RE: Richtungen an verschiedenen Unis und Sprachschulen
Das Japanzentrum ist - so weit ich weiß - in Deutschland in dieser Form einzigartig. Es wurde von einem Honorarprofessor der Tôdai und dem damaligen Rektor der LMU (München) gegründet. Die Aufgaben sind
- Ermöglichung eines Zugangs zum Japanischen für alle Fakultäten,
- Unterstützung, Förderung von internationalen und interdisziplinären Projekten
- Modernisierung der Japanologie.
Seit der letzte Punkt erfüllt ist, wurde das Zentrum mit dem Institut für Japanologie fusioniert.
Das Zentrum läuft aber immer noch vollkommen unabhängig von Japanologie. Der Unterricht ist folgendermaßen aufgebaut: Es gibt fünf Stufen mit je 4 Wochenstunden. Für Kurs eins und zwei gibt es zusätzlich noch Landeskunde mit je zwei Wochenstunden.
In den ersten beiden Semestern verwendet man das "Japanisch im Sauseschritt" und zusätzliches von den Lehrern selbst hergestelltes Material. Die Landeskunde hängt ganz allein vom Lehrer ab, es gibt keine Vorschriften. Ich persönlich habe in Landeskunde eigentlich mehr gelernt, als in den regulären Stunden. Die Dozentin im ersten Semester hat uns damals schon den Attributivsatz gelehrt, obwohl er eigentlich erst für Stufe drei vorgesehen ist. Außerdem lernt man mehr Kanji. Vor allem wenn man sich auf einen Aufenthalt in Japan vorbereiten möchte, sind diese Stunden hervorragend geeignet, da auf diverse Floskeln und Verhaltensweisen im täglichen Leben eingegangen wird.
In Stufe drei und vier verwendet man "Fukuoka kara konnichiha". Das Ding wurde von mehreren Dozenten vor langer Zeit zusammengestellt und ist nicht besonders gut. Jeder Dozent versucht auf seine Weise, die Schwächen des Buches zu kompensieren.
Stufe fünf kann man im Prinzip unendlich oft besuchen, ohne daß man was Altes lernt. Es gibt kein vorgeschriebenes Buch, die Dozenten prüfen am Anfang Fähigkeiten und Interessen der Studetnen und stellen so ihre Texte zusammen. Man erfährt also je nachdem was über Geschichte (mit speziellem Vokabular), Politik (mit speziellem Vokabular), Literatur (mit speziellem Vokabular), Philosophie, Etymologie, verschiedenste Stilebenen, Giongo und Gitaigo, Populärkultur, Manga und Anime, etc. Hier läßt sich Sprachunterricht und Landeskunde nicht mehr trennen.
Die Dozenten sind sehr motiviert und aufopfernd. Da das Zentrum immer noch eine gewisse (wenn nun auch eingeschränkte) Unabhängigkeit hat, haben bei der Auswahl der Dozenten die Gründer des Zentrums noch ihre Hand im Hintergrund im Spiel. Es wird also nicht jeder genommen und nur Japaner. Es besteht zur Zeit ein Austauschprogramm mit Japan, so daß jährlich ein Dozent neu aus Japan kommt.
Was Zeugnisse betrifft: Man kann am Ende des Semesters eine Prüfung schreiben und einen Schein bekommen. Wenn man BWL oder VWL studiert (Schwerpunkt Asien) wird dieser angerechent, sonst dient er nur zur Selbstbestätigung (oder Selbsterniedrigung). Die Dozenten sind aber immer bereit, einen Studenten über andere Prüfungen zu beraten, dort anzumelden und darauf vorzubereiten.
Desweiteren hat das Zentrum gute Kontakte nach Japan. Wenn man sich also um Stipendien, Praktika oder ähnliches bewirbt, bekommt man da auch reichlich Hilfe. Darüber hinaus organsiert es ein Austauschprojekt für Anfänger, das ich sehr empfehlen kann. Die Auswahlkriterien kenne ich leider nicht, man wird eines frühen Abends einfach angerufen und gefragt, ob man Lust hätte nach Japan zu gehen. Der Anrufer ist übrigens meist eben jener Honorarprofessor, der das Zentrum mitbergündet hat... Man fragt sich, woher der einen kennt.
Japanologen kommen einfach deswegen ganz gern in die Kurse, weil ab einem bestimmten Semester in Japanologie kaum noch Japanisch gelernt wird. Weiterhin sind manchmal die Dozenten entweder sehr assimilierte Japaner oder solche, die sehr jung sind, und deswegen auch nichr soviel Erfahrungen haben (z.B. was Keigo betrifft). Außerdem ist das Lernen einfach entspannter. Es gibt nun mal keinen festen Lehrplan, die Kurse sind klein. Die Dozenten können also auf jeden eingehen.
Der Schwerpunkt beim Zentrum liegt auf der Sprache, der von Japanologie mehr auf der Forschung.
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