daher lautet mein heilsamer Vorschlag: zwei Zeitzonen für Japan! Die Osthälfte stellt die Uhr generell eine Stunde zurück und evtl. in der Sommerzeit zwei Stunden, die Westhälfte eine Stunde nur in der Sommerzeit.
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08.08.15 10:13 |
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moustique
Beiträge: 1.811
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Beitrag #2
RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
D = Deutschland.
T = Tokio.
熱帯夜 ねったいや (n) tropisch heiße Nacht (in der die Temperatur nicht unter 25° sinkt)
熱帯 ねったい (n) Tropen (heiße Zonen beiderseits des Äquators zwischen den Wendekreisen); (P)
熱 ねつ (n) Wärme; Hitze; Fieber; Körpertemperatur; Enthusiasmus; Eifer; Manie; (P)
Danke Yano.
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08.08.15 10:39 |
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torquato
Beiträge: 2.823
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Beitrag #3
RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
Was die Zuordnung zu einer Zeitzone angeht, steht Japan eigentlich außerordentlich gut da. Das geographische Zentrum des Landes - gemessen anhand der Ausdehnung der Längengrade - liegt ziemlich genau in der Mitte der Zeitzone. Das Land erstreckt sich westlich und östlich ziemlich im gleichen Maß nur unwesentlich darüber hinaus. Die Abweichung der Ortszeit von der Zeitzonenzeit ist in Japan gleichmäßig verteilt. Außerdem gibt es in Japan keine Sommerzeit. In Japan herrscht also eine recht gleichmäßig verteilte Abweichung der Zeitzonenzeit von der Ortszeit das ganze Jahr über von fast maximal 30 Minuten.
In Deutschland bildet der östlichste Ort (Görlitz) das Zentrum unserer Zeitzone. D.h. in _ganz_ Deutschland ist es nach der Ortszeit früher, als es nach der Zeitzone der Fall ist. Wenn es in Hamburg nach der Ortszeit erst 9:45 Uhr ist, steht auf dem Wecker schon 10:00 Uhr. Keine große Sache eigentlich. In Japan ist es ähnlich. Wenn es in Osaka 10:00 Uhr ist und so auch auf allen Weckern des Landes angezeigt wird, dann ist es 'schon' 10:15 Uhr Ortszeit in Tokyo. Die Menschen in Tokyo können das ganze Jahr über 15 Minuten länger schlafen!
In Deutschland und der EU gibt es inzwischen seit einigen Jahren Überlegungen, die Sommerzeit wieder abzuschaffen. Ich halte das für eine gute Idee, dieses unsinnige Hin- und Hergeschalte abzuschaffen. Gleichzeitig, soll dabei die 'Sommerzeit beibehalten' werden. Auf gut Deutsch: Wir rücken eine Zeitzone nach Osten. Auch das finde ich keine schlechte Idee. Ich kann mir aber kaum vorstellen, daß z.B. Spanien dann noch mitmachen kann. Die liegen geographisch nämlich sowieso schon in einer anderen Zeitzone.
Wegen 15 Minuten zwei Zeitzonen zu konstruieren und dann auch noch einen Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit herbeizuführen halte ich nicht unbedingt für einen heilsammen Vorschlag.^^
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08.08.15 11:32 |
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Hellstorm
Beiträge: 3.925
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Beitrag #4
RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
Am interessantesten finde ich ja China. In diesem großen Land ist alles eine einzige Zeitzone. D.h. in Tibet passt die Zeitzone gar nicht. Und wenn man über die Grenze nach Afghanistan fährt, muss man die Uhr auf einen Schlag um 3,5 Stunden umstellen.
やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
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08.08.15 12:43 |
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torquato
Beiträge: 2.823
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Beitrag #5
RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
Ja, das sind natürlich interessante Extreme.
