Beitrag #21

Zitat:Könnte man hier (ich weiss nicht ob Emiko das selbst kann, oder ein Admin ran muss) mal wieder auf Normalformat umstellen? Das zu Lesen kann man echt keinem zumuten ... wäre schade um's Thema. Merci!

Ach! Mal gut zu hören, dass es anderen auch so geht. Ich dachte schon, ich wäre die Einzige, deren Monitor gesprengt wird.

Beitrag #22

Zitat:Wieso das denn? Wurde er dann vom Tennô persönlich übers Knie gelegt?
Ernsthaft, wer kann denn der Königsfamilie schon groß Ärger machen?

Wie Yuxel treffendst gesagt hat, die fuer die Kaiserfamilie bindenden Uralttraditionen und deren sich zu ihrem Schutz berufen fuehlende Vertreter, deren Gros direkt oder indirekt auf die Kaiserfamilie Druck ausuebt.

Und der Kronprinz ist dieses Jahr im Fruehjahr von seinem eigenen Bruder oeffentlich scharf kritisiert worden, weil er es gewagt hatte, oeffentlich eine Rede zu halten und Missstaende anzukreiden (z.B. den Druck auf seine Frau und die Vorwuerfe in Bezug auf die Parkspaziergaenge oder nicht genehmigte Reisen) , ohne vorher die Rede vom Kaiser bzw. besser gesagt vom Kunaisho abnicken zu lassen.

Und wie weit sich der Tennou selber unter 4 Augen mit seinem Sohn "ausgesprochen" hat, keine Ahnung! Dazu wurde nichts veroeffentlicht. Aber wenn man den Inhalt der Rede des 2. Prinzens als Ausgangspunkt nimmt, dann war seine Majestaet schon "ernstlich ein wenig verstimmt".

Zitat:Vielleicht klären uns ja die vielen Japanologen im Forum auf.

Ich bin keine Japanologin, ich lebe "nur" seit Jahren in Japan. Und ausserdem bezweifle ich, dass die Qualifikation "Japanologiestudium" unbedingt bedeutet, dass Leute mehr davon wissen.

Zitat:Ja. Irgendwelche Hardliner. Wer soll denn das sein??
Irgendwelche abgehalfterten Knochen mit meterlangen Stammbäumen, die eine Art Dackelclub unterhalten?
Wer sind den diese Traditionalisten, von dem du die ganze Zeit redest?

So weit ich weiß, würde die Mehrheit des Volkes z.B. kein Problem mit einer Kaieserin Aiko haben.

Da mag ja sein, aber auch schaue Dir mal einen Grossteil der fuehrenden Leute in Japan an, egal ob nun Parlament/Regierung, Wirtschaft oder irgendwelche KYOUKAI-CHOU (協会 nicht die Kirche 教会) an. Durchschnittsalter 75, wuerde ich mal schaetzen. Und hier in Japan besteht eine grosse Kluft zwischen Ottonormalverbrauchern und den oberen 10.000. (O.k., Freunde von mir haben argumentiert, dass es auch in Deutschland nicht anders ist, aber das spielt hier nicht zur Sache.) Jedenfalls sind es die Leute, die das Geschehen in Japan zum grossen Teil bestimmen und nicht TANAKA HANAKO und Familie. Sollte das so sein, dann bezweifle ich sehr, dass z.B. Yasukuni ueberhaupt ein Problem waere. Die meisten tangiert der Schrein eher periphaer, wenn sie nicht sogar wirklich bewusst gegen Besuche sind.

Gleiches gilt auch fuer Heiraten von Prinzessinnen und weibliche Kaiser. Die wenigesten haetten wirklich was dagegen, aber leider sind es andere, die Gesetze aendern.

Zitat:Royalisten waren früher kleine und große Fürstenhäuser mit Anhang, aber es gibt keine mehr in Japan!

Soll das in Bezug auf die Arisugawa-Prinzessin sein? Abgeschafft wurden durch Verfassung und andere Gesetze zugesicherte besondere Privilegien frueherer Adelsfamilien. Aber man hat ja keinen Familienmord durchgefuehrt. Oder von der Zerschlagung von den Zaibatsu-Konzernen und Grossgrundbesitzern den Leuten nicht ihr persoenliches Eigentum genommen. Jetzt mag man keine Privilegien durch den blossen Namen haben, genuegend Kleingeld reicht da auch schon.

Im Uebrigen gibt es SAMURAI schon seit Meijizeiten nicht mehr, trotzdem hatte mir mal jemand erzaehlt, dass dies in seiner Familie trotzdem noch extrem wichtig sei und dass man dardurch z.B. nicht jeden X-Beliebigen heiraten duerfte.

Tradition ist halt alles.

