Zitat:Vielleicht ist das eher so eine Sache wie mit 'Paris'. Das spricht man im französischen Original ja auch anders aus als in Deutsch oder Englisch obwohl es gleich geschrieben wird. Kann es mit Hokkaido nicht auch so sein?
Hm. Könnte theoretisch sein... obwohl ich etwas skeptisch bin. Daß bekannte geographische Namen in der Ursprungssprache anders klingen als im Deutschen liegt meist doch schlicht und ergreifend daran, daß die Kenntnis von diesen Namen zu einer Zeit in die deutschen Lande kam, als man hier noch nicht bestrebt war / sein konnte, den Originalklang so detailgetreu wie möglich nachzubilden, sondern die Namen ungefähr so aufschrieb, wie man sie hörte oder gelesen hatte.
"Moskau" hieß im Russischen noch nie "Moskau", "Paris" spricht sich in Französisch nicht "Paris", "Rom" heißt in Italienisch/Latein nicht "Rom", und "Peking" ist in Chinesisch auch nicht "Peking". Aber so (oder so ähnlich) glaubte man es eben verstanden/gelesen zu haben, also schrieb man es so auf. Bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein, galt das übrigens auch noch für englische Namen (da man Englisch-Kenntnisse damals ja auch noch nicht als selbstverständlich voraussetzte). Wenn Ihr in alte Zeitungen schaut, steht da z. B. noch regelmäßig "Neu York" (oder gar "Neu Jork").
Heutzutage ist man (aus welchen Gründen auch immer) bemühter, die Originalaussprache zu übernehmen. Ok, das kann man natürlich machen. Allerdings gelingt das eben weniger gut, wenn man auch die Originalschreibung bzw. die (allein der Fachwelt bekannte) Umschrift benutzt. Ich weiß noch lange nicht, wie ich z. B. einen koreanischen Ort auszusprechen habe, der in meinem Atlas mit "Cho(nju" [Das o( ist ein o mit einem kleinen Bogen darüber.] bezeichnet wird. (Tschönju? Tschonju? Tschondshu? Chöndshu? ...) Und warum ist mir das unklar? Weil ich keinen blassen Schimmer vom koreanischen Lautsystem und erst recht nicht vom Umschriftsystem fürs Koreanische habe. Da kann da soviel korrekte Umschrift stehen wie sie will - ich weiß trotzdem nicht, wie ich das Wort sprechen muß.
Und ganz ähnlich ist es eben mit japanischen Namen, die die Allgemeinheit nicht sowieso kennt. WIR "Eingeweihten" wissen, welchen Lauten welche Zeichen des Hepburn-Systems entsprechen, aber 99% der Deutschen wissen das nicht. Und deswegen lesen sie "Kyoto" als "ky-oto" (und eben nicht als "kjooto"), "Suzuki" als "suzuki" (statt "ßusuki"), "Isuzu" als "isuzu" (statt "ißusu"), "Mazda" als "mazda" (statt "masda") usw. usf.
Deswegen habe ich persönlich absolut nichts dagegen, wenn in populären Texten, Atlanten usw. eine "eingedeutschte" Schreibweise verwendet wird. (Die Hepburn-Umschrift kann ja von mir aus in Klammern dahinterstehen). Jedenfalls finde ich es reichlich überheblich, wenn sich Leute über "Fudschi" & Co. lustig machen, bloß weil sie ausnahmsweise mal von einer Sprache die "korrekte" Umschrift kennen. Es gibt zig andere Sprachen, wo sie - wie ich beim Koreanischen - trotz korrekter Umschrift wie der Ochs vorm neuen Tor stehen und sich freuen würden, wenn das Wort NICHT in Umschrift, sondern in eingedeutschter Schreibung dastünde.