Zitat:„Tôkyô“ z. B. ist zweisilbig, besteht aber aus 4 Moren usw.
Sorry, da muß ich leider widersprechen. Lange Vokale zählen im Japanischen als zwei Nuclei (und daher auch als zwei Silben), weil beide potentiell verschiedene Pitchakzente haben können, und meistens auch tatsächlich haben. Dasselbe gilt auch für Diphtonge, die daher im Japanischen im strengen Sinne gar nicht so genannt werden können.
Das Konzept der Silbe, das ja im Endeffekt dazu dient, Betonung/Stress zu bestimmen, hat wenig Erklärungspotential im Japanischen, weil es dort außer in einem Dialekt keinen Stress gibt, und der Pitch-Akzent allein über die Moren bestimmt wird. Daher wird der Begriff Silbe/
onsetsu meist mit dem der More gleichgesetzt, und daher jeweils ein Kanazeichen mit einer Silbe identifiziert (vgl. den Ausdruck Silbenschrift). Die Silbenzählung in Waka (dazu gehören auch Haiku) funktioniert auch so.
Der Begriff der Silbe ist je nach linguistischem Ansatz auch unterschiedlich zu definieren; es gibt auch Modelle, da sieht die Silbenzählung auch bei westlichen Sprachen fast so aus wie im Japanischen.
Zur Erklärung:
Eine Silbe besteht aus einem
Onset (ein oder mehrere Konsonanten), einem
Nukleus/Kern (ein oder mehrere Vokale) und einer
Coda (wieder ein bzw. mehrere Konsonanten).
Beispiel
Hut:
H - u - t
Onset - Nukleus - Coda
Onset und Coda sind optional, es reicht auch ein Nukleus, um eine Silbe zu bilden.
Der Nukleus (also der vokalische Kern) einer Silbe ist relativ einfach zu bestimmen, aber Onset und Coda sind etwas knifflig. Einerseits ist strittig, wieviele Konsonanten es denn überhaupt sein dürfen, und ob der jeweilige Konsonant jetzt zur Coda der einen Silbe, oder zum Onset der nächsten gehört, oder zu beiden. Auch die Zahl der Vokale, die in einem Nukleus enthalten sein dürfen, ist nicht klar definiert.
Im Japanischen gibt es (laut Kōjien und allgemeiner Auffassung) nur offene Silben, d.h. Silben ohne Coda. Das ist zwar so nicht ganz richtig, aber für die Silbenzählung in waka entscheidend. Eine Silbe besteht also aus einem Onset und einem Nukleus, oder nur aus einem Nukleus. Nuklei sind dabei auf einen Vokal beschränkt, wegen des Pitchakzent. Onsets sind auch auf einen, oder bei Silben nach dem Muster
kya, auf maximal zwei Konsonanten beschränkt.
D.h. ein (großes) Kana = eine Silbe.
Ausnahmen sind ン und ッ, die theoretisch jeweils eine Coda bilden, oder den Onset einer Silbe mit einem stummen Nukleus. Das kommt auf den Kontext und/oder die linguistische Disposition an.