Das mit der Heisig-Methode ist so ´ne Sache, darüber gibt´s lange Threads und Auseinandersetzungen im Forum. Ich würde vorschlagen, du liest dich vorher da mal ein wenig ein.
Das Problem mit den Kanji sehe ich zur Zeit wie folgt (all das wurde aber auch schon mal irgendwo erwähnt):
1. Es sind viele.
2. Sie haben unterschiedliche Lesungen (diverse chinesische, diverse japanische)
3. Sie können (im Japanischen) mehrere Bedeutungen bzw. Nuancen haben
4. Die Lesungen komplexer Kanji-Wörter folgen zwar grundsätzlich einer Regel, aber es gibt leider auch gar nicht so wenige Ausnahmen - eben so gibt es unübliche Lesungen
5. Man kann leider nicht immer anhand der Grundidee eines oder mehrerer Kanji auf die Bedeutung des Wortes schließen.
(das hängt damit zusammen, wie die Kanji in die japanische Schrift aufgenommen wurden)
Die Zeichen alleine zu lernen reicht leider nicht. Selbst, wenn du 3000 Kanji mit allen Lesungen und Bedeutungen auswendig gelernt hast, kannst du nur einen Bruchteil der Wörter, die du für den täglichen Bedarf benötigst und weißt auch kaum bis gar nichts darüber, wann du welche Vokabel anwenden musst/kannst (mal ganz abgesehen von grammatikalischen Themen, wie Satzbau, Zeiten und Beugungen, Partikel etc. pp).
Das heißt, du kannst dann immer noch keine Texte lesen, weil dir die Erfahrung fehlt, welche Lesungen in bestimmten Zusammensetzungen eher verwendet werden. Und die japanische Schrift besteht eben nicht nur aus Wörtern, die mit einem Kanji und Okurigana geschrieben werden. In einem Zeitungsartikel (und in Fachbüchern eh) wirst du auf viele Komposita stoßen, zusammengesetzte Wörter aus 2, 3, 4 oder mehr Kanji. Die lesen zu können ist mit viel Arbeit, Auswendiglernen und Erfahrung verbunden.
Solltest du alle Lesungen beherrschen, hilft dir das natürlich beim Verwenden von Lexika weiter, denn du kannst mit den Lesungen herumexperimentieren, bis du auf eine sinnvolle Variation kommst. Dauert am Anfang etwas, aber mit der Zeit wird es besser und später wirst du sogar öfter sofort einen Treffer landen und unbekannte Wörter schneller entziffern können (ist zumindest meine Erfahrung).
Mitunter kannst du die Lesung von Komposita oft nur aus dem Satzzusammenhang heraus erkennen. Gleiche Kanji können in unterschiedlichen Sätzen andere Lesungen und damit eine andere Bedeutung erhalten. Mir fällt da als Beispiel auf die Schnelle nur "今日" ein, welches du z. b. "Konnichi" oder "Kyô" lesen kannst, je nach Zusammenhang. (Ok, im Falle von "Konnichi" wird meistens Hiragana verwendet, aber Kanji kommen auch hin und wieder vor - soll ja auch nur ein Beispiel sein). Dies ist auch ein Beispiel für Komposita, welche (mindestens) eine unübliche Lesung haben, denn "Kyô" wirst du durch dein Wissen der Lesungen von "今" und "日" nicht ermitteln können.
Zumindest was mich angeht, so hat es mir recht selten geholfen, anhand der Bedeutung bzw. der Grundidee der Kanji die Bedeutung diverser Komposita (Wörter, die aus mehreren Kanji zusammengesetzt wurden) herauszufinden. Bei einfachen Texten mag dies noch funktionieren, aber bei schwierigeren Texten und Kanjiverbindungen führt dieser Weg seltener zum Erfolg - vor allem, wenn man einen Text richtig verstehen will und nicht nur eine Idee der Bedeutung eines Textes haben möchte.
