Ich habe mich heute zu einem Thema durchgerungen, dass mich schon lange beschäftigt. Auf die Gefahr hin dass es zu tief und zu persönlich wird, habe ich es zunächst lieber gelassen, doch Ereignisse, die ich sehe und selbst am eigenen Leib erlebe, haben mich zum Sprung ins "kalte Wasser" veranlasst.
Ich hatte vor ein paar Jahren länger in Japan zu tun und dadurch (fast zwangsläufig) auch Kontakt zum weiblichen Teil der Bevölkerung. Ich hatte 2 kurze Beziehungen:
Nr. 1 verschleuderte jeden Euro ihres Gehaltes für Freizeitaktivitäten und ihr Terminkalender war heilig.
Sie wohnte noch mit über 30 Jahren bei ihren Eltern, und die Mutter rief sie tatsächlich an einem Samstag um 21 Uhr an, es wäre so langsam Zeit, dass sie nach Hause käme (!).
Nr. 2 wurde nach Singapur versetzt. Nr. 3 habe ich schließlich geheiratet :-)
Die Aufzählungen sind eigentlich nicht deshalb zu berichten, was für ein "Held" ich bin (das bin ich wahrlich nicht) sondern dass ich in diesen Beziehungen unheimlich viele Parallelen gesehen habe:
Was der durchschnittliche Europäer an Japanerinnen sieht, trifft zu: die meisten sind lieb, alle freundlich, achten auf das Wohlergehen des Gegenübers etc. p.p.
Doch der Blick hinter die Kulissen ist etwas anders:
- Während Europäer (mehr oder weniger) versuchen, die Individualität zu respektieren, haben sie Standards, die sie möglichst auf einem abbügeln wollen ("das musst du so machen, und das so").
- Mit 2 war der Körperkontakt in der Öffentlichkeit unmöglich. Hart, wenn man Europäer ist und verliebt ...
- Alles verkraftbar.
Nicht verkraftbar oder schwierig ist es, wenn SIE sauer ist.
Schweigen zwischen 2 Stunden und 2 Tagen sind die Norm. Von 2 befreundeten Päarchen gibt es auch Stories von 1 Woche oder sogar einem Monat (allerdings manchmal auch der männliche Japaner, also nicht nur ein weibliches Phänomen). Und seelenruhig (?) wartet der andere, bis eine wieder auftaut...
Über ein Problem diskutieren? Ha! Davon träume ich nachts.
Wenn ich versuche, zu diskutieren, gibt es entweder die Flucht ins Bad oder irgendeine dunkle Ecke der Wohnung und/oder ich bekomme lediglich "URUSAI!!!" zu hören.
Ich (und einige Miteleser wohl auch) haben ja gelernt, dass es nicht gur ist, Probleme in der Beziehung aufgestaut zu lassen, nicht entgültig zu lösen und dass man nicht mit einem Groll aufeinander schlafen gehen sollte.
Davon haben Japaner wohl noch nie gehört. Ich frage mich, wie die es so lange miteinander aushalten, denn die Scheidungsrate ist ja schon wesentlich geringer als bei uns (zumindet vor dem Rentenalter
).
Sorry, wem mein Gerede sauer aufstößt. Ich weiß, dass es immer solche und solche gibt und wollte nicht mit Gewalt irgendeine "Schublade" öffnen. Nur, ich sehe einfach zu viele Parallelen als dass es ein Einzelphänomen wäre. Und ich würde es gerne verstehen und mich irgendwie darauf einstellen können.
Vielleicht hat irgendjemand auch einen japanischen Partner und hat Tipps, was man als Westler am besten tut (Baldrian? Therapeut? Yoga?).