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Lernmethoden an der Qinghua-Universität
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tlnn


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Beitrag #51
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
(07.01.09 15:20)bikkuri schrieb:Auswendiglernen ist keine angeborene Fähigkeit, sie muss über viele Jahre hart erarbeitet werden. Sollte jetzt jemand meinen, wenn er ein paar Podcasts auswendiglernt, würde nach zwei Jahren das Japanisch nur so aus ihm heraussprudeln, wird es wohl ein böses Erwachen geben.

Ich vermute, die Wahrheit liegt wieder mal im Mittelfeld. Im zarten Alter von 6 Jahren haben wir angefangen, Gedichte auswendig vor der Klasse vortragen zu müssen. Gewisse Kinder brauchten zum Auswendiglernen eine halbe Stunde, dann war wieder Spielen angesagt. Andere habens nach Stunden noch nicht gekonnt. Aber sicher ist auch, dass die Übung viel ausmacht. Nicht zu unrecht bezeichnet man des Gedächtnis als in gewissem Sinne muskelartig, da es mit Gebrauch stärker wird. Auch dazu eine Anekdote, hoffe, ich habe sie hier nicht schon zu oft gebracht hoho Mein Lateinlehrer hatte einen Hirnschlag, was ein schrecklich schlechtes Gedächtnis zur Folge hatte. Er befand, dass er nicht in diesem Zustand bleiben wollte und hat die Illias auswendig gelernt. Er konnte sie noch Jahre danach, hat sie also frisch behalten. Er war *der* Lehrer mit einem wahnsinnsstarken Gedächtnis. Einmal Name gehört reichte.

Ich fand und finde diesen Thread ausserordentlich interessant. Und dabei interessieren mich auch Leute, die mit ähnlichen Methoden in ganz anderen Sprachen Erfahrungen gesammelt haben. Wie jemand richtig sagt, sind die täglichen Lektionen, bzw. das Auswendiglernen auch schlicht ein sich mit der Sprache beschäftigen. Bestärkt mich wieder in der Annahme, sich überall mit der Sprache zu beschäftigen, hilft. ZB die 10'000x (nur leicht übertrieben zwinker ), die ich pro Tag das aktuelle Datum schreibe im Job, halt auch gleich das Datum noch auf Japanisch runter zu beten. Bei jedem "wie gehts?" auch gleich 元気ですか mitzudenken, plus die verschiedenen möglichen Antworten etc. etc.

Das ist für die meisten von euch natürlich kalter Kaffee. Mir bringts was und (nicht erst, aber) spätestens mit dem Thread habe ich auch Ahnung, warum.

Auswendiglernen ≠ Auswendiglernen. Steter Gebrauch, hält die Sache warm. Das ist nicht gleich dem Auswendiglernen, das ich an der Uni hingelegt habe (oder an früheren Prüfungen). Da ging es darum, in genau definierten 15 - 240 Minuten zu glänzen. Ob das nachher noch abrufbar ist - who cares. Was ich jetzt mache, kann sicher auch in den Topf Auswendiglernen geworfen werden, ist aber von anderer Qualität, da ich a) das Privileg (oder den Schaden...) habe nicht glänzen zu *müssen* und b) das Gelernte möglichst lange erhalten möchte.
09.02.09 23:17
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konchikuwa


Beiträge: 951
Beitrag #52
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
(08.02.09 18:33)yohaole schrieb:An Konchikuwa

Können Sie mir bitte sagen an welcher Uni sie das gelernt hat.
Weil das klingt auch recht interessant.

Danke

Das weiß ich nicht. Sie meinte nur, dass es eine nicht so berühmte Uni war.
In Shanghai eine, denke ich. Denn daher kommt sie.
14.02.09 14:09
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Gyoza


Beiträge: 65
Beitrag #53
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
Das mit dem Auswendiglernen klingt echt interessant und ich bin gewillt dem Ganzen eine Chance zu geben. Die Methode scheint was von Pattern Drill zu haben. In einer neuen Lektion wird in den Lesetexten ja bevorzugt die neue Grammatik angewendet. Man lernt 5 verschiedene Sätze mit "toki ni" auswendig und die Form sollte verinnerlicht sein.
Mein Japanisch scheitert vor allem im Mündlichen. Ich habe nie gelernt wirklich viel aktiv Japanisch zu sprechen, dazu kommt mittlerweile schon fast eine panische Angst davor mich auf Japanisch zu äußern, da ich es nach so vielen Jahren des Lernens "eigentlich besser können sollte". Vielleicht ist diese Lernmethode ja genau das was ich suche/brauche...

