Ich habe vorhin zwei weitere Bände abgelichtet und bei der Gelegenheit den Aufbau kurz festgehalten.
- Ich verwende keine künstliche Beleuchtung, sondern diffus gestreutes Sonnenlicht an einem hellen Tag. Das ergibt eine gleichmäßige Ausleuchtung mit wenig Schattenwurf an den Unebenheiten. Ich hätte noch andere technische Möglichkeiten, aber dieser Ansatz bedeutet den geringsten Aufwand.
- Das Muster auf dem Teppich dient als Orientierungshilfe. Rund um das Buch bleibt ein Rand als Pufferzone, denn das Buch wird sich unweigerlich ein wenig verschieben.
- Als Linse kommt eine relativ lange 100mm Brennweite zum Einsatz, da diese geringe Verzeichnungen macht. Bei kurzen Brennweiten könnte man im gleichen Abstand Aufnahmen machen, auf Kosten der genutzten Auflösung. Auch dieser Schritt ist bei der OCR nicht so kritisch, da die Software einige automatsche Korrekturmöglichkeiten bietet.
Die Kamera ist weitgehend im manuellen Betrieb:
- der Fokus wird von Hand eingestellt, Autofokus ist ausgeschaltet. Das hat den Vorteil, dass sich die Kamera nicht aufgrund von Fremdobjekten verstellt (z.B. beim Umblättern). Außerdem erfolgt die Auslösung ohne merkliche Verzögerung.
- die Blende wird relativ klein eingestellt. Hier 7.1 oder 8. Das gibt mehr als ausreichend Schärfentiefe (eher ein Thema mit dem Vollformatsensor, weniger am Minisensor vom Handy).
- die Belichtungszeit wird so eingestellt, dass sich eine normale oder leicht überbelichtete Aufnahme ergibt (0..0,3 Blendenstufen). Ist das Licht wechselhaft (einzelne Wolken), kann man zur Not die Belichtungsautomatik einstellen (Blende fest, Belichtungszeit wird automatisch nachgestellt).
- Der automatische Auslöser stand heute auf 6 Sekunden Intervall. Das gibt gemütlich Zeit zum Umblättern. Ein Buch mit 300 Doppelseiten ist damit in 15 Minuten abgelichtet. Ist eine Aufnahme mal verschossen (nicht schnell genug umgeblättert, abgerutscht, Finger im Bild), wartet man einfach auf die nächste Auslösung.
Wenn ich solche Aufnahmen mit dem Handy machen müsste, und kein Stativ hätte, würde ich das Handy wohl mit einem Gewicht beschwert auf eine Tischkante legen und die Kamera nach unten blickend überstehen lassen.
Ausblick:
Moderne Kameras, inkl. Handy bieten viele Hilfsfunktionen, z.B. Fernsteuerung, drahtlose Übertragung, externe Stromversorgung und dergleichen.
Ich nutze zwar die Hardware die ich sowieso im Haus habe, die beschriebenen Konzepte lassen sich jedoch auf andere Systeme übertragen. Außerdem ist die gezeigte Methode maximal buchschonend, mit akzeptabler Geschwindigkeit für Gelegenheitsanwendungen. Hochgeschwindigkeitsdigitalisierer arbeiten entweder mit einer recht aufwändigen und raffinierten Mechanik oder zerstören das Buch und ziehen die einzelnen Seiten durch den automatischen Einzelblatteinzug.
https://www.technikhiwi.de/buchscanner-test/
https://www.dokuhaus.com/dokuhaus-blog/b...en-lassen/
Edit: Beim "armen Sohn" finden sich dedizierte "Buchscanner", die inklusive OCR-Software teilweise weniger kosten, als die von mir verwendete Software. Ich fände es interessant, wenn jemand von seinen Erfahrungen mit solchen Geräten berichten würde.