Viele Gruesse

Emiko

Beitrag #23

Ach so. Jetzt verstehe ich. Danke, Emiko

Beitrag #24

Hallo,

kleiner Nachtrag zu neuesten Entwicklungen:

Heute wurde in der Yomiuri-Shinbun aufgefuehrt, dass Koizumi und sein Beraterkabinett ganz klar nicht nur fuer eine normale Zulassung von weiblichen Kaisern sind, sondern auch das Erstgeborenenrecht einfuehren wollen, sprich, unabhaengig vom Geschlecht wird das erste Kind des Kaisers der oder die naechste Thronfolger(in). Das heisst, Aiko-chama wuerde die Nr. 2 in der Thronfolge werden und ihren Onkel Akishino-no-miya auf Platz 3 verweisen und selbst wenn sie als erstes eine Tochter und dann einen Sohn haette, wuerde die Tochter die Thronfolgerin werden. Und in dem Zusammenhang wird auch die Regelung, dass eine Prinzessin nach der Heirat mit einem Ottonormalverbraucher nicht aus dem Hof "verstossen" wird, sprich aus dem 皇籍 geloescht wird. Das wuerde dann vielleicht bedeuten, dass Nori-no-miya-sama vielleicht die Letzte war, die gezwungenermassen gehen musste. Sollte das nicht passieren, dann wuerde die ganzen anderen Prinzessinnen genau vor der gleichen Wahl stehen: keine Heirat oder weg vom Hof!

Zitat:Interessant so etwas zu hören. Ein Model für eine emanzipierte Frau ist sie ja nicht gerade. Inwieweit sie ein Vorbild in Sachen Ausbildung und Studium sei, würde ich gern erfahren.

Sicher hat die Anzahl der Frauen, die auch auf eine normale 4-jaehrige Uni gehen zugenommen, aber das hauptsaechlich in "weichen" Faechern (Sprachen, Kultur und Geschichte, Wirtschaft). Dagegen entscheiden sich aber trotzdem noch viele Maedchen nur fuer die Kurzuni (die, auf der eine Freundin von mir war, haette man fuer ne Maedchen-Uni gehalten, obwohl sie fuer beide Geschlechter offen ist). Und schaut man gar in den postgraduierten Studien, so sieht es meiner Erfahrung nach mit Maedchen eher schlecht aus. Bei mir im Jahr gibt es genau eine Vollzeitstudentin, die restliche Handvoll Frauen sind entweder Auslaender oder aber SHAKAIJIN (Leute, die arbeiten und nebenbei ihren Master noch mit ablegen.) Und Norinomiyasama hat nicht nur studiert, sondern ist auch in die Forschung gegangen, etwas, was noch relativ wenig Frauen machen oder (vielleicht sogar noch) machen koennen. Und jetzt durch ihre Hochzeit gibt sie automatisch ihre Stelle auf und will nur noch eine gute Hausfrau und Schwiegertochter der Familie Kuroda werden. Ich muss zugeben, dass ich auch furchtbar enttaeuscht war, als ich das von ihr hoerte. Sollte sie schwanger sein, waere das ne andere Sache, aber so. Es besteht doch kein Grund dazu. Und ich frage mich, ob sie durch nur noch Haushalt und auf ihren Mann warten wirklich gluecklich werden kann. Aber es ist ihre Entscheidung!

Im Uebrigen wird immer so extrem betont, dass Mitglieder der Kaiserfamilie Normalsterbliche geheiratet haben. Aber wenn man mal ueberlegt, kann ich dem eigentlich weniger zustimmen. Michiko-sama, die jetzige Kaiserin, ist die Tochter eines schwerreichen Industriellen. Der angeblich so normale Mann von Takako Shimizu, der Tante von Sayakosama, war bis 14 Jahre vor der Hochzeit ein normales Mitglied einer Adelsfamilie. Masako-sama, die naechste Kaiserin ist die Tochter eines hochrangigen Diplomaten und war selber im diplomatischen Dienst taetig. Und auch wenn ich leider nichts ueber die Herkunft von Herrn Kuroda weiss, so gibt mir der Kommentar aus dem Fernsehen: "Nori-no-miya-sama und Kuroda-san kennen sich schon aus Kindertagen und waren Kindheitsfreunde." doch zu denken. Als Sohn eines Normalsterblichen hat man eher wenig Moeglichkeiten gehabt, mit der Prinzessin zu spielen und sich mit ihr anzufreunden. Und wiedergetroffen sollen sich die beiden auf einer Party haben. Und ein Normalsterblicher wird eher nicht zu einer Party eingeladen, zu der auch eine japanische Prinzessin gehen darf. Also muessen da auch irgendwelche Bande zwischen den Kurodas und dem Kaiserhof sein.

Viele Gruesse

Emiko

Beitrag #25

Nur als Hintergrundinformation:
Nore-no-miya-sama hat 4 Jahre Japanische Literatur studiert. Da mag durchaus etwas Neues gewesen sein. Sie sollte ja auf ein Leben außerhalb des Hofes vorbereitet, da wäre sicher Hauswirtschaft o.ä. naheliegender gewesen.
Sie hat dann an dem Ornithogolischen Institut gearbeit, das von einem Mitglied der Kaiserfamilie gegründet wurde das für die engen Beziehungen zur Kaiserfamilie bekannt ist.
In der Zeitung war zu lesen, dass sie in der Regel zwei Mal pro Woche in das Insitut gefahren wurde. Ihre Anwesenheit war dort vielleicht auch nicht so wichtig, da sie sich mit den Vögeln im "Biotop Kaiserpalast" befasst haben soll.
Ihre Anstellung dort hat sie sicher allein ihrer Herkunft zu verdanken, Verdienste mag sie sich dabei ja trotzdem erworben haben.

