(20.06.08 18:46)atomu schrieb:"Ich weiß, worüber ich nichts weiß!" Sokrates
"Je mehr ich weiß, desto mehr erkenne ich, dass ich nichts weiß." Albert Einstein
"Ich muss üben. Je weiter man kommt, desto mehr muss man üben." Swjatoslaw Richter
Sehr schön, atomu!
Ja, mir geht es auch so, je mehr ich lerne, desto mehr erkenne ich meine Lücken. Das geht mir eigentlich bei allen Dingen so und ich schätze, es wird nie aufhören. Man befindet sich halt nur an einem anderen Punkt. Wenn man lernt, eröffnen sich einem mit der Zeit neue Horizonte, man erhält mehr Überblick und kann besser einschätzen, was man schon bewältigt hat, was an einer Aufgabe noch so alles zu bewältigen ist und wo am Wege man steht.
Trotzdem ist etwas an dem dran, was co gesagt hat. Von der Warte eines Anfängers klingt das wirklich nicht so glaubhaft, wenn Leute mit JLPT 1 sagen, sie würden nur wenig Japanisch können. Dieser kann sich in dem Moment ja eben nicht in die Situation hineinversetzen und ist froh, wenn er z. B. überhaupt "Kore ha nan desu ka" sagen kann - das ging mir auch so. Aber mit der Zeit will man eben mehr sagen und stößt da plötzlich und vermehrt an Grenzen, die man eben dann doch nur durch Vokabel- und Grammatiklernen sowie direktem Sprachaustausch erweitern kann. Ich denke, es wird nur wenige Menschen geben, die es erreichen können, dass sich diese Grenzen nicht nur verschieben, sondern auflösen.
Aber darum geht es dann auch nicht mehr, denke ich. Es gibt in Sprachen immer verschiedene Wege, etwas auszudrücken, und wenn man den einen nicht weiß und dann auf einen anderen ausweichen kann, dann würde ich das schon als "eine Sprache sprechen können" bezeichnen.
Zum JLPT: Na ja, zusätzlich zu dem vielzitierten Tritt in den Allerwertesten bietet er, so glaube ich, zwar keine Sprachpraxis, aber man muss durchaus gewisse Lesefähigkeiten haben, um ihn zu bestehen. So gesehen sagt er tatsächlich nichts darüber aus, ob jemand Japanisch wirklich sprechen kann. Aber: Wer diesen Test in der Stufe 2 oder 1 gemeistert hat, der kann schon recht viel lesen, auch wenn manche Aussagen einen anderen Eindruck vermitteln wollen: Dieser Test ist für niemanden zu schaffen, der sich nicht grundlegend mit der Japanischen Schrift und Grammatik auseinandergesetzt hat, denke ich. Und auch wenn die Sprachpraxis nicht abgefragt wird: Wer im Hörtest diese kleinen, manchmal vertrackten Dialoge verstehen kann, der kann zumindest im Alltag im Allgemeinen auch verstehen, was ihm andere sagen wollen.
Wenn eine japanische Firma eine solche Bescheinigung in den Händen hält, dann kann sie davon ausgehen, dass der Bewerber normalerweise beim Lesen von normalen Texten keine Probleme haben sollte. Fach-Japanisch ist sicher noch ein eigenes Thema, aber das kann man sich dann ja auch noch draufschaffen. Und der Rest muss und wird sich dann während des Gebrauchs der Sprache entwickeln, denke ich.