:l0a_d1v: Beitrag von:"X2"
Zitat: Kanji galten Anfang des 20. Jahrhunderts als die 本字 (honji), als die richtigen, die wahren Zeichen
Das kann man vielleicht nicht so pauschal sagen. Gerade im ausgehenden 19 Jhdt. hat sich ja die Roumaji-kai gebildet und es gab verschiedene Bewegungen, alles in Kana zu schreiben. 1873 gab es ein Jahr lang eine Zeitung in Kana. Dass sich das dann [leider?] doch nicht durchgesetzt hat, mag man natürlich in Deinem Sinne beurteilen.
Zu dem Okurigana-Problem ein paar Gedanken:
Kanji-Kana-Majiri (Mischschrift) gibt es (wenn man die Manyougana als Vorstufe der Kana mit einbezieht) wenigstens teilweise schon seit ca. 750 und seitdem werden je nach Textsorte mehr oder weniger Okurigana eingesetzt, ohne dass ein Regelwerk existierte.
Als "Kanazukai" (Vorschriften für Kana-Schreibung) erlangten die komplizierten und inkonsistenten Regeln aus dem 18 Jdt. (Motoori Nobunaga) Bedeutung, die erst 1900 vom Erziehungsministerium für den Gebrauch in Schulen etc. überarbeitet wurden. Da sie jedoch nicht für alle Schultypen in gleicher Weise galten, gab es weiterhin Abweichungen. Auch eine weitere Reform 1942 konnte nicht einheitlich umgesetzt werden und neue Richtlinien von 1958 und 1973 waren in Japan ebenfalls nicht so verbindlich wie unsere dt. Rechtschreibung. Eine Beurteilung hinsichtlich von Okurigana, was "falsch" bzw. "richtig" ist, ist damit schwer.
Nicht direkt zu dieser Diskussion gehören vielleicht diese Angaben: Anteil von Kanji an Zeitungstexten um 1877 58,7%, um 1953 50,9%, 1966 nur noch 38,7%. Neuere Zahlen habe ich derzeit nicht.