Warum ich dies schreibe? Um dir klar zu machen, was du dir da vorgenommen hast
Nein, aber im Ernst: Ich würde dir empfehlen, dein Japanisch für Schüler einmal durchzuarbeiten, es ist nicht der schlechteste Anfang ( eher im Gegenteil). Wenn du das wirklich durchgearbeitet und verstanden hast, dann hast du schon einmal eine gute Grundlage für weiteres. Immerhin lehrt "JfS" ungefähr 200 Kanji, wenn ich mich richtig erinnere. Also hast du dann auch schon einige Erfahrung damit, wie das für dich so funktioniert und kannst dir eine Lernmethode aussuchen, die zu dir passt.
Japanische Schüler lernen am Anfang auch nicht sämtliche Lesungen, sondern nur die wichtigsten und erst nach und nach füllen sich die Kanji mit den weiteren Lesungen, die ggf. im Alltag benötigt werden. Eine Hilfe könnten die Bücher zum Kanken (spezieller Kanji-Test für japanische Schüler), dort habe ich das erste Mal Hinweise darauf gefunden, welche Lesungen zunächst und welche Lesungen in den späteren Schuljahren gelernt werden. Dennoch: Letztendlich brauchst du sie alle, die einen Lesungen mehr, die anderen weniger, das ist wirklich nicht einfach...
Ich habe gehört, dass japanische Kinder früher auch mit der Methode gelernt haben, sich anhand der einzelnen Radikale Geschichten zu den Kanji auszudenken, dass sie aber heutzutage in der Schule Kanji eher anhand von Vokabeln lernen.
Ich würde in deinem Fall mein Augenmerk auf das Lesen und Übersetzen von Texten legen, da du ja mehr lesend verstehen lernen möchtest. Ich bin auch der Ansicht, dass das funktioniert. Ich selbst kann ohne aktive Sprachfähigkeiten sehr gut englische Fachliteratur lesen - ich kann sogar Nachrichten im Fernsehen verstehen etc. Mit direkten Gesprächen oder Romanen z. B. habe ich trotzdem Probleme - brauche ich in meinem Job aber auch nicht.
Ich würde dir empfehlen, Kanji nicht getrennt von Vokabeln und Satzzusammenhängen zu lernen und Kanji nicht nach der Reihenfolge lernen, wie sie japanische Kinder lernen, sondern so, wie sie in den von dir ausgesuchten Texten auftauchen. Ich würde es auch mit den Lesungen am Anfang nicht übertreiben (das verlangsamt nur den Prozess), sondern nur die lernen, die du gerade benötigst. Eigentlich wird dir genau dieses Vorgehen in Japanisch für Schüler vorgemacht. Na ja, und wenn du dann merkst, dass das so für dich nichts ist, werfe die Methode über Bord und suche dir eine andere
So etwas haben hier wohl viele schon hinter sich
Mit der Zeit wirst du es leichter haben, die neue Kanji anzulernen. Nur Mut!
Das Lernen von Japanisch wird dir noch einen weiteren Nebeneffekt bringen: Du wirst dich früher oder später mit diversen Lernmethoden auseinandersetzen. Das ging wohl den meisten hier so. Auch wirst du dir klar werden müssen, was für ein Lerntyp du eigentlich bist, damit du die effektivste Lernmethode für dich finden kannst. Es gibt keinen "richtigen" Weg, nur einen, der für jeden einzelnen individuell passt. Aber das muss man selbst herausfinden. Auch meine Ratschläge kommen aus meiner eigenen Erfahrung und müssen nicht für dich passen.
Meine letzten Ratschläge, die man hier im Forum - auch aktuell - oft lesen kann ist: Lernen, lernen, lernen; nicht den Spaß verlieren; durchhalten.
So, dann "ganbatte ne".
EDIT: Ach ja, mir ist noch etwas eingefallen. Im Falle von Informatik sollten die Fachbücher eigentlich voll von Anglizismen sein, also könnte es auch hilfreich sein, wenn du dich etwas intensiver mit Katakana und Katakanawörtern beschäftigst - möglicherweise kannst du dadurch schon einen guten Teil einiger einschlägiger Fach-Aufsätze lesen, da auch im Japanischen oft die englischen Begriffe verwendet werden - ist zumindest in meinem Fachgebiet so.