@Bodo: Hiroshima wurde und wird auch hier im Forum sicher weiter heftig, emotional
und kontrovers diskutiert und wer die Vorgeschichte dabei ignoriert, ist sicher auf
mehr als einem Auge blind.
Was mich in Hiroshima, sowohl an der Gedenkstätte als auch in vielen Gesprächen
mit Leuten, die dort den Atombombenabwurf überlebt und unter teils schlimmsten
Anstrengungen die Toten und Verletzten aus den Trümmern gezogen und die Sterbenden
versorgt haben, am tiefsten beeindruckt hat, war, das gerade diese Menschen im
Angesicht des Grauens, keine Schuld und Schuldigen und nichts mehr aufzurechnen
suchten.
Auch in den Gedenkstätten wirst Du vergebens Schuldzuweisen finden, sondern nur
den tiefen Wunsch, das sich solches Grauen nicht wiederholen möge. Im Kampf gegen
die Verwendung von Atomwaffen von "Gedächtnis-Getue" und "um die Welt tingeln" zu
sprechen trifft, freundlich gesagt, sicher nicht den Kern der Dinge.
In diesem Zusammenhang interessant, die Aktivitäten Hideto Sotobayashis, der sich
letztes Jahr entschieden hatte, doch noch von seinen Erlebnissen in Hiroshima, die
er über 50 Jahre zu verdrängen versucht hatte, zu berichten und zur Erinnerung und
Warnung, eine Initiative gegründet hat, um, unweit jener Villa, wo im Sommer 1945 die
Viermächte-Konferenz tagte und Truman vermutlich den Befehl zum Bombenabwurf
gab, in Potsdam am Hiroshima-Platz einen Gedenkstein zu errichten.
Eben hatte ich noch einen Artikel davon aus der taz gefunden:
http://www.taz.de/regional/berlin/aktuel...2dc0434a12
Niemand stellt in Abrede, das mit konventionellen Waffen unverstellbare Grausamkeiten
begangen wurden und weiter begangen werden.
Die "neue Qualität" der Atombomben besteht jedoch darin, das sie noch "effektiver"
sind, da sie noch mehr Menschen mit einem Schlag töten, verstümmeln oder nach, teil
noch vielen Jahrzehnten qualvoll an Krebs dahinsiechen lassen.
Wer mal in Hiroshima ist, sollte sich auch mal die Bilder der Frauen anschauen,
in deren Rücken sich die Blumenmuster ihrer Kimono eingebrannt hatten.
Oder der Menschen deren Haut sich in Fetzen, vom ganzen Körper ablöste,
bevor sie verendeten.
Zynismus ist hier fehl am Platz.
PS: Ein Zipfel des Grauens, das die jap. Armee in Südostasien anrichtete,
erschließt sich einem beim Lesen des autobiograhischen Romans von
Ōoka Shōhei, der als jap. Soldat auf den Philippinen engesetzt
war.
http://www.amazon.de/Feuer-im-Grasland-S...3458166033