Zitat: Ich weiss auch nicht, warum Du so elegant Gokiburi und meiner Argumentation der falschen Verdächtigungen ausweichst. Fehlen Dir etwa die Argumente?
Das war nicht meine Absicht. Im Gegenteil, eigentlich dachte ich, meine Ausführungen beziehen sich genau auf diesen Punkt, nämlich daß man aufgrund "weicher" Daten, wie Phantombildern, Fotos etc. viel schneller jemanden zu unrecht verdächtigt und daß ich abgesehen davon nicht glaube, daß ein Rechtsstaat (und ein solcher ist auch Japan) jemanden wegen eines Fingerabdrucks, der an einem Tatort an einer Stelle gefunden wird, wo er auch auf anderem Wege gelandet sein kann, verurteilen wird. In der Regel kann man sich zu einem Verdacht ja auch äußern, erklären, wie z.B. ein Fingerabdruck an eine bestimmte Stelle kommt, es gibt Zeugen, Alibis. In den meisten Fällen, wo Fingerabdrücke überhaupt berücksichtigt werden, handelt es sich aber eben um Fälle, wo sie auch eine gewisse Aussagekraft haben. (z.B. in Privathaushalten, wo der Fingerabdruck eines Unbekannten in der Regel eben doch nicht "einfach so" hinkommt)
Falsche Verurteilungen und Verdächtigungen gibt es auch jetzt schon nicht zu knapp und ich sehe noch keine Erklärung dafür, warum dies bei einer Fahndung auf Basis biometrischer Daten signifikant häufiger passieren sollte, sondern würde im Gegenteil eher annehmen, daß es seltener zu Fehlern kommt, je besser und zahlreicher die Informationen sind, die man zur Verfügung hat.
Um es konkret zu machen. Wenn in Japan jemand einen Laden ausraubt, und der Ladeninhaber sagt "das war ein Schwarzer, 1,80 groß mit dunklen Haaren und Sonnenbrille", dann werden vermutlich mehr Leute befragt, untersucht und polizeilich auseinandergenommen, als wenn der Ladeninhaber sagen kann, "er hat die Kasse angefaßt, vergleichen Sie mal die Fingerabdrücke mit Ihrer Datenbank".
Ach ja - was Du vorher zum Thema "unauffällige" und "auffällige" Leute geschrieben hat - häufig werden besonders schlimme Verbrechen gerade von den vorher völlig unauffälligen Personen begangen. Genau das ist ja das Problem. Ich könnte da mal eine Studie raussuchen, mit der ich mich in Psychologie beschäftigen mußte, wo es um das "Ausleben" von Aggressionen bei Mördern und Sexualtätern ging und die, wenn ich da jetzt nicht völlig daneben liege, zu dem Schluß kam, daß gerade der "über-angepaßte" (das hieß irgendwie anders) Typus von Menschen hier besonders häufig beteiligt war.