Yano2
Gast
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RE: Lebensgewohnheiten
(07.02.15 04:40)torquato schrieb: Spontan fallen mir da zB die Leute ein, die mit ihren Darth-Vader-Schwertern in Scharen Baustellenausfahrten absichern...
Edit: Zu letzterem ausführlich: https://www.youtube.com/watch?v=TPVwzu1MGdE
Daß gleich zwei oder gar vier Wachleute eine Baustelleneinfahrt sichern, war im Präsmartphonolithikum noch nicht so extrem, wie es in dem Film für aktuell dargestellt wird. Aber heutzutage braucht man wohl sowas, die Fußgänger sind einfach nicht so bei der Sache. Auch sind z.B. in T die meisten Leute keine Autofahrer und haben entsprechend wenig Sinn für den Verkehrsfluß bzw. für den Lkw, der z.B. rechts in die Baustelle will und jetzt gerade mal eine Lücke im Gegenverkehr hat usw.
Die Anzahl der Verkehrstoten wird angegeben mit 9 in D und 7 in J. Pro 100.000 Autos. Ich habe das Gefühl, daß der Unterschied geringer wäre, würde man Motorräder einbeziehen und pro Million Kilometer rechnen. Ich hatte in meinem langen Leben als Autofahrer zwei Gefahrenbremsungen, beide in J. Wenn die Haustür offen ist, ist das noch kein Grund stark zu bremsen, weil wenn der hinter dir gerade schläft, fährt er dir drauf - aber aufpassen, die Haustüre direkt an der Landstraße; dann rennt tatsächlich ein Kind raus und überquert direkt vor meinem Auto besinnungslos die Straße, weil es zum Strand will (war in Ehime). Meine Reifen waren danach nicht mehr so gut wie vorher, aber das Kind war unversehrt, es wurde ziemlich ausgeschimpft, und so bin ich halt weiter.
Die andere Gefahrenbremsung hat wer anderes gemacht (danke, unbekannterweise), und ich war schuld.
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07.02.15 20:12 |
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junti
Beiträge: 1.565
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RE: Lebensgewohnheiten
Mal eine Frage, weil ich nicht weiss, ob es nur mir so geht.
Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass Japaner anders auf Dinge zeigen als Deutsche?
Wenn ich mit dem Finger auf etwas zeige, zum Beispiel eine Zeile/Speise in einer Speisekarte, dann mache ich den Finger eher auf bzw. vielleicht leicht neben das, auf das ich zeige und nehme den Finger dann weg, der andere liesst es. (Angenommen es ist ungefaehr so gross wie meine Fingerspitze oder kleiner geschrieben.)
Ich denke zumindest, dass ich es immer so gemacht habe - Was ich sagen will: In Deutschland hat man mich verstanden, wenn ich mit dem Finger auf etwas gezeigt habe.
Wenn ich in Japan so zeige werde ich zu 90% misverstanden. Meiner Erfahrung nach zeigen Japaner recht generell unter das was sie zeigen wollen und lassen den Finger dort.
Konnte das schon mal jemand erleben, oder kann es jemand nachproduzieren? Oder ist einfach meine generelle Idee vom Zeigen falsch bzw. von Grund auf komisch?!
http://www.flickr.com/photos/junti/
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11.02.15 13:38 |
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vdrummer
Beiträge: 1.445
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RE: Lebensgewohnheiten
Also ich mache das, wenn ich auf Text zeige, immer auf die von dir beschriebene japanische Art; zeige also mit dem Finger unter das, was ich hervorheben will und lasse ihn dort. Darauf, wie das andere machen habe ich noch gar nicht geachtet. Werde ich die nächsten Tage mal machen und mein Ergebnis hier bekannt geben.
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11.02.15 13:49 |
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Yano2
Gast
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RE: Lebensgewohnheiten
(11.02.15 13:38)junti schrieb: Oder ist einfach meine generelle Idee vom Zeigen falsch bzw. von Grund auf komisch?!
M.E. eher das. Das halte ich für was preussisches. Das ist schon in Bayern unüblich und kann als unhöflich empfunden werden.
Ich hatte das in J nie, daß ich beim Zeigen mißverstanden worden wäre, und ich habe mich in dieser Hinsicht auch nicht umgewöhnen müssen. Auf eine Textstelle deuten tut man, indem man mit dem Zeigefinger darunter bzw. links entlangfährt, wobei man dabei die Folgezeile verdeckt.