Mich würde noch interessieren wie lange so ein Text wirklich aktiv beherrscht wird. Sowohl von den chinesischen Studenten (sofern Nora etwas darüber gehört hat) als auch von den Auswendiglernern hier im Forum. Die Anwendungsmöglichkeit ist natürlich ein großer Faktor, der schwer einzuschätzen ist und viele unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen dürfte. Doch auch wenn man regelmäßig auf Japanisch spricht, wird man kaum einen ganzen Lehrbuchtext (o.ä.) benötigen, sondern maximal einen Satz bzw eine Satzstruktur.
Eine andere Frage, die bereits gestellt aber noch nicht beantwortet (oder ich habs überlesen) wurde: Wie lange dauert es bis man von echten wahrzunehmenden Erfolgen sprechen kann? Dabei meine ich jetzt nicht wie ein Muttersprachler plappern zu können; es reichen die kleinen Ergebnisse, die einem auffallen. Dass man feststellt, leichter etwas auswendig zu lernen oder dass einem die Suche nach der richtigen Grammatik schneller in den Sinn kommt, etc. Ich weiß, auch hier wird es keine ultimative Antwort geben grins. Ich bin einfach neugierig auf eure persönlichen Erfahrungen mit dieser Lernmethode
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.04.09 18:24 von Gyoza.)
14.04.09 18:22
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Tanolino


Beiträge: 2
Beitrag #54
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
Ich habe Französisch ähnlich gelernt .... bzw. lerne noch. Die Lehrerin bestand anfangs darauf, dass wir Sätze (die wir vorerst nicht verstanden) aufsagen können und den Namen (im Satz ich bin so und so) austauschen können. Im nachhinein haben wir die Wörter erklärt bekommen und aktuell möchte sie, dass wir korrekte selbstgeschriebene Sätze verinnerlichen (quasi: auswendig lernen) damit wir irgendwas sagen / schreiben können, falls es zu einer Diskussion kommt. Die verinnerlichten Satzstrukturen helfen ein auch bei der Aussprache neuer Wörter (wer franz. kennt weiß wie schwer es ist neue Wörter zu verstehen)

Auf das japanische übertragen würde ich sagen, dass man bestimmte Vokabeln und Satzstrukturen sooo oft hört, dass man damit eine bestimmte Betonung und Übersetzung im Kopf hat. (Wie wenn man Musik hört und einem der Song gefällt -> man singt nach -> versucht die Betonung gleich zu setzen -> und schon kann man etwas korrekt sprechen ohne den Inhalt zu kennen (das kommt später hoho).
16.07.09 01:33
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Teskal


Beiträge: 826
Beitrag #55
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
Ich habe selber ein paar Texte auswendiggelernt. Diese weiß ich aber auch nicht mehr auswendig. Dazu habe ich diese zu selten wiederholt.

Das Problem beim Auswendiglernen ist auch, diesen so zu beherrschen, das man diesen ohne zu stocken aufsagen kann.

Die Texte aus meinen ersten Japanisch-Buch waren einfach zu lang. Die Texte von JPOD101 hatten zu wenig verschiedene Grammatik-Formen. In den Lektionen in denen ich mich umgeschaut habe, muß man dazu sagen. An den verschiedenen Intermediate-Sektionen habe ich mich nicht rangetraut. Wobei ich mich dort noch einmal umschauen werde. Also nach Material, das ich Auswendiglernen möchte.

Das Problem ist kurze Texte zu finden, die trotzdem spannend oder lustig sind, und dann noch genügend neue Grammatik enthält, so das es spaß macht diese zu lernen.

Bei Liedern habe ich oft das Problem, das ich nicht weiß, ob die Übersetzungen, die ich finde gut sind.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.07.09 08:37 von Teskal.)
16.07.09 20:52
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Koumori


Beiträge: 403
Beitrag #56
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
Ich weiß noch einige Gedichte aus der Schulzeit, aber meist nur bruchstückenhaft. Die Gedichte und Lieder, die mir am besten im Gedächtnis sind, habe ich auf Spaziergängen gelernt. Das erste war ein langes russisches Gedicht von Tolstoi, das ich für die Schule lernen musste. Weil die Zeit langsam knapp wurde, habe ich es auf einen Spaziergang mit meiner Schwester und ihren Hunden mitgenommen (in einer abgeschriebenen Version für die Jackentasche) und innerhalb einer Stunde war es tief im Gehirn und geht seitdem nicht mehr raus - und das war vor 17 Jahren. Seitdem nehme ich mir Texte, die ich lernen will, auf kleinen Zetteln auf Spaziergänge mit. Später hab ich erfahren, dass einige Philosophen des Altertums das so mit ihren Schülern machten: sie gingen mit ihnen spazieren.

