@Benn
Zitat:... auch wenn du haarspalterisch meine Aussage verdrehst ...
Nun, ich kann nichts dafür, daß 95% der Leute, die ich kenne --"kennen" im weitesten Sinne, also inkl. der Leute, deren Aussagen ich nur am Bildschirm lese-- nicht wirklich das sagen bzw. schreiben, was sie eigtl. ausdrücken wollen. Wirklich klar ist mir dieses (meines Erachtens übrigens nicht zu unterschätzende) Problem auch erst vor einigen Jahren durch die verstärkte Beschäftigung mit verschiedenen Sprachen geworden, bei Übersetzungen aus Sprache X in Sprache Y usw. usf. Letztlich auch in Privatsituationen, in denen man letzten Endes oft auf das gesprochene Wort vertrauen muß, da zumindest ich nicht in der Lage bin die Gedanken meiner Mitmenschen zu lesen. Also in Fällen, in denen man sich schon Gedanken macht, was sagt die Person da eigtl. gerade wirklich? Und was könnte eigtl. gemeint sein? etc. Wahrscheinlich wird jetzt der ein oder andere mit dem Kopf schütteln, aber naja, sei's drum. Und du als hôgaku-Jünger dürftest ja hinreichend gewohnt sein an einen recht hohen Grad des Wörtlich- und Genaunehmens. でしょ?
Wie dem aber sei. Du schriebst nun mal:
Zitat:Ironie und Boshaftigkeit sind immer unangebracht, besonders in Kombination, ...
D.h. also "die beiden sind _besonders_ in Kombin. unangebracht", was nur dann Sinn macht, wenn sie auch schon ohne diese Kombi "immer unangebracht" wären. Anders kann ich den Satz beim besten Willen nicht auffassen -- und das habe ich getan. Ich hab dich bzw. deine Aussage einfach nur ernst genommen, weil sie das einzige ist, was ich von dir kenne, und dementsprechend auch das einzige ist, worauf ich reagieren kann.
Nun denn, man merkt meinem Geseier sicherlich schon die Uhrzeit an. ^^ Aber naja.
Zitat:...Zugriff auf Fachliteratur...
Kaum. Bzw. nur auf hierzu irrelevante Fachlit. Aber ein paar Wörterbücher sind doch noch im temoto.
Zitat:...hast das Wichtigste aber vergessen zu belegen, nämlich dass das "u" ein Jodoushi ist, laut Schulgrammatik.
Ok, das hole ich dann mal mit ein paar weiteren Wbuch-Zitaten nach. Besonders schön ist das erste, bei dem sofort sieht, was für eine tolle Flexion dieses "Hilfsverb" doch aufweist. ^^
Kokugo daijiten:
う
〔助動〕(活用は「○・○・う・う・○・○」。助動詞「む」の変化。古くは、「む」と同様、すべての活用語の未然形に付いたが、現代では五段活用の動詞、形容詞「…かろ」、形容動詞「…だろ」、助動詞「ます」「です」「た」「だ」の未然形に付く。なお、現代では、連体形は「あろうことか、あるまいことか」「よかろうはずはない」など、特別の体言に続く場合に限られ、用法が限定されている。→よう)
...
Shin meikai kokugo jiten:
う
(助動・特殊型)
一
(一)主体の意志を表わす。
「返事を書こ―/一つ上げましょ―/まさに飛び込も―としていた〔=飛び込む寸前だった〕」
...
Daijirin:
う (助動)(〇・〇・う・(う)・〇・〇)
〔推量の助動詞。推量の助動詞「む」の転。中世前期以降の語。現代語では連体形は用法がきわめて限定され,普通の話し言葉には用いない〕
五段・ラ変の動詞,形容詞,形容動詞および助動詞「ます」「です」「た」「たい」「ない」「だ」「ようだ」などの未然形に接続する。
...
Kôjien:
う
*助動*
(活用は終止形・連体形だけで無変化) 文語助動詞「む」の転。仮に起ったらと想像していう意を表す。古く四段活用以外の動詞にも付いたが、のちには四段(五段)動詞・形容詞・形容動詞および助動詞「た」「だ」(「だろう」を1語の助動詞とする説もある)「ない」「たい」「です」「ます」の未然形に付く。その他の動詞および助動詞「れる」「られる」「せる」「させる」には、江戸時代以後「う」が音変化して生じた「よう」が付く。
...
Daijisen:
う
[助動][(○|○|う|(う)|○|○)]《推量の助動詞「む」の音変化》現代語では、五段活用動詞、形容詞、形容動詞、助動詞「たい」「ない」「だ」「です」「ます」「た」「ようだ」「そうだ」などの未然形に付く。
usw. usf. -- und alle haben das gewollte 助動 = jodôshi 助動詞. Sorry, war davon ausgegangen, daß jeder Interessierte (gibts noch jmd??) sowas entweder eh schon ausm FF beherrscht oder zumindest mal kurz in einem kokugo jiten oder so nachschlagen kann.
Zitat:...europäischen Lautsystem...
