(28.02.15 02:44)torquato schrieb: Wenn Du Volksverhetzung betreiben möchtest, dann mach es bitte richtig. Als 'Hunnen' werden traditionel, speziell im Angelsächsischen die Deutschen bezeichnet.
Die sogenannte "Hunnenrede" von Kaiser Wilhelm II. an die von Bremerhaven nach China in See gehenden Truppen vom 27. Juli 1900 zur internationalen Niederwerfung der sogenannten "Boxeraufstände" unter deutscher Leitung ist von den Briten genüßlich zur Propaganda gegen das preußisch dominierte Kaiserreich benutzt worden, das sich anschickte, der britischen Seemacht Konkurrenz zu machen. Tatsächlich hat Wilhelm allerdings nichts angestellt, das seine Verbündeten nicht ebenfalls getan hätten. Ein anderer - möglicherweise auch nach dem Vorbild des wohl viel bedenklicheren Ludendorff - hätte diese Apostrophierung wesentlich eher verdient als Wilhelm, welcher doch eher ungeschickt getrommelt, denn wirklich geprügelt hat. Wie auch immer: dass das nicht im Sinne einer biologischen Verwandtschaft gemeint war, ist torqato sicher klar.
(28.02.15 13:39)Atilladermenschenfreund schrieb: [...]ach was ?, dann zitiere ich mal ein türkisches Forumsmitglied (23.01.13 00:38)torok schrieb: ... Höchstwahrscheinlich kommt es auch von den Türken oder den Hunnen, die auch Türken waren, ...
, hierzu gibt es auch ein Link, welches aufzeigt, daß Türken Hunnen (Hunlar), als ihre Vorfahren ansehen
tr.wikipedia.org/wiki/Hiung-nu
@torqu - reicht das ?, oder hättest du gerne mehr Info ?
@8ko & @Hellstorm - bitte um Nachsicht, es ging nur um Klarstellung.
Die offiziellen und volkstümlichen Narrative zur Abstammung und Verwandtschaft der Türken sind von Brüchen durchsetzt. Im Volkstümlichen, so bei verschiedenen möglicherweise nicht näher verwandten ursprünglichen Nomadensgruppen, hört man immer wieder traditionell die Herkunft aus "Chorasan".
In den 1920ern, als einer der international sicher bedeutendsten Staatsmänner seiner Zeit, Mustafa Kemal "Atatürk" die Türkei nach dem Zusammenbruch des osmanischen Reiches im Zuge des 1. Weltkriegs in einen modernen Nationalstaat wandelte und - wie jede Nation - eine Einheitslegende schaffen musste, liess von Geschichtswissenschaftlern die These einer Herkunft von kleinasiatischen Ureinwohnern erstellen. Ein wichtiger Grund dafür war unter anderem, dass die Europäer und US-Amerikaner zu dieser Zeit die asiatische "Rasse" als erblich minderwertig betrachteten (der "Mongoloidismus" als Bezeichnung für das Trisomie 21-Syndrom wurde sowohl mit einer phänotypischen als auch mit einer Übereinstimmung in der "Wertigkeit" der Betroffenen zu asiatischen "Rassenangehörigen" so benannt). Erst später - in den 1930er Jahren - behauptete die "Türkische Geschichtsthese" dann, ihre aus Asien stammenden "türkischen" Vorfahren hätten die Hochkulturen in Kleinasien erst gegründet. Natürlich ist die türkische Sprache - und sind die Turksprachen - mit der mongolischen Sprache - und mit der hunnischen - verwandt. Die asiatischen Einwanderer nach Kleinasien kamen auch in verschiedenen Wellen, von denen einige nicht zuletzt durch die mongolischen Wanderungsbewegungen ausgelöst wurden. Es gab auch viele Verbindungen dieser Völker. Und der Name At(t)ila ist ebenso wie Cengiz (Dschingis) nach wie vor in der Türkei beliebt. Aber selbst, wenn man mit "türkisch" die "Turkvölker" meint (also erstens eine Sprachverwandtschaft und zweitens eine über Kleinasien und Azerbaidschan nach Asien hinausreichende), dann ist eine Gleichsetzung von "türkisch" und "mongolisch" immer noch unberechtigt. Es sind agglutierende Sprachen aus einer verwandten Sprachgruppe. Es gab historisch zahlreiche Kontakte. Gleichzusetzen ist es nicht.