Zitat:Sollte sie schwanger sein, waere das ne andere Sache, aber so.

Dekikon in der Kaiserfamilie. Eine interessante Vorstellung.

Zitat:Also muessen da auch irgendwelche Bande zwischen den Kurodas und dem Kaiserhof sein.

Eine Tante hat in ehemalige Adelsfamilien eingeheiratet. Des weiteren besteht eine (angeheirate) weitläufige Verwandschaft mit dem gegenwärtigen Außenminister Asou, der ja ein Enkel des ehemaligen Ministerpräsidenten Yoshida ist.
Im Internet blüht dazu natürlich die "Forschung". Wens interessiert, z.B hier
http://blog.livedoor.jp/ayaka222a/archiv...64026.html (ziemlich weit unten)

Beitrag #26

Zitat:Und jetzt durch ihre Hochzeit gibt sie automatisch ihre Stelle auf und will nur noch eine gute Hausfrau und Schwiegertochter der Familie Kuroda werden. Ich muss zugeben, dass ich auch furchtbar enttaeuscht war, als ich das von ihr hoerte. Sollte sie schwanger sein, waere das ne andere Sache, aber so. Es besteht doch kein Grund dazu.

Warum bist du enttäuscht?
Ist es für dich schlimm, Hausfrau zu sein?
Ist es wirklich ein Segen für eine Frau, in einer Firma (etc.) zu arbeiten?

Beitrag #27

Zitat:Warum bist du enttäuscht?
Ist es für dich schlimm, Hausfrau zu sein?
Ist es wirklich ein Segen für eine Frau, in einer Firma (etc.) zu arbeiten?

[IRONIE]
Volle Zustimmung! Frauen gehoeren an den Herd! Was sollen sie auch in hohen Positionen!
[/IRONIE]

Im Ernst, Shinobi, empfindest du es nicht als einen gewaltigen Rueckschritt, wenn eine Frau ihr Potential beim Staubsaugen und Futon-Ausklopfen waehrend dem Vormittags-TV verkuemmern laesst?

Beitrag #28

Zitat:

Zitat:Warum bist du enttäuscht?
Ist es für dich schlimm, Hausfrau zu sein?
Ist es wirklich ein Segen für eine Frau, in einer Firma (etc.) zu arbeiten?

[IRONIE]
Volle Zustimmung! Frauen gehoeren an den Herd! Was sollen sie auch in hohen Positionen!
[/IRONIE]

Im Ernst, Shinobi, empfindest du es nicht als einen gewaltigen Rueckschritt, wenn eine Frau ihr Potential beim Staubsaugen und Futon-Ausklopfen waehrend dem Vormittags-TV verkuemmern laesst?

Denkst du, sie entfaltet ihr Potential im goldenen Käfig besser? o_O

Beitrag #29

Zitat:Im Ernst, Shinobi, empfindest du es nicht als einen gewaltigen Rueckschritt, wenn eine Frau ihr Potential beim Staubsaugen und Futon-Ausklopfen waehrend dem Vormittags-TV verkuemmern laesst?

Du gehörst also auch zu den Leuten, die müde lächeln, wenn eine Frau "ausschließlich" Kinder groß zieht, das Heim schön hält und sich um die Dinge im Haus kümmert?
Staubsaugen, Windeln wechseln, gut Kochen etc. sind nützliche, wichtige, ja notwendige Tätigkeiten.
Im Gegensatz zu manchen hochgelobten Jobs, in denen es nur darum geht, Leute über den Tisch zu ziehen oder Produkte und Dienstleistungen anzudrehen, die man nicht benötigt.
Das ist also bewundernswert?
Ich finde solche Wertmaßstäbe bedauernswert.
Aber das ist eben typisch euro-amerikanisch.

Beitrag #30

Hausfrauen sind keinesfalls "unwichtig" oder wie man es auch immer bezeichnen möchte. Aber wo ich Emiko recht gebe ist, dass, solange keine Kinder da sind, eine Frau ruhig auch arbeiten gehen kann (wenn sie möchte) und sich die Hausarbeit gefälligst geteilt wird. Wenn es natürlich mehr Spaß macht im haus zu arbeiten: bitte, warum nicht. Ist genau soviel wert wie das andere.

Wieso sollte die Hausarbeit bei einem Ehepaar auf den Schultern eines einzigen liegen. Sie sind nicht umsonst ein "Paar", oder?

Naja, das wird jetzt wieder OT und hat mit Japan selbst wenig zu tun, darum halte ich mich jetzt raus.

EDIT: noch kurz: Soweit ich mitbekommen habe ist shinobi eine Frau (oder?). Ich bezweifle also dass man ihr Frauenfeindlichkeit vorwerfen kann!