RE: JLPT 2004 (日本語能力試験)
Hier meine Story (Tagebuchauszug) zum JPLT 2004 3-kyuu in Tokyo:
Sonntag, 05.12.2004
Ich stand vorsichtshalber besonders früh auf und ging schon um 7.30 Uhr aus dem Haus. Bis zur Station Kunitachi würde ich vermutlich etwas länger als eine Stunde brauchen. Das Gebäude in dem heute der JPLT-Test statt findet, durfte nach meiner Information schon ab 8.30 Uhr betreten werden, obwohl die eigentliche Prüfung erst um 9.45 Uhr beginnen sollten. Es war also genug Zeit eingeplant für den Fall, dass ich etwas vergessen oder mich verlaufen würde oder unterwegs die Bahn anhalten könnte.
Etwas nervös, aber gut gelaunt, verließ ich das Haus und ging zum Bahnhof. Dort hörte ich eine Durchsage, die ich wegen des Tempos aber nicht verstand. Dann kam die Bahn. In Seijogakuenmae, wo ich täglich in den Express nach Shimokitazawa umsteige, hielt der Zug plötzlich ohne ersichtlichen Grund 10 Minuten. Ich fragte einen der Bahnhofsbeamten, was denn los sei. In der Nähe von Shimokitazawa sei wegen des Taifuns letzte Nacht ein Baum auf die Gleise gefallen. Daher fahren alle Bahnen nonstop nach Shinjuku weiter. Na toll, von dem Taifun habe ich gar nichts mitbekommen…
Okay, tief durchatmen. Zum Glück ich hatte so eine Situation zeitmäßig eingeplant und mir vorher vorsichtshalber sogar eine andere Bahnverbindung nach Kunitachi herausgesucht, die zwar teurer sein aber genau so lange dauern würde. Noch war mir das sprichwörtliche Lachen nicht vergangen! Also fuhr ich mit der Odakyusen bis Noborito, um dort in die JR-Bahn umzusteigen. Dort warteten bereits Hunderte von Menschen vor den geschlossenen Schranken zu den Bahnsteigen. Ich dachte erst, dass die alle, so wie ich, gerade von der Odakyusen kamen und natürlich nicht gleichzeitig in die ankommenden Bahnen passten, bis ich einen Mann fragte, der mir erklärte, dass auch die ganze Linie stehen geblieben ist. In mir stiegen die Tränen hoch, denn inzwischen zeigte die Uhr 8.45. Meine letzte Hoffnung war meine Gastfamilie, denn, so dachte ich, vielleicht könnten sie mich fahren. Zu Hause angekommen war es 9.00 Uhr. Ich schilderte meiner Gastfamilie die Situation. 9.05 Uhr: Yukari weckte otousan und wurde angebrüllt, was ihr einfallen würde, ihn zu wecken. Otousan setzte sich trotzig an den Tisch und begann ein ausgedehntes Frühstück. 9.20 Uhr: Otousan brühte sich einen Kaffee auf und okaasan drängelte ihn, dass ich keine mehr Zeit hätte. Er flippt aus und brüllte auch sie an. Sie würde doch wohl sehen, dass er frühstückt und ohne etwas gegessen zu haben, fährt er mich nicht. Okaasan rief bei den Mitarbeitern des JPLT an, die sie damit beruhigten, dass ich den Test nachholen kann. Uff. Fünf Minuten später verlor ich die Nerven. Ich habe sogar jetzt beim Schreiben noch eine riesige Wut im Bauch. Dabei weiß er doch, wie wichtig der Test heute für mich ist…
Jedenfalls lief ich in meiner Not wieder zurück zum Bahnhof, weil ich keine Lust hatte, ihn noch mehrmals ohne Erfolg zu bitten und zu betteln.