Die Unterschiede beim Zeigen auf Menschen hingegen sind ja bekannt. Ich habe mich in all den Jahren in J in der Hinsicht nicht umgewöhnen können, bin aber auch stets verstanden worden.
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11.02.15 14:33 |
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UnDroid
Beiträge: 392
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RE: Lebensgewohnheiten
(11.02.15 13:49)vdrummer schrieb: Also ich mache das, wenn ich auf Text zeige, immer auf die von dir beschriebene japanische Art; zeige also mit dem Finger unter das, was ich hervorheben will und lasse ihn dort.
Mache ich genauso. Ich gehe halt relativ nahe dran, so dass mein Finger die Zeile fast berührt um sicher zu gehen, dass ich doch nicht die untere Zeile meine.
mfg
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11.02.15 19:35 |
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junti
Beiträge: 1.565
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RE: Lebensgewohnheiten
(11.02.15 19:35)UnDroid schrieb: (11.02.15 13:49)vdrummer schrieb: Also ich mache das, wenn ich auf Text zeige, immer auf die von dir beschriebene japanische Art; zeige also mit dem Finger unter das, was ich hervorheben will und lasse ihn dort.
Mache ich genauso. Ich gehe halt relativ nahe dran, so dass mein Finger die Zeile fast berührt um sicher zu gehen, dass ich doch nicht die untere Zeile meine.
mfg
Ja, genau, an dieser Grenze scheitert es bei mir glaube ich oefters.
Ich zeige natuerlich auch nicht wie ein Uhrzeitmensch direkt drauf, sondern versuche irgendwie ein gutes Mittelmass zu finden, aber das finde ich wohl irgendwie nicht, hehe.
http://www.flickr.com/photos/junti/
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12.02.15 00:38 |
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Yano2
Gast
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RE: Lebensgewohnheiten
Meine Art, auf Menschen zu zeigen wird in J verstanden. Man darf in J mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf jemanden zeigen, das mache ich aber nicht. Aber mit der offenen Hand weist man halt die Richtung, das paßt schon.
Auf sich selber zeigt man mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze; das konnte ich mir aber nicht angewöhnen. Ich lege mir die flache rechte Hand auf die Brust und mache eine sehr dezent angedeutete Verbeugung (oder zumeist gar keine Geste, je nachdem). Ich weiß eigentlich nicht, ob das japanisch ist; jedenfalls wird das hier wie dort verstanden.
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12.02.15 02:02 |
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Yano2
Gast
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RE: Lebensgewohnheiten
Ein kleines Erlebnis heute:
Auf einem schmalen Weg für Fußgänger und Radfahrer standen zwei ältere Damen an beiden Wegesrändern und sprachen miteinander, ich wollte geradeaus, bin kurz stehengeblieben und sagte 間失礼します, natürlich auf Deutsch und ohne Handkantenschlag. Die beiden waren recht erstaunt, und so höflich sei doch sonst niemand - Umgangsformen aus Tohoku.
Umgekehrt: Als ich aus dem Studentenheim in T auszog, habe ich das Zimmer geputzt und nichts zurückgelassen, außer einem frischen Kasten Bier in der Lobby - Umgangsformen aus Bayern. Später war ich noch ein paarmal auf dem Campus und bin dann von Kommilitonen (waren ausschließlich Japaner) angesprochen worden, die sich bedankten für das Getränk, und üblicherweise würde man beim Auszug eher Unordnung hinterlassen.
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20.02.15 17:07 |
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Hachiko
Gast
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RE: Lebensgewohnheiten
(20.02.15 17:07)Yano2 schrieb: Ein kleines Erlebnis heute:
Auf einem schmalen Weg für Fußgänger und Radfahrer standen zwei ältere Damen an beiden Wegesrändern und sprachen miteinander, ich wollte geradeaus, bin kurz stehengeblieben und sagte 間失礼します, natürlich auf Deutsch und ohne Handkantenschlag. Die beiden waren recht erstaunt, und so höflich sei doch sonst niemand -
Logo waren die erstaunt, in einer Stadt wo man ansonsten in so einer Situation mit einem grantigen Blick oder gar einem rüden "schleich di" aufgefordert wird den Weg freizumchen, auf so hoher Freundlichkeitsstufe angesprochen zu werden, das hat schon Seltenheitswert.
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20.02.15 19:13 |
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