RE: IS fordert Japan heraus
Religionen spiegeln die Bedürfnisse der Menschen wider, genauso wie Götter den Menschen selbst widerspiegeln (lieb, eifersüchtig, brutal, verzeihend, vorsichtig...). Das Leben ist oft nicht einfach, und vielen fällt es schwer, einen Sinn darin zu sehen. Gar nicht mal unbedingt nur dann, wenn man "keine rosige Zukunft" hat, sondern auch, wenn es einem objektiv "gut geht". Wie soll man mit dem Tod geliebter Menschen und dem eigenen Tod umgehen? Was soll das eigentlich alles, Kindheit, Schule, dann 40 Jahre einer Tätigkeit nachgehen, die man nicht so sehr mag, aber es muss ja sein, und hoffen, dass man von der unsicheren Rente noch ein paar Jahre ohne Alzheimer, Krebs und Pflegeheim hat. Das wäre ja ein ziemlich normales Durchschnittsleben. Kein Drama, aber irgendwie doch langweilig und trostlos, und man hatte sich doch eigentlich vorgenommen, alles anders zu machen.
Der Mensch ist ein soziales Tier, also ein Tier, das in Gruppen lebt. In diesen Gruppen gibt es immer eine gewisse Hackordnung. Die eigene Stellung innerhalb der Gruppe kann man ganz erklecklich aufwerten, indem man einen guten Draht zu einem Ranghöheren oder gar einem Anführer hat. Dadurch kann sich die eigene Situation dramatisch verbessern.
Was wäre, wenn es da so einen gewissen Anführer gäbe, der noch viel mächtiger ist, als der höchste Anführer der eigenen Gruppe und aller Gruppen, die man kennt? Einen Anführer, der zwar unsichtbar ist, der aber nicht nur alle Menschen anführt, sondern sogar die ganze Welt geschaffen hat? Der alles weiß und alles kann? Wenn man den kennen würde, dann würde die Stellung in der Gruppe doch automatisch höher, allein schon deshalb, weil der unsichtbare Führer viel mehr Macht als jeder Mensch hätte. Und wenn man nun sogar das Sprachrohr dieses unsichtbaren Führers sein könnte, durch das er den Menschen sagte, was sie zu tun und zu lassen hätten, wäre man da nicht unheimlich wichtig? Und hätte auch Macht? Und jeder, der dagegen spräche, würde von diesem imaginären Führer streng bestraft, aber erst nach dem Tode. Manchmal auch schon im Leben. Aber nicht immer. Und nicht so sehr. Und wenn man sich an die Regeln des imaginären Führers hielte, würde man reich belohnt, aber erst nach dem Tode. Manchmal auch schon im Leben. Aber nicht immer. Und nicht so sehr. Und wenn einem Ungläubigen etwas Schlimmes im Leben passierte, so wäre das eine Strafe. Und wenn einem Gläubigen etwas Schlimmes im Leben passierte, so wäre das eine Prüfung.
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