^^;~;^^
17.07.09 11:12
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Anya


Beiträge: 11
Beitrag #57
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
Gedichte auswendig zu lernen fiel mir auch immer leicht (eine Woche Zeit gehabt, aber erst am Abend davor gelernt hoho). Für die Schule zu lernen hatte aber natürlich immer den Nachteil, dass man nur für die eine Arbeit gelernt hat...

Ich habe beschlossen, dem Ganzen aber eine Chance zu geben. Nach ein paar eigenen Versuchen, kamen mir zwei Fragen auf:

1. Waren die Texte, die die Chinesen an der Uni verwendet haben, solche "typischen" Lehrbuchtexte, dh etwas langweilig bzw künstlich? Kann eigentlich gar nicht sein, wenn man möglichst authentisch sprechen lernen will (bzw. gelernt hat). Gut, es wurde ja gesagt, dass der Unterricht durch z.B. Rollenspiele ergänzt wird, aber mit irgendetwas muss ja eine solide Basis geschaffen werden. Nach welchen System wird da vorgegangen (d.h. mit welchen Themen fangen sie an, geht es nach dem Schwierigkeitsgrad der Grammatik, etc.)?

Ich persönlich habe mir Texte besorgt, zu denen ich natürlich auch Audio-Material habe und was für mich auch interessant genug erscheint (ein Hörspiel, um genau zu sein). Allerdings habe ich an manchen Stellen ein wenig Probleme mit dem Verständnis, da ich mir die Übersetzung selber zusammen reimen muss. Komischerweise kommt die Erleuchtung oft dann, wenn ich den Satz einfach gelernt habe... kratz Ein bestimmtes System gibt's bei mir also nicht, da ich die Sätze einfach so lerne, wie sie kommen. Meine Motivation dabei ist aber, dass ich wissen will, was in der Geschichte passiert. zwinker Das klappt auch ganz gut, auch wenn ich an manchen Stellen mir nicht sicher bin.

2. Das wurde bereits gefragt, aber es gab (so weit ich weiß) keine genaue Antwort darauf: Wann ungefähr treten erfahrungsgemäß die ersten brauchbaren Verbesserungen auf bzw ab wann ungefähr kann man langsam eigene Sätze richtig bilden usw.

Das, was ich mittlerweile gemerkt habe, ist, dass ich zumindest sofort merke, wenn ich beim rezitieren etwas falsches sage. Immerhin etwas hoho

Würde mich über eine Antwort und weitere Erfahrungen zum Auswendiglernen freuen! zwinker
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.07.10 11:28 von Anya.)
05.07.10 11:26
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Nora
Gründerin

Beiträge: 2.095
Beitrag #58
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
In der Uni wurden viele verschiedene Texte verwendet, natürlich Dialoge aus Lehrbüchern, aber auch, was ich besonders sinnvoll finde, Reden, die man selbst geschrieben hat (und die natürlich korrigiert wurden). Dazu Floskeln, die man bei wissenschaftlichen Diskussionen braucht, Keigo-Sprache und so weiter und so fort. Nur langweilige Lehrbuchtexte gab's nicht. grins

Da ich nur ein Jahr an der Uni war, weiß ich nichts über den genauen Aufbau des Studiums dort vom 1-3 Studienjahr. Eigene Sätze bilden und sich sehr anständig verständigen konnten die Studenten schon nach dem ersten Jahr.
05.07.10 17:52
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konchikuwa


Beiträge: 951
Beitrag #59
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
Noch mal ganz allgemein dazu, die Chinesen haben aber echt 'nen Heimvorteil, auch wenn die Sprachen nicht verwandt sind. Es gibt so viele kango im Japanischen, und das macht den enormen Vorteil aus... die müssen sich ja oft praktisch nur die onyomi merken und können dann zum Teil sogar selber produzieren, weil sie es vom Chinesischen ableiten. Vom Textverständnis ganz zu schweigen. Hab mal mit einer Chinesin darüber gesprochen, die meinte, dass ihre Eltern zwar überhaupt kein Japanisch können, aber z.B. japanische Bedienungsanleitungen zum größten Teil verstehen können.

Ich glaub auch wenn wir es so lernen würden (und es ist sicherlich eine super Methode an dieser Uni), so schnell ginge es bei uns leider doch nicht.
06.07.10 05:51
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Nora
Gründerin

Beiträge: 2.095
Beitrag #60
RE: Lernmethoden an der Qinghua-Universität
Ja, das glaube ich auch (steht ja auch schon oben).
06.07.10 06:30
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Lernmethoden an der Qinghua-Universität
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