(26.04.19 10:32)Pytroxis schrieb: Hat aber nicht je nach Lesung das Kanji eine andere Bedeutung?
Also sollte ich die Lesung von Kanji erst einmal zurück stellen und im späteren Verlauf lernen?
Eigentlich ist es eher umgekehrt. Normalerweise bleibt die Bedeutung gleich, nur manchmal wird sie ignoriert und nicht gebraucht. Es ist eher so, das die
Lesungen jedesmal anders sind, weshalb dir die Lesungen oft nur wenig nützen wenn du das Wort nicht kennst.
Beispiel: Harakiri (der rituelle Selbstmord eines Samurai)
Es besteht aus den Kanji für Bauch und Schneiden. Also einigermassen logisch nachzuvollziehen. Wenn du die Bedeutung der beiden Kanji kennst, dann erkennst du "Bauch" + "Schneiden". Auch ohne das du die Lesung kennst, fällt dir vielleicht ein, das damit das Wort "Harakiri" gemeinst sein könnte.
腹切 はらきり
Das Wort "Harakiri" klingt aber im japanischen etwas "bäuerlich". Ein Samurai würde dafür eher das Wort Seppuku verwenden. (Gemeint ist aber das gleiche) Das wird dann so geschrieben:
切腹 せっぷく
Genau die gleichen Kanji, nur umgedreht. Die
Bedeutung der beiden Kanji ist auch hier gleich geblieben: Schneiden und Bauch. Nur die Aussprache ist völlig anders.
Was nützen dir da die Kenntnis der Lesungen wenn du das nicht weisst? Jeder normale Mensch würde ja denken, wenn man die Beiden Kanji Hara + Kiri umdreht, dann wird das neue Wort "Kiri Hara" ausgesprochen. Aber Pustekuchen!
Da hast du dann mühselig alle Lesungen auswendig gelernt und kannst das Wort dann doch nicht lesen, oder liest es möglicherweise ganz falsch. Wie deprimierend! Deshalb halte ich und auch etliche andere Leute es für sinnvoller, die Lesungen zusammen mit den Wörtern zu lernen.