(22.08.21 22:37)Yano schrieb: Nabi, ist Dir schon einmal aufgefallen, daß in den "Kunst-oder-Krempel"-Sendungen weder des ZDF noch des BR japanische Stücke vorkommen/zugelassen werden?
Ich kenne einen Sammler, der ab und zu alte Graphik (Meiji/Taishou) in Japan kauft. Er hat nur wenige Stücke, konnte aber, als vor Jahren das Völkerkundemuseum der Landeshauptstadt eine Japanalia-Ausstellung (unter dem Generalthema "Preußen") machte, darauf hinweisen, daß er manches aus dem da Ausgestellten auch privat zuhause hatte und in besserer Qualität. Was auch stimmte, ich habe es selber gesehen.
In diesem Forum laufen Leute herum, die alte Inschriften deuten können - in einem gewissen Maße. D.h. Signaturen, Datierungen, Herstellermarken usw. könnte Dir durchaus jemand entschlüsseln oder die Lösung auf qualifizierte Weise vermuten.
Anders gesagt, ist weitergehende Expertise in Deutschland dünn gesät.
Auf die Idee, mal im Konsulat zu fragen, ob jemand bekannt ist, der sich das Teil anzuschauen bereit ist, um vorab einzuschätzen, ob es sich nicht gar um einen billigen Dekoartikel handelt, wirst Du schon selber gekommen sein.
Wenn das Objekt klein genug ist und als womöglich werthaltig erscheint, würde ich es persönlich dem Direktor des Heimatmuseums meiner Stadt auf Shikoku zeigen wollen, aber nur deswegen, weil ich dort alle paar Jahre mal bin, doch in heutigen Zeiten eher nicht so.
Eine Art vornehmes Auktionshaus mit einer riesenlangen Liste von Gutachtern habe ich
hier gefunden; die Liste enthält keinen westlichen Namen, wohl aber viele Telefonnummern.
Tatsächlich gibt es in ganz Japan zahlreiche, oft winzige, versteckte und nur nach Voranmeldung besuchbare oder nur ein, zwei Stunden pro Woche geöffnete Museen und Galerien. Die qualifizierte Kontaktaufnahme dürfte aufwendig sein.
Hier , das ist eine Sehenswürdigkeit in Kochi im tiefen Wald, von der ich womöglich noch nicht erzählt habe, betrieb am Shinto-Schrein zu den zwei Riesenkiefern ein schrulliger uralter Samurai ein kleines Museum. Ein Museum für verstaubten Samuraikram und verstaubte Bügeleisen. Ich war ganz begeistert von der Atmosphäre dieses Ortes. Der Alte war Anhänger der Bügeleisentherapie. Die Hitze des Bügeleisens kann allerlei Wehwehchen, vor allem Bauch und Rücken, lindern wenn nicht heilen. Man muß nur genug Handtuch zwischenlegen, um keine Hautverbrennung zu verursachen. Die Ehefrau des Schneiders Meckmeck aus der Geschichte von Wilhelm Busch hat das auch gewußt.
Allerdings seien neuzeitliche elektrische Bügeleisen wegen ihres Thermostates unbedingt zu bevorzugen...
Bei mir im Regal steht noch sein Pamphlet über die Kunst des Heilens mit dem Bügeleisen. Es ist in einfachem Japanisch geschrieben.
Jahrzehnte später kam ich wieder hin (ist auch schon viele Jahre her). Der ehedem verwunschene Ort hatte nun einen großzügigen Busparkplatz und mehrere Verkaufsbuden für Udon-Nudelsuppe. Der Enkel des alten Samurais betreibt diese Stätte, nach dem Museum habe ich gar nicht mehr gefragt.