Noch lustiger kann es an der Datumslinie im Pazifik werden. Wer von den Fiji-Inseln, der östlichsten Zeitzone vor der Datumsgrenze, nach Tonga reist, müßte eigentlich seine Uhr um 24 Stunden zurückstellen. (Hallo!? Früher ankommen, als man losgefahren ist!!??? ) Die leben doch in der nächsten Zeitzone. Stattdessen muß man seine Uhr um eine weitere Stunde vorstellen, weil die in einer zusätzlichen Zeitzone leben, die es eigentlich gar nicht geben kann (UTC +13). Was passiert jetzt, wenn die Leute von Tonga nach Osten über die Datumsgrenze schippern...?
Übrigens passend zum Thema Zeitzone und noch etwas mehr mit Japanbezug ganz aktuell: North Korea's new time zone to break from 'imperialism'
Edit: PS: In Berlin galt m.W. mal kurzzeitig die Moskauer Zeit. Die Uhren mußten also zwei Stunden vor der Ortszeit vorgehen. Die Sowjets dachten anscheinend, daß damit die Nachkriegsadministration leichter wäre...
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.08.15 13:47 von torquato.)
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08.08.15 13:34 |
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torquato
Beiträge: 2.823
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Beitrag #7
RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
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08.08.15 13:55 |
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Firithfenion
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Beitrag #8
RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
Frage aus einem Rätselbuch meiner Jugendzeit (Makowezki - Schau den Dingen auf den Grund)
Nahe des 180. Längenkreises verläuft die Datumsgrenze. Bei der Überquerung dieser Linie von Ost nach West muß ein Tag übersprungen werden, bei der Überquerung von West nach Ost muß ein Tag doppelt gezählt werden. Wir reisen jetzt genau auf dem Breitengrad 89° 59' 44'' das heißt in einer Entfernung r = 500m von Nordpol von Osten nach Westen. Die Länge dieses Breitenkreises beträgt annähernd 3140 m. In 6 Stunden haben wir die die Entfernung von 31,4 km zurückgelegt. d.h. wir haben die Datumsgrenze zehnmal überquert. Müssen wir nun auf dem Kalender 10 Tage überspringen?
Truth sounds like hate to those who hate truth
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08.08.15 14:56 |
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torquato
Beiträge: 2.823
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Beitrag #9
RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
Wirklich interessante Fragestellung und alles andere als leicht aus dem Bauchgefühl heraus zu lösen.
Bei Fragen zu Zeit und Kalendern kann man sich ganz leicht seine Gehirnwindungen verrenken...
Ich glaube nicht, daß wir das Buch damals bei uns im Westen hatten. Ziemlich verbreitet war bei uns allerdings ein Antikenlexikon aus der DDR (ich glaube Irmscher hieß der Herausgeber), in dem ich als Kind gerne gestöbert hatte. Mir ist dann erst später aufgefallen, wie 'komisch' darin doch so manches war. Es hieß da z.B. immer 'v.u.Z' (= 'vor unserer Zeitrechnung') anstatt 'v.Chr.' und in einigen Artikeln ging es dann um den Klassenkampf der Proletarier gegen die Sklavenhaltergesellschaft. Mit erwachsenen Augen betrachtet im Nachhinein teilweise schon recht schräg. Dieses Buch war aber, wie gesagt, im Westen erstaunlicherweise recht verbreitet.
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09.08.15 21:59 |
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Nia
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RE: Vokabel des Tages: Nettaiya
Da wir von 'Tropennacht' ja nun hier eher bei 'Zeitzonen' angelangt sind, bleib ich mal beim Thema 'Zeitzonen' ohne jetzt firith Rätselfrage verdrängen zu wollen... Aber ich denke wir können das ja ganz gut hier bewältigen mehrere Abzweigungen zu bewältigen.
Ich frage mich manchmal wie es in solchen Ländern mit mehreren Zeitzonen läuft, z.B. in der USA. Irgendwo laufen die Grenzlinien ja lang und es kann ja nicht immer und überall meilenweit nur Pampa sein.
Irgendwo wird das doch zu Problemen führen, so dass man mal eben in den etwas weiter entfernten Nachbarort fährt und plötzlich ist es eine Stunde später...
Ich stell mir das seltsam vor.
Wie läuft das tatsächlich ab?
“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
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09.08.15 22:57 |
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