(28.01.15 03:15)torquato schrieb: Mistrauen keinen geben wollte. Es war einfach nicht notwendig. Die Tür war ja nie verschlossen, und die Frau des Hauses immer präsent. Sie war halt für das Ein und Aus im Haus zuständig. ただいま ー おかえり. So in der Art.
Das geht dank der ethnischen Homogenität. War bei uns in D ebenso, als ich klein war. Wenn ich hingegen heute in D eine Türklinke außen an meiner Haustür hätte, so daß man ohne Schlüssel reinkann, dann hätte ich noch in dieser Woche Leute im Haus, die kenntnisreich nach Wertsachen suchen und von der Polizei schamhaft als "rumänische Staatsbürger" bezeichnet werden (übrigens sehr zum Ärger meiner rumänischen Freundin, aber das habe ich vielleicht schon mal gesagt).
Früher, als es noch keine Handys gab, war in J Telefon teuer, ich weiß nicht, über hunderttausend Yen Kaution (grob gesagt, du mußtest eine Aktie von NTT kaufen), das war in der Showazeit für weniger wohlhabende Leute nahezu prohibitiv. Es gab Anbieter von Telefonkrediten, die Zettel an Strommasten klebten und horrende Zinsen verlangten (Sarakin hieß das damals, dieses Unwesen, es ist - auch unter ausländischem Einfluß sehr zögerlich und mit langen Übergangsfristen, aber letztlich doch zurückgedrängt worden).
Die Gesprächsgebühren des Telefons waren aber erträglich. Vor allem aufm Land hat man, wenn man denn eins hatte, das Telefon im Genkan auf die Getabako gestellt. Dann ist wer aus der Nachbarschaft gekommen, hat lärmend die Haustür aufgerissen, mit lauter Stimme "gomen kudasai" gerufen und dann halt das Telefon benutzt, war OK so, brauchte der sich gar nicht die Schuhe ausziehen.
Natürlich hat der Nachbar ins Telefon nicht gesprochen, sondern gebrüllt. Die ersten Telefone sind auf hohe Lautstärke angewiesen gewesen, und man kann seine Lebensgewohnheiten doch nicht im Laufe eines mickrigen Jahrhunderts ändern. So war es günstiger, wenn der andere den Hörer (Festnetz) etwas anders hielt, als man es heutzutage macht, nämlich zwar schon das Mikrophon vor dem Mund, aber die andere Seite vor der Stirn, eine Handbreit weg.
Technologische Anachronismen gibt es in D auch.