Aber um den Bogen mal mutig über Japan bis hin zum IS zu schließen. Auch Japaner wurden Opfer der diskriminierenden Rassegesetzte der USA in den 1920ern, auf die Atatürk mit seiner Legendenbildung sehr schnell reagierte: 1853 durch das Geschwader Perrys mit dem Vertrag von Kanagawa von den USA und durch weitere Kanonenbootpolitik von anderen "weißen" Mächten zum Handel nach westlichen Bedingungen gezwungen, gewaltsam aus der selbstgewählten 250jährigen Isolation gerissen, vielfach schlicht beschossen und gedemütigt, hatte in Japan 1867 der letzte Shogun abgedankt, war 1871 die Feudalordnung abgeschafft worden und der letzte Samuraiauftstand von 1877 niedergeworfen ("Kagoshima"). Es kamen europäische Berater, allg. Wehrpflicht nach europäischen Vorbild, staatliche Förderung der Auslandsstudien. Ich darf den japanischen Außenminister Shigenori Togo zitieren (nicht zu verwechseln mit Heihachiro Togo, dem ruhmreichen Flottenadmiral, der Konteradmiral auf dem noch ruhmreicheren Flaggschiff „Mikasa“ war). Togo schrieb (Japan im Zweiten Weltkrieg, 1958) "Japan trat in die Welt; es schuf sich ein neuzeitliches Regierungs- und Verwaltungssystem, modernisierte sein Finanzwesen und legte sich moderne Waffen zu; es baute Eisenbahnen, führte die Telegraphie ein und knüpfte diplomatische Beziehungen zu anderen Ländern. [...] Japan lernte von der Welt nicht nur, in den ihr geläufigen Sprachformen zu sprechen, es erkannte nicht nur die Bedeutung ihrer Flotten, ihrer Bataillone und der gebändigten Macht des Dampfes, es erlernte auch die Machtpolitik der Welt. Japan begriff, dass Erfolg, um nicht zu sagen: Fortbestand in dieser Welt des 19. Jahrhunderts mit dem Besitz eines Großreiches gleichbedeutend war; so ging es unverzüglich daran, ein solches reich zu erwerben." 1875 konnte Japan sich durch ein Abkommen mit Russland die Kurillen sichern, 1894/95 im Krieg gegen China Formosa und die, Pescadores gewinnen, 1895 eine Kriegsflotte nach japanischem Vorbild begründen, mit der sie nach dem Überraschungsangriff (Mikasa!) auf Port Arthur unter Admiral Togo das russische Ostseegeschwader vernichtete und im Frieden von Portsmouth Südsachalin (Karafuto), die Südmandschurei, Port Arthur selbst und Korea erhielt. Bang! Zur Belohnung gab es 1907 anerkennende Verträge mit Frankreich, Russland und den USA. In 1. WK gab es dann das deutsche Schutzgebiet Kiatschou zur Beute und damit die Chance, den japanischen Einfluß in Nordchine entscheidend auszubauen (1915 "21 Fragen" an China). Aber dann gab es den ersten bösen Rüffel: 1922 im Flottenabkommen mit den USA und den Briten wurde klargestellt, dass Japan nicht im gleichen Salon mit den "Weißen" sitzt: Begrenzung für Flugzeugträger und Schlachtschiffe auf 60% der angelsäschsischen Ausmasse, ausdrückliche Stornierung des japanisch-britischen Bündnisses von 1902. Die systematische Isolierung des Musterknabens Japans durch den Westen hatte begonnen. Der Schüler war zu eifrig gewesen, hatte zu gut gelernt, fand der Lehrer. 