Das Baumproblem auf der Strecke war vor 15 Minuten behoben worden. Die Bahnen fuhren also wieder. Allerdings nicht regelmäßig. Dafür stiegen die Temperaturen draußen plötzlich auf wenigstens 25 °C. Mit dem Expresszug zu fahren, brauchte ich gar nicht erst zu versuchen, weil an jeder Tür mindestens fünf Leute ihre Ellenbogen ausfuhren und es erst nach sieben Minuten schafften, beide Füße in die Bahn zu bekommen. Sich das mit anzusehen, hätte einen echt hohen Unterhaltungswert gehabt, wenn ich nicht unter einem solchen Stress gestanden hätte.
Als ich endlich in Kunitachi ankam, war es bereits10.45 Uhr. Amy kam mir entgegengelaufen. Sie hatten gerade Pause. Amys erstauntes „What?“ hätte ich mir gerne erspart, aber sie brachte mich sofort zum Prüfungsort. Dort kam der nächste Schock: Der erste Teil sei inzwischen leider beendet und könne somit von mir nicht mehr nachgeholt werden, weil ja die Möglichkeit bestünde, dass ich in der Pause von den anderen Teilnehmern Informationen bekommen hätte. Ich könne zwar am restlichen Test teilnehmen, aber nur am zweiten und dritten Teil. Oder ich versuche es in einem Jahr wieder. Es tue ihnen Leid …
In meinem Kopf rechnete es: Mir fehlten die ersten 100 von insgesamt 400 Punkten. Ich brauche mindestens 60 % der Gesamtpunktzahl, um den Test zu bestehen. 60 % von 400 sind 240 Punkte und 240 Punkte von für mich noch möglichen 300 sind… 80 %. Schwierig, aber nicht unmöglich. Ich beschloss also teilzunehmen, ließ allerdings nichts unversucht, doch noch den ersten Teil nachholen zu können: von wegen, ich hätte ein ganzes Jahr gelernt und ich bin nur ein Jahr hier und in Deutschland könne ich an dem Test nicht teilnehmen (kleine Notlüge *augenzwinker*) und man hat meiner okaasan mir telefonisch zugesichert, dass ich den ersten Teil nachschreiben kann. Und plötzlich wurde aus „Es tut uns leid!“ ein „Wir werden mal fragen!“ und zehn Minuten später wurde eine Uhrzeit zum Nachschreiben festgelegt. *Luftsprung mach*
Vor den einzelnen Abschnitten wurden uns jeweils stundenlang die Regeln erklärt. Das war echt immer das gleiche Tonband. Trotzdem scheint es nicht in allen Köpfen angekommen zu sein, denn während die Fragebögen des Tests zum Hörverständnis eingesammelt wurden, klingelte ein Handy und alle lachten…
Als für alle (bis auf die zwei, die wegen des Bahnstillstandes nicht rechtzeitig angekommen waren. (^_-)) die Tests beendet waren, begegnete mir einer der Englischlehrer, er ist Amerikaner, meiner Schule. Er sagte nicht Hallo, sondern schnalzte mit der Zunge, zeigte mit dem Zeigefinger auf mich und legte den Kopf schief. Dann verließ erden Raum. Amy prustete los und wollte wissen, wer das war… Komischer Typ. Ich habe mit ihm noch nie ein Wort gewechselt…
So schwer war der Test wirklich nicht. Beim Grammatikteil legte ich sogar ein 35 minütiges Nickerchen ein. Die Fragen, die ich nicht beantworten konnte, weil niemand ein solch höfliches Japanisch benutzt, lassen sich kaum besser lösen, indem man 10 Minuten darüber nachdenkt. Beim Kanjiteil war es ähnlich. Aber es scheint Leute zu geben, die die Zeit benötigen.
Meine Gastfamilie wollte nach meiner Rückkehr wissen, wie es denn gelaufen sei und bestellte extra Sushi, aber mit meinem Gastvater habe ich kein Wort gewechselt. Ich muss mich von dem Schock erst einmal erholen…
Dann riefen meine Eltern an. Stundengespräch…
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