Sowas gibt es nicht. Egal ob europäisch, asiatisch, afrikanisch oder vom Mond, in ihrer Funktions- und Beschreibungsweise sind alle Sprachen der Welt gleich. Nur würde dies dem japanischen Geist konträr laufen, wenn sich die japanische Sprache = jap. Kultur = jap. "Rasse" (...) mit Begriffen beschreiben liese, die nicht ihr selber entstammen, und man noch glatt zum Ergebnis kommen würde, daß diese Sprache doch letztlich gar nichts besonderes ist im weiten Linguistikjungle. Und es gibt mehr als einen gestandenen Philologen und Linguisten in Japan, der sich explizit gegen die Anwendung "westlicher Methoden" auf das J. ausspricht... was soll man davon halten. Die Linguistik wurde nicht direkt für das Deutsche geschaffen! Laßt uns also den ganzen Mist vergessen und mit unseren Worten unsere Sprache beschreiben, ahoi, wir sind einzigartig.
Tja, fragt sich nur, warum sie dann nicht diese elende Übersetzungsgrammatik aus dem Holländischen endlich dem Feuer übergeben... immerhin gabs ja auch mal eigenständigere Ansätze. Nicht, daß ich die jetzt haben wollte, aber so unjapanisch wie die SG wäre sie dann auch nicht. Die SG ist in ihrem Innersten genauso japanisch wie die "japanische" Schrift. Alles "naturalisierte" Importe, aber das vergißt man ja gerne mal im "Land der Mitte" (nein, ich spinne nicht, das ist die amazon-Redaktion
siehe
http://www.amazon.de/Die-Deutschen-schre...3498009214 unter Produktbeschreibungen).
Zitat:Ich betonte im Folgenden, dass es sich um ein altes Verb "das heute nicht mehr vorkommt" handelt. Ergo gibt es dieses Verb nicht mehr, ergo wäre diese Aussage widersprüchlich zu meiner vorherigen, wenn man "in Wirklichkeit" nicht als "ursprünglich" läse.
Nun, nicht ganz. Du sagst zwar, es komme heute nicht mehr vor, fährst aber fort: "nur halt in dieser Zusammensetzung." Also eine Einschränkung: Es kommt doch vor, allerdings bloß in dieser Konstellation. ^^ Insofern konnte ich dein "in Wirklichkeit" auch nicht korrigierend als "ursprünglich" lesen. (s.o. zum Nicht-sagen-was-man-eigtl.-meint. -- auch hier merkt man sofort, wie frustrierend es doch sein kann)
Zitat:Zu Yodan/Yondan: Nach deiner Aussage wüsste der Autor des von mir zitierten Artikels nicht, wovon er spricht, obwohl es sich um einen Japaner handelt.
Nein, überhaupt nicht. Er schreibt zwar was --dessen Inhalt oder dessen Richtigkeit ich keinesfalls beurteilen kann, auch wenns nicht uninteressant ist---, aber das hat mit dem Begriff 四段 in der jap. Grammatik ja nichts zu tun. Mag also völlig zutreffen, daß das betreffende Wort da yondan gelesen wird. Das tangiert aber nicht die Lesung von 四段 im Kontext der SG bzw. allgemein der jap. Grammatik. Hier ists nunmal yodan un Punkt. Warum? Tja, frag mal die kamigami oder so, vielleicht können die da weiterhelfen. Natürlich _könnte_ es _theoretisch_ auch yondan heißen in diesem Kontext, tut es aber nicht. Die Suche nach dem Grund überlasse ich anderen, aber eine der beiden Möglichkeiten MUSSTE es ja werden. Wozu sich also den Kopf zerbrechen...
Mal davon abgesehen, daß yon ohnehin eine sekundäre und zudem noch relativ junge Analogiebildung mit san 'drei' als Modell ist, yo ist also "ursprünglicher" in dieser Hinsicht (das genaue Alter kann ich aus dem Kopf nicht sagen, hab auch kein Nihon kokugo daijiten oder so in der Nähe, was hier weiterhelfen sollte... ich tippe mal auf erste Belege in der Edo-, bestenfalls der Muromachi-Zeit; yo hingegen ist spätestens seit dem 8. Jh. sicher belegt). Und da (nicht nur) in Japan auch Grammatiker, die sich vornehmlich mit Werken zur modernen Sprache einen Namen gemacht haben, i.d.R. eine relativ weitreichende Kenntniss vormoderner Sprachstufen haben, kann es schonmal vorkommen, daß sie auch bei modernen Begriffen dann zum Purismus neigen und nicht zufällig ein yo einem yon vorziehen.
Für den modernen Japaner hat das natürlich keine wirkliche Relevanz. Da es aber ein Begriff aus dem Bereich der Sprache ist, in gewisser Weise werden Objekt- und Metasprache hier manchmal eins, ist obiges Erwägung vielleicht nicht absolut für den Müll.
So, nun aber genug geschrieben... ist ja letztlich doch nur irrelevantes Gewäsch. Oh, yasumi!
@Co
Wie ich schon schrieb: "Suffixverb -am.u 'Futur'". Wobei Futur hier in verschiedener Weise ausgelegt werden kann. Was in der Zukunft stattfindet soll, kann bei der 1. Person eine Absicht ausdrucken, ansonsten eine Vermutung. Und diese beiden Hauptbedeutungen hatte -am.u (wie auch im modernen J. -Yoo beide Bedeutungen ausdrücken kann, wenn auch die Vermutung sich immer mehr auf bestimmte Zusammensetzungen wie =dar.oo, =desyoo und so verfestigt).
EDIT: Alleine kam es nie vor, ist haltn Suffixverb. Und ein *-u gab es natürlich nie. Je nach Flexionsklasse taucht -Am.u als -am.u (konsonantische Verben; z.B. yom.am.u) oder als -m.u (vokalische Verben i.w.S.; mi.m.u, ne.m.u, oki.m.u etc) auf.
EDIT: typo-dypo (jap. Plural).