Das ist die Frage, was du für das wichtigste hälst. Ich finde, man kann den Text auch gut ohne diese roten Wörter verstehen:
Es gab einen Verdachtsfall auf eine gefährliche Erkrankung. Ein Mann wurde ins Krankenhaus eingeliefert und wird behandelt.
Natürlich fehlen viele Wörter, die du allerdings auch nur mit einigem Hintergrundwissen als wichtig markiert hast. Jemand, der z. B. nicht weiß, dass EHEC-Keime sehr gefährlich sein können
(und mal ehrlich: Wer von uns wusste das schon vor dem Skandal? Wer kann überhaupt - ohne nachschlagen zu müssen - sagen, wie das Akronym EHEC entschlüsselt wird?), wird mit dieser Information nichts anfangen können. Es ist NICHT wichtig, ob man weiß, wie diese
Dingers HEISSEN, denn mit diesem Wissen kann ich mich nicht vor ihnen schützen. Das ist allenfalls für diejenigen interessant, die diese
Dinger von anderen
Dingern unterscheiden müssen. Es ist für das erste Verstehen ebenso vollkommen irrelevant, wo genau der Mann eingeliefert wurde, was das genau für eine Krankheit ist, ob er stationär aufgenommen und isoliert wurde, wer da was gesagt hat und mit wem dieser Sprecher in Verbindung steht. Diese Informationen dienen der Spezifizierung, die Essenz habe ich oben zusammengefasst. Umgekehrt: Kennt jemand die von dir markierten Worte, wird er mit der Nachricht herzlich wenig anfangen können.
Übrigens: Namen überlese ich im Japanischen regelmäßig...
Man kann ein Märchen auch verstehen, wenn man das Wort "knuspern" nicht kennt und nicht versteht, warum die beiden ein Stück von einem Haus essen. Das wichtigste an den Märchen sind
nicht die seltsamen Worte, sondern vielmehr die einfachen (allerdings auch nicht die vordergründige Geschichte, aber das ist ein anderes Thema). Um zu verstehen, dass sich da zwei Kinder im Wald verlaufen haben, von einem bösen Menschen/Wesen (Hexe ist auch eher ein ungewöhnliches Wort) gefangen wurden und sich letztendlich befreien konnten, benötigt man kein außergewöhnliches Vokabular. Und das ungewöhnliche Vokabular, welches man im Laufe der Geschichte wieder aufnimmt, wird man wahrscheinlich schnell wieder vergessen, liest man nicht massenhaft ähnliche Geschichten hinterher.
Im Übrigen sind Märchen zwar eine nette Lektüre nebenbei, aber die dort verwendeten Vokabeln, Satzformen und Redewendungen machen nur einen geringen Teil der modernen Sprache aus und werden oft so heute nicht mehr verwendet. Daher sind sie für Anfänger, die nicht gerade in Japan leben und ständig Japanisch "um die Ohren" haben, denkbar schlecht geeignet.
Außerdem gibt es einen Unterschied zwischen Wörtern und Kanji. Du müsstest das eher mit dem Alphabet und Wörtern vergleichen, wobei die Kanji das Alphabet darstellen (der Vergleich hinkt etwas, ich weiß, aber nur so erklärt sich das Folgende).
Man kann das mit dem Vorgang vergleichen, einen Text in einem unbekannten (einfacheren) Code zu knacken. Mit den Einzelteilen des Alphabetes setzt du Wörter zusammen. Sitzt du z. B. vor einem Code (und nichts anderes ist Japanisch für dich am Anfang), dann versuchst du zunächst herauszufinden, wie häufig einzelne Zeichen in dem Text vorkommen und stellst dann eine Statistik darüber auf, anhand der du herausfinden kannst, in welcher Sprache der Code verfasst ist. Mit dieser Information kannst du nun schon die einzelnen Zeichen durch entsprechende Buchstaben ersetzen und je mehr du ersetzen kannst, desto eher kannst du auf die Wörter schließen und desto eher findest du auch die restlichen Zeichen/Wörter heraus.
Ähnlich verhält es sich mit den Kanji: Kennst du die falschen, kannst du den "Code" (Japanisch) kaum oder nur schwer knacken. Außerdem finde ich nach wie vor, wird das Kanji-Lernen überbewertet. Ok, es sind viele und es ist eine wirklich große Aufgabe, sie alle lernen zu wollen - vor allem, wenn man im japanischen Ausland lernt. Aber viel wichtiger ist es, sich mit Grammatik und Vokabeln zu beschäftigen, denn nur mit ihnen, allen voran die Grammatik, erschließt sich die tiefere Bedeutung von Sätzen. Aber ich wiederhole mich