@gecko,
Ich bin sehr dankbar dafür, dass du daran teilgenommen hast und entschuldige, dass ich erst jetzt beantworte. Ich hoffe, dass wir uns dadurch gut verstehen werden.
Zitat:Du definierst das Thema "Schuld - Vergangenheitsbewaeltigung" zu einseitig! Du schreibst immer nur von Entschaedigung und Wiedergutmachung, d.h. von irgendwelchen monetaeren Zahlungen an die Laender, die unter der japanischen Kolonialisierung zu leiden hatten. Die Zahlungen Japans in Hoehe von 600 Milliarden Yen scheinen zudem relativ niedrig zu sein - bei einem heutigen Wechselkurs waeren das 4,65 Milliarden Euro. Wenn man das auf 18 Laender verteilt, glaube ich kaum, dass Korea dafuer Missiles gebaut hat - oder was auch immer. Ist schliesslich auch egal, denn man kann eine direkte Mittelverwendung sowieso nicht nachpruefen!
600 Milliarden Yen bei einem heutigen Wechselkurs zu beurteilen ist sinnlos. Zuerst braucht man jede einzelne Summe in einem heitigen Wert umzurechnen. Es scheint mir, dass du vielleicht Entschädigungen wegen Friedensverträge mit ODA Programm verwechselst. Die Summe 600 Milliarden ist jene, die Japan basiert auf Friedensverträge mit anderen Ländern bezahlt hat. Zum Beispiel 1956 schloß Japan einen Vertrag betreffs Entschädigung mit Phillipinen. Der Vertrag legte fest, dass Japan 288 Milliarden Yen auf Raten von 20 Jahre zahlen sollte. Andererseits Haushaltsplan Japans für 1956 betrug 990 Milliarden Yen (Heutzutage beträgt es etwa 80 Billionen Yen). Du musst diese Preisschwankungen aufpassen.
Kann sein, dass mein Beitrag für Andere zu einseitig ist, aber ich bin der Meinung, dass man die Geschichte nicht aus dem moralischen Niveau beurteilen darf, weil es sich nicht leugnen lässt, dass verschiedene Moral existiert.
Und ich muss dir erklären, dass einige asiatischen Länder Missiles nicht mit den Entschädigungen oder Widergutmachungen entwickelt haben, die auf Friedensverträge basieren, sondern mit einem Programm namens ODA. Ich bitte dich nochmals meinen ersten Beitrag zu lesen. Über ODA findet man darunter:
http://www.mofa.go.jp/policy/oda/
Direkte Mittelverwendung kann man doch nachprufen. Wenn man das als unmöglich beurteilt, ist es nur wegen der Faulheit, würde ich sagen.
Es läßt sich nicht leugnen, dass man sich dafür viele Mühe geben muss und ich auch dazu faul genug bin.
Zitat:Aber von Schuld kann man sich sowieso nicht mit Geld frei kaufen!
Deutschland ist nicht deswegen von seinen Nachbarn und ehemaligen Gegnern als soueveraener und friedliebender Staat akzeptiert worden, weil es ca. 45 Milliarden Euro Entschaedigungen gezahlt hat. (Anmerkung: Natuerlich konnten vor 1990 die beiden deutschen Staaten nicht als souverane Staaten anerkannt werden.) Aussoehnung der Bundesrepublik mit Israel, Westintegration und die Europaeischen Verstaendigung haben das Vertrauen in die Bundesrepublik langsam wiederhergestellt. Die beiden grossen "Erzfeinde" Frankreich und Deutschland waren der Motor der Europaeischen Einigung und versoehnten sich 1963 mit dem Elysee-Vertrag.
Die Aussoehnung mit den oestlichen Nachbarn Polen und die Sowjetunion, welche unter den Nazis am meisten zu leiden hatten, erfolgte dann 1970. Ganz entscheidend dafuer war fuer mich der Kniefall des damaligen Kanzlers Willy Brandt vor dem Mahnmal des Warschauer Ghettos. Diese Geste der Entschuldigung wurde weltweit mit grossem Respekt aufgenommen (wenn auch z.T. in Deutschland von den Rechten heftig kritisiert).