1921 brüskierten die rassistisch diskriminierenden Einwanderungsgesetze der USA mit dem ergänzenden Entscheid des Obersten US-Gerichtshofs, der Japanern die Einbürgerungsfähigkeit als "minderwertige" asiatische Rasse absprach. Mehrere Historiker betonen, dass die folgende Entwicklung gerichtet auf eine gezielte Isolation Japans hinauslief, mit dem Ziel Japan entweder vor dem nächsten Krieg zur weitgehenden Unterwerfung unter die "weißen" Herren zu zwingen oder aber die militärisch hoffnungslos unterlegenen japanischen Streitkräfte zu vernichten. Das in die Sackgasse getriebene Japan - aus seiner Tradition der Führungskräfte unfähig zu einer schmachvollen Kapitulation, reagierte mit dem Rückgriff auf die Tugenden des Gestrigen, dem Samurai-Geist des Bushido-Codex, obwohl der Führung klar war, dass eine militärische Auseinandersetzung nicht zu gewinnen war. 1933 trat es aus einem Völkerbund aus, in dem es nur noch Gegnern gegenüberstand. Der japanische Vertreter im Völkerbund und spätere Außenminister, Yosuke Matsuoka, erklärte: "Die Westmächte haben die Japaner das Pokerspiel gelehrt. Nachdem sie die meisten Chips gewonnen hatte, erklärten sie es für unmoralisch und gingen zum Kontrakt-Bridge über." Als Japan 1940/41 nur noch die Wahl zwischen einer politischen Kapitulation oder einem militärisch aussichtslosen Krieg gegen die USA blieb, wählten sie den Angriffskrieg mit der einzig verbliebenen Option des Wunders, das wie beim Kamikaze gegen die mongolische Flotte im 13. Jahrhundert erhofft wurde.
Warum ich das hier ausbreite? Weil das unüberlegte Gerede von "Ratten" wie damals den Propagandavorgaben einer Politik Vorschub leistet, die den Gegenüber erst nach eigenen Vorstellungen aufstellt, ihn dann umwirft, ihm alles nimmt, so dass beim Gedemütigten und in die Enge Getriebenen nur noch die radikalen, die archaisch ideologischen Kräfte übrig bleiben, die dann als Alibi herhalten für einen gnadenlosen Unterwerfungs- und Ausbeutungszug. Wie das möglich sein kann, wo wir doch alle pazifistisch und aufgeklärt sind. Weil wir kein Gedächtnis haben. Weil wir vergessen. Was ist mit Ägypten geschehen. Was mit Irak. Was mit Syrien. Was mit Afghanistan. Wenn man im Badezimmer ein Streichholz anzündet, riecht man den Kot im eigenen Becken nicht mehr. Oder soll ich sagen, ein Räucherstäbchen im Freudenhaus? Das ist Biologie. Ein Gefahrsignal löscht jeden anderen Sinn aus. Alarm macht dumm und engt die Perpektive ein, schneidet Vorgangenheit und Zukunft aus, kennt nur noch Gegenwart.
Alarm. Allein das Wort. Zu den Waffen. Zu den Büchern wäre angemessener. Damit man nachlesen kann, wer uns in diese Situation gebracht hat. Was diejenigen, die jetzt aufhetzen, noch vor einem Jahr, vor einem Monat, was sie gestern noch gesagt haben - und was sie heute sagen. Hat hier jemand gesagt, wir geben Millionen für syrische Flüchtlinge aus? Fragt mal in Jordanien nach. Selbst in der Türkei. Vergleicht die Zahlen nicht nur innerhalb von Europa, sondern seht über den Rand. Deutschland zählt zu den Gewinnern. Waffenverkauf ist nur ein Aspekt. Geopolitik ein viel wichtigerer. Was sagte Volker Kauder: vertraut Sisi in Ägypten. Er bringt die Freiheit.
Ja, wenn Tod frei macht. Nur darf sich Kauder über Islamismus nicht aufregen, wenn er ihn selbst mitzüchtet.