(21.04.06 23:39)adv schrieb:1701 hatte der Daimyo(大名) von Akou(赤穂), Asano Naganori 浅野長矩 sich von Kira,
einem Zeremonienmeister des Bafuku durch schwere Beleidigungen zum Ziehen
seines Schwerte provozieren lassen.
Der Verlauf nach dem 赤穂事件 ist eine interessante Geschichte, die heutzutage das Interesse manches Japaners unaufhörlich anzieht.
Jedes Jahresende läuft ein über 10 Stunden langes Fernsehdrama bei irgendeinem TV-Sender, in dem es sich
um die Geschichte von Chusingura handelt.
Warum musste Asano denn an demselben Tag des Vorfalls, am 14.3.1701 des Mondkalenders also Harakiri begehen?
Weil er Kira gerade im Korridor mitten im Schloss Edo, wo der Shogun saß, angriff. Dazu sollte man an diesem Tag eine Delegation aus Korea
dort entgegenkommen. Asano war eines der Midglieder der Empfangsausschusses und Kira war sein Leiter.
Um so tiefer war deshalb der Shongun darüber zornig,
dass Asano sofort sterben musste.
Da der obige Korridor 松の廊下(der Korridor Kiefer) hieß, nennt man den Vorfall auch 松の廊下事件.
Zitat:Seine nun herrenlosen Samurai (浪士,rô·shi, oft auch 浪人, rô·nin) genannt,
schworen die Ehre ihres Herrn zu rächen; um Kira in Sicherheit zu wiegen
führten sie ein scheinbar unehrenhaftes Leben als verwahrloste Trunkenbolde.
Tatsächlich aber stürmten sie, nach akribischen Vorbereitungen 1702, genau
an Asanos Todestag, den Palast Kiras.
Da der Shogun mit der Vergeltungsaktion seiten der Asanos Bande rechnete, hat er Kira gezwungen, seine Residenz aus der Mitte von Edo
an den Rand der Metropole zu verlegen, was sicherlich die Rache begünstigte.
Kira musste dagegen über zwanzig Söldner anstellen und in einem Gebäude seiner neuen Residenz unterbringen,
um sich selbst und sein Haus bewachen zu lassen.
Der Überfall fand am 14.12.1702 (oder besser gesagt, Mitternacht bis vor Dämmerung des 15.) statt. An diesem Tag wurde tagsüber
die Jahresschlussteezeremonie in der Residenz von Kira abgehalten,
was der Lehrmeister der Teezeremonie von Kira aber einem Mitglied der Bande im Voraus verraten hatte.
Wie man erwartet hatte, lagen die ganze Bewohner einschließlich der Wächter abends nach der gesungenen und getrunkenen Gelage
im tiefem Schlaf, was für die Truppe günstig auswirkte.
So wurde der Termin des Angriffs festgelegt. Und es gab in Edo viele Leute, die für Asanos Rohnin waren
und Kira hassten, obwohl Kira tatsächlich keine Übeltat begangen hatte.
Man soll ja sogar 嫌われ者の吉良(KIRAwaremono no KIRA) gesagt haben.
Zitat:46 der 47 rô·shi folgten so ihrem Herrn, an dessen Grab vor dem Sengaku-ji Tempel,
in den Tod; nur der Jüngste, der dem Shogun die Nachricht von der Ermordung Kira
überbracht hatte, wurde begnadigt, womit hier einmal der Überbringer einer schlechten
Nachricht nicht bestraft, sondern für diesen Mut belohnt wurde.
Der jüngste Teilnehmer der Überfalltruppe war der damals 16jährige Ooishi Chikara(大石 主税),
der älterste Sohn von Ooishi Kuranosuke(大石 内蔵助), der Leiter der Einheit.
Kuranosuke war der ehemalige Stellvertretende von Asano, der in Edo gewesen war, im Schloss zu Akoh
und regierte das lokale Territorium für Asano.
Vor allen Dingen aber ist heutzutage Kuranosuke immer noch eine der unter Japanern bekanntesten historischen Persönlichkeiten.
Wer behaupten würde, Japaner zu sein und nicht wüsste, wer dieser Ooishi ist, wäre dann kein echter Japaner.
Am 14. 12. marschieren heute noch jährlich 47 Leute im Kostüm der Truppe in Strassen der Stadt Akoh der heutigen Hyogo Präfektur.
Außerdem findet ein derartiges Fest in einer Stadt der Aichi Präfektur statt, wo Kira jemals zur Zeit Edo regierte.
Übrigens musste Kuranosukes Sohn Chikara in Wirklichkeit ebenfalls Harakiri begehen, weil er schon (erst seit einem Jahr) volljährig war.
Der Einzige, der sich Seppuku entzog, war Terasaka Kichiemon(寺坂 吉右衛門), der der niedrigsten Stufe der Bushi-Hierarchie
in Akoh-han angehörte. Terasaka ist gleich nach dem Überfall auf Befehl von Kuranosuke abgereist, um die Witwe vom verstorbenen Asano,
die nach dem Vorfall Nonne wurde, in Edo und weiter Asanos Bruder in Hiroshima zu besuchen und über die erfolgreiche Rache zu berichten.
Da die Regierung Terasaka nicht verfolgte, ist sein Verbleib nach dem Besuch in Hiroshima nicht bekannt.
So befinden sich bis heute die Gräber der 45 Akoh-Roshi mit dem ihres Herrns im Sengakuji Tempel. Es fehlen jedoch nämlich zwei Gräber,
eines von Terasaka und aus einem unbekannten Grund eines von einem Mitglied, Hazama Kihei(間喜兵衛).
Väter, Brüder und Söhne über 15 Jahre der Mitglieder der Truppe wurden auch bestraft und ausnahmslos nach Inseln,
die südlich von Edo liegen, ausgewiesen. Einige starben im Exil. Andere überlebten und wurden mehrere Jahre später begnadigt,
als der Wechsel des herrschendes Shoguns stattfand.
Weibliche Familienangehörige blieben aber eigentlich von Bestrafung verschont, wie es schon seinerzeit im 18. Jahrhundert galt,
anders als anfangs der Tokugawa-Zeit, wo nicht nur die ganze Familie sondern auch die ganze Verwandtschaft
in solch einem Fall unabhängig von Alter und Geschlecht vollkommen hingerichtet worden waren.
Jungen unter 15 wurde Gnadenfrist bis zur Volljährigkeit vergeben, man verblieb aber für Ewigkeit unbestraft,
wenn dieser vor 15 Mönch werden wollte.
Deshalb leben die Nachkommen der Akoh-Rohshi heute noch.
Warum poste ich extra jetzt im Juli? Im Juli 1702, d.h. 5 Monate vorm Angriff, versammelten sich
Akoh-Rohshi im Park Maruyama(円山公園) in Kyoto zu einer Konferenz(sogenannte 円山会議), um endgültig zu beschliessen,
sich für den Tod ihres Herrns zu revancieren. Es heisst, seinerzeit wollten noch über 100 Rohshi daran teilnehmen.
Gleich danach verließ das Haupt Kuranosuke Kyoto, wo er bis dahin mit seiner Geliebten gewohnt hatte
(seine Frau war kurz nach der Übergabe des Schlosses mit ihren Kindern zu ihrer Heimatsdorf zurückgekehrt),
und die ganze Bande reiste ebenfalls nach Edo im einzelnen getrennt ab, und die Geschichte wurde dem Höhepunkt immer näher.