Wie gesagt, Deutschland hat zwar Wiedergutmachung für einzelne Personen durchgeführt aber das basiert nicht auf völkerrechtliche Pflicht sondern auf seine eigene politische Entscheidung. Also Deutschland hat völkerrechtliche Entschädigung noch nicht gemacht. Die Entschädigungen von Deutschland ist für diejenigen, die durch Nationalsozialisten beschädigt worden sind. Dadurch gelang es Deutschland, seine völkerrechtliche Pflicht entkommen zu sein und Nazionalsozialisten dafür verantwortlich gemacht zu haben.
Wenn Deutschland als friedliebender Staat akzeptiert und wirklich mit den anderen Länder Vertrauen wiederhergestellt hat, warum existieren noch Artikel 53 und 107 von Charter of United Nations? Kniefall von Willy Brandt interessiert mich nicht, weil es ledig eine außenpolitische Entscheidung Deutschland ist. Elysee-Vertrag wurde geschlossen, weil gemeinsame Gegner, nämlich die Sowjetunion und Co. damals noch existieten. Er hat nicht mit dem Zweitenweltkrieg zu tun.
Zitat:Damit schlage ich den Bogen zum Thread: Es geht nicht um Entschaedigungen, da man begangenes Unrecht kaum wiedergutmachen kann. Es geht mehr um Entschuldigung! Wie sieht es damit auf japanischer Seite aus?
Soweit verschiedene Völker oder Staaten existieren, kann man sich nicht vereinigen. Das heißt, dass es immer noch verschiedene Denkweise, Moral und Schuld zu vereinigen gibt. Zum Beispiel dürfen Mohammedaner kein Schweinfleisch essen, Hidus kein Rindfleisch. Unser Walfang ist von eurer Moral nicht erlaubt. Es gibt noch keinen vereinigten Gedanke, was eine Schuld ist. Mit Entschuldigung kann auch nicht sogenannter Unrecht wiedergutgemacht werden. Was es gibt, sind nur Kompromisse. Deswegen legen völkerrechtliche Verträge fest, wie ein Staat Entschädigung durchführen soll. Japan hat die in denen festgelegte Schuld dadurch gebüßt.
Zitat:Anarchy, daher verstehe ich auch Deine Auflistung der Kriegsverbrecher nicht. Diese sind von den Siegermaechten verurteilt worden, aber wie sieht es dazu in den japanischen Geschichtsbuechern und in den Japanern aus? Ist es nicht so, dass bei dem Yasukuni-Schrein, den die japanischen Ministerpraesidenten so gerne besuchen, viele Kriegsverbrecher erster Klasse als Kriegshelden verehrt werden? Mir ist da der Kniefall Brandts 1000x lieber als ein aehnliches Denkmal in Deutschland.
Die Auflistung meint hier nur eine Beschreibung darüber die Tatsache, was überhaupt passiert ist. Entschuligung hat Japan schon mehrmals gemacht, trotzdem verlangen VR China, Südkorea und Nordkorea immer noch mehrere Entschuldigungen. Wenn du recht hast, Japan musste schon als ein friedensliebender Staat akzeptiert worden sein. Ob du Kniefall Brands 1000x lieber findest, als ein ähnliches Denkmal in Deutschland, weder interessiert mich noch ist hier gefragt.
Zitat:Mir geht es also zum Thema Vergangenheitsbewaeltigung um folgende Fragen:
1. Gab es eine Entschuldigung einer japanischen Nachkriegsregierung an die Opfer des Pazifischen Krieges?
2. Warum werden bei dem Yasukuni-Schrein in Tokyo international verurteilte Kriegsverbrecher verehrt?
1. Ich habe schon in den letzten Abschnitt beantwortet.
2. Weißt du, warum das Schrein überhaupt aufgebaut wurde?
Es wurde im Jahr 1869 aufgebaut, um Seele derjenigen zu beruhigen, die für Japan gekämpft haben und gestorben sind. Das ist gleich wie Arlington in den USA. Sogenannte Kriegsverbrecher haben zumindest für Japan gekämpft, deswegen sind sie verehrt worden.
Anarchy