Ich gehöre zur Heisig Fraktion
Der erste Band dient dazu, dir dabei zu helfen, so schnell wie möglich mit jedem (Jouyou-) Kanji eine Bedeutung in Verbindung zu bringen. Ich habe den ersten Band mit einem entspannten Lerntempo innerhalb von einem Jahr während meines Abiturjahres abgeschlossen. Wenn man sich zusammenreißt, geht es auch in 3 bis 4 Monaten (bei 25 bis 18 Karten pro Tag). Ich habe sogar mal gelesen, dass eine Person innerhalb von 40 Tagen den ersten Band abgeschlossen habe, indem sie das Schreiben vernachlässigt hat.
Du kannst es natürlich auch entspannter angehen lassen, jedoch geht es bei der Heisig Methode darum, möglichst schnell einen Gesamtüberlick über die Kanji zu erlangen. Daher halte ich es eher für Kontraproduktiv, den ersten und den zweiten Band gleichzeitig durchzuarbeiten. Der Geschwindigkeitsvorteil der Heisig Methode ergibt sich schließlich dadurch, dass du Lesungen und multiple Bedeutungen ignorierst. Diesen Vorteil gibst mit deiner Vorgehensweise auf (Du hast das Vorwort gelsen, oder?).
Und um ehrlich zu sein, habe ich den zweiten Band nie angerührt. Ich sehe keinen Sinn darin, einfach irgendwelche Lesungen ohne Kontext auswendig zu lernen.
生 zum Beispiel hat dutzende Lesungen. Und was bringt es dir, wenn du sie auf Kommando aufzählen kannst?
Nichts, außer du lernst speziell für einen Kanji Test. Für deine Lesefähigkeit ist es viel wichtiger zu wissen, wie du ein Kanji in einer bestimmten Vokabel lesen musst. Es gibt zwar Faustregeln, die dir helfen zu entscheiden, ob du die Kun- oder On-Lesung verwendest, jedoch kommst du bei Kanji wie 生 nicht daran vorbei, für jede Vokabel zu lernen, wie man bei ihr die Kanji ausspricht.
Ein Problem der Heisig Methode ist, dass du die Kanji nicht in beliebiger Reihenfolge durcharbeiten kannst. Das Buch stellt dir ein neues Primitiv vor und zeigt dir danach alle Kanji, die du aus allen bereits bekannten Primitiven zusammensetzen kannst. Dabei wird vernachlässigt, wie gebrauchlich ein Kanji ist. Es passiert also, dass du zu Beginn einige Kanji lernst, die eher selten gebraucht werden und häufig gebrauchte Kanji tief im Buch vergraben sind. Dies erschwert es, Heisig mit anderen Lehrnmethoden zu verknüpfen, da diese stets mit alltäglichen Wörtern anfangen, die natürlich auch eher gebrauchlichere Kanji verwenden.
Das heißt: Heisig so schnell wie möglich durcharbeiten und danach "richtiges" Japanisch lernen.