Der Herr oder die Dame von der Stuttgarter Zeitung hat den Film "Dolls" aber nicht wirklich GESEHEN, oder? Jedenfalls habe ich ihn vor einiger Zeit auf DVD gesehen, fand ihn großartig und versuche mal, in der wenigen Zeit, die ich dank Monatsabschluss habe, das Gelesene zu korrigieren:
Zitat:Ein junger Mann will die Tochter seines Chefs heiraten, verlässt deshalb seine Freundin, bittet die teilnahmslos und stumm Gewordene dann um Verzeihung, bindet sie buchstäblich an sich und zieht mit ihr durchs Land und durch alle vier Jahreszeiten. Die Geschichte geht auf eine Legende zurück, sie ist eine von drei Episoden in Takeshi Kitanos „Dolls", einer Hommage an das Puppenspiel Bunraku und an den Kabuki-Theater-Autor Monzaemon Chikamatsu (1653-1724). In der Eröffnungssequenz wird ein prächtig gewandetes Puppenpaar über die Bühne bewegt, in der letzten, im Schnee spielenden Sequenz wird zwischen realen Darstellern und Puppen hin und her geschnitten.
Hierzu sollte man erwähnen, dass der junge Mann die Tocher seines Chefs keineswegs heiraten WOLLTE. Er wurde von seinen Eltern dazu gedrängt, wollte sich weigern, gibt aber letzten Endes dem Druck nach. Während der Hochzeit erfährt er, dass sich die Frau, die er liebt, das Leben nehmen wollte und er verlässt seine aufgezwungene Verlobte. Das Mädchen überlebt, ist aber völlig apathisch, nahezu katatonisch. Dieses Paar zieht sich wie ein roter Faden durch den Film und diese Geschichte ist außerdem die erste Episode des Films.
Die erste Geschichte hat mir eigentlich am besten gefallen, besonders beeindruckend ist dieser völlig leere Blick der Hauptdarstellerin, die eigentlich nur Regung zeigt, als ihr Verlobter ihr ein Spielzeug schenkt. Sie freut sich wie ein kleines Kind und weint auch wie ein kleines Kind, als das Spielzeug kaputt geht. Währenddessen opfert er sich völlig für den Menschen auf, der von alldem gar nichts mehr mitbekommt und lebt mit ihr in seinem Wagen, nachdem er alles zurückgelassen hat. Sehr bewegend!
Zitat:Auch die beiden anderen Episoden erzählen vom Zusammenprall des neuen mit dem alten Japan, vom seltsam sperrigen Verhalten in. einer modernen Welt, von Personen, deren unbedingtes Handeln fast archaisch anmutet. Immer geht es dabei um tragische Liebesbeweise: Eine Frau wartet Jahrzehnte auf einen zum Yakuzaboss aufgestiegenen Mann,
So weit so gut.... Was der Film allerdings mit dem "Zusammenprall" des neuen und des alten Japans zu tun hat, weiß ich nicht so genau. Beide werden behandelt, aber zusammenprallen tun sie eigentlich nicht....
Zitat:der Fan einer Popsängerin bringt dieser sein Augenlicht zum Opfer dar. Wunderbare Bilder, großartige Momente. Aber alles will sich dem westlichen Blick nicht erschließen, bleibt fremd und letztlich unverstanden. Und manche Einstellung steht so lange, dass man die Geduld verliert.
Die letzten beiden Sätze kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber das ist natürlich Ansichtssache. Vielleicht sollte der Westler auch einfach nur mal die Augen öffnen... Die Geschichte ist wiederum falsch bzw. nur bruchstückhaft erzählt.
Tatsächlich wird das Gesicht der Popsängerin bei einem Autounfall entstellt, woraufhin sie sich völlig zurückzieht, weil sie dieses Gesicht ihren Fans nicht zumuten will, sich niemandem zeigen will. Der junge Mann bringt sein Augenlicht also nicht als Opfer dar, sondern opfert es nur insofern, dass er dies als die einzige Möglichkeit betrachtet von ihr empfangen zu werden. Es gelingt und sie treffen sich am Strand. Die Geschichte endet auch sehr tragisch, denn der junge Mann wird von einem Auto überfahren, während sie am Strand sitzt und auf ihn wartet.
Am Ende des Film gelangt das Paar, das den roten Faden des Films darstellt, zu einer eingeschneiten Berghütte, wo gerade eine Verlobung gefeiert wird. Schnell wird deutlich, dass es ihre eigene Verlobung ist. Sie ziehen weiter und finden schließlich ihr eigenes tragisches Ende an einem Baum, der aus einem Hang heraus wächst. Die Story ist großartig umgesetzt, sie berührt und geht so richtig unter die Haut.
Der Stoff ist eigentlich "schwierig", es hätte also auch leicht eine gezwungen anspruchsvolle Sammlung von Szenen werden können, und genau das war auch meine Befürchtung, als ich die DVD kaufte ohne wirklich zu wissen, was mir eigentlich geboten wird. Aber es hat sich gelohnt.
Alles in allem ist "Dolls" ein sehr empfehlenswerter Film, den ich gar nicht so fremd und schwer verständlich fand. Die DVD ist ihr Geld (ca. 25 Euro) auf jeden Fall wert, weil einige Extras dabei sind und auf dem Innencover auch ein paar begleitende Worte des Regisseurs.