(10.06.08 23:49)Teskal schrieb:So richtig mit Merksätzen habe ich nie gearbeitet. Je abgedrehter, desto besser. Heißt es zumindest...
Aber bei vielen anderen, z.B. bei den Folgenden, fällt mir gar nichts ein:
Wünschelrute, eins für = 上
eins, Wünschelrute für = 下 (Ok, bei den beiden ersten kann ich auch drauf verzichten, die kann ich auch so)
Die Wünschelruten zeigen die Richtung an, wenn man "eins" als Boden nimmt.
Zitat:klein, eins, Beine für = 光
Ein kleines, auf zwei Beinen herumflitzendes Photon? Das sich auch manchmal in Wellen verwandelt oder gleichzeitig durch zwei Schlitze rennt (oder wie war gleich der Experimentaufbau? Ist schon so lange her mit der Physik...)
Zitat:Bambus, Körperteil, Kraft = 筋
Körperteil und Kraft haben schon was mit Muskeln zu tun, oder? Aus welcher Art von Körperteil kommt die Kraft? Ist doch logisch ... Die Frage ist, wie man den Bambus dazu kriegt ... Wir haben einen muskulösen Typen mit Bambus Stock, der dafür sorgt, dass wir logische Aufgaben lösen, während wir gleichzeitig Liegestützen machen müssen, zum Training unserer Muskeln und Logik, im Sinne von ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Oder so ähnlich.
Zitat:(drei) Punkt, Fluß = 州
Du hast ein Land, das durch drei Ströme oder Flußarme geteilt wird, und jeder deiner Söhne bekommt einen Landesteil: Aldi Süd, Aldi Nord und äh ... ok, Aldi Ost, Aldi Mitte, Aldi West.
Zitat:Mantel, Messer = 初
Aus irgendwelchen Gründen denke ich dabei immer an St. Martin, aber was das mit Anfang und erstmalig zu tun hat? Da ist erstmalig einer auf die Idee gekommen zu teilen ... das ist so bemerkenswert und uns so im Gedächtnis geblieben, dass wir jedes Jahr die Kinder daran erinnern ...
Zitat:Messer, Reisender = 辺
Da stelle ich mir einen Reisenden vor, der Nachts am Lagerfeuer schläft, ein Messer griffbereit, weil er nicht weiß, ob vielleicht jemand anders ebenfalls mit einem Messer in der Nähe ist, der ihm was will.
Aber Heisig hat dazu bestimmt lustigere Geschichten. Ich habe ja nur ein bisschen drin rum gelesen, und an die Story für 辺 erinnerere ich mich ganz dunkel, aber das war viel origineller als mein Vorschlag. Ich finde, er gibt einfach gute Beispiele, wie die Geschichten aussehen sollten. Sie sollten nämlich am besten alle Sinne ansprechen, ein kleines interenes Kino sein mit bewegten Bildern, Ton, am besten noch Geruch und Geschmack, je mehr Sinne, je näher am Leben, umso besser.
Es ist schon ein Aufwand, sich Geschichten auszudenken, und ich habe es mir auch oft gespart, aber dann musste ich die Zeit dafür aufwenden, die Zeichen öfter zu wiederholen. Oft ging es mir so, dass ich die Eselsbrücken zu den Kanji, zu denen mir sofort etwas einfiel, schneller vergessen habe als die, zu denen mir erst überhaupt nichts eingefallen ist.
Ich habe ein paar Sitzungen mit Studenten zum Kanji lernen gemacht und jedem ein anderes Buch in die Hand gedrückt: einer war zuständig für Heisig, einer für das Kanji ABC, einer für Henshalls korrekte Ethymologie. Wir haben uns zusammen Eselsbrücken ausgedacht und dann nachgeschaut, was die Bücher dazu sagen. Interessanterweise waren unsere Vorschläge teilweise dicht an der tatsächlichen Ethymologie, wie Schnee als Regen, den man weg kehren kann. Im Anschluß haben wir Kanji Tests gemacht. Ein Student hat nicht so gut abgeschnitten. Der musste bei den nächsten Runden immer als erstes einen Vorschlag liefern, danach war er so gut wie die andern.
Eine weitere Variante zum Thema ist das Programm "Krea Kanji"
http://www.uni.koeln.de/phil-fak/paedsem...krea.html. Die Entwickler dieses Programms erklären den Effekt mit der "Levels of Processing" Theorie, siehe ihre Webseite bzw.
http://en.wikipedia.org/wiki/Levels-of-p...ing_effect (habe ich leider nur in der Englischen Wikipedia gefunden). Die Konsequenz dieser Theorie ist: eine gute Eselsbrücke bringt dich weiter als das Kanji 100x zu schreiben. Im Sinne von dauerhafter Erinnerungsleistung an das Kanji, wenn du es 100x geschrieben hast, sieht es allerdings bestimmt schöner aus. (Auch wenn ich jetzt Gefahr laufe, von Leuten erschlagen zu werden, die sagen, ich solle mir mal überlegen, warum Chinesen und Japaner seit Jahrtausenden mit x mal Schreiben lernen und Eselsbrücken allerhöchstens für Grundschüler angemessen halten.)