Beitrag #1

Guten Morgen zusammen,

ich möchte mich ganz kurz vorstellen, weil ich es endlich geschafft habe, mich hier anzumelden.

Mein Name ist SanDiego und ich komme aus einem Dorf in der Nähe von München. Seit einigen Monaten lerne ich Japanisch und inzwischen auch mit einer Lehrerin. Die Fortschritte sind schwankend, aber ich bin wild entschlossen, mir die Feinheiten der Grammatik und Sprache anzueignen. Das ist nämlich mein bevorzugter Lernweg. Mein Mann ist eher der kommunikative Typ und plappert schnell drauf los, sobald er etwas ein wenig durchschaut hat (wofür ich ihn sehr beneide). Ich habe dagegen das Gefühl, dass ich die Sprache erst einigermaßen verstanden haben muss, bevor ich sie mit anderen richtig sprechen kann. Gemeinsam haben wir uns auch im Französischen schon auf ein gutes Niveau gehoben. Er redet dann und ich erkläre ihm die Grammatik.

Beruflich bin ich Deutsch- und Geographielehrerin und hoffe deshalb, in einigen Jahren (also eher in 10-15, weil wir noch kleine Kinder haben) einmal ein Jahr in einer deutschen Schule in Japan unterrichten zu können.

Ich freue mich sehr auf den Austausch hier und habe schon in das ein oder andere interessante Thema reingelesen.

Viele Grüße
SanDiego

Beitrag #2

Herzlich willkommen!

Wenn du dann mal Fragen zu Grammatik oder Sprache hast, stell sie hier einfach, meist kann geholfen werden.

Beitrag #3

Vielen Dank.

Ich bin mir sehr sicher, dass das eher früher als später nötig sein wird.

Beitrag #4

Herzlich willkommen im Forum!

Beitrag #5

Hallo SanDiego,
herzlich willkommen auch von mir.
Eigentlich bin ich mehr von deinem Lerntyp, der alles gern analytisch angeht - Latein war mein Lieblingsfach in der Schule, und in dieser Sprache ist die Beherrschung der Grammatik essenziell.
Sprachen lernen zähle ich seitdem zu meinen Hobby. An Japanisch bin ich durch eine Verkettung von besonderen Gelegenheiten geraten, nach einem zweijährigen Japanaufenthalt und ein paar Beziehungen konnte ich die Sprache fließend.

Dass Japanisch grundlegend anders aufgebaut ist, als alle europäischen Sprachen, hast du sicher schon festgestellt. Ich bin überzeugt, dass deshalb auch eine grundlegend andere Herangehensweise beim Lernen vorteilhaft ist. Mit deiner Methode, dich auf die Grammatik zu konzentrieren, wirst du deinem Mann nie das Wasser reichen können, fürchte ich.

Eine oft genannte Erfahrung ist, dass zweisprachig deutsch-japanisch aufwachsende Kinder sehr viel schneller japanisch sprechen als deutsch. Für mich ist der Grund offensichtlich: abgesehen von der sehr viel einfacheren Phonetik muss man sich im Japanischen nicht um die Grammatik kümmern, sondern kann allein durch Drauflosplappern schon fehlerfreie Sätze sprechen. Die Grammatik ist wirklich völliger Kinderkram: keine Deklination, nur sehr eingeschränkte Konjugation (keine Personen, nur zwei Zeiten), gerade mal zwei Konjugationsklassen, praktisch keine unregelmäßigen Formen.

Nur weil das, was wir üblicherweise mit den Verben machen, im Japanischen gar nicht nicht stattfindet, werden alle möglichen Zusatzangaben in die Konjunktion hineingepackt: Wunsch, Verneinung und einiges andere. Das muss man tatsächlich lernen. Aber auch hier gilt: alles streng nach einem intuitiv verstehbaren Schema.

Zudem ist häufig für uns schwer erkennbar oder uneindeutig, was denn nun in einem Satz das Subjekt ist. Manche Sätze sind sogar grammatikalisch nicht sinnvoll erklärbar, wohl aber intuitiv verständlich.

Wirklich Pech für unsereinen analytisch denkenden Menschen. Aber gerade deshalb (unter anderem) macht mir die Sprache Spaß. Erweiterung des Horizonts, ein neuer Blick auf das eigene Denk- und Kommunikationsschema.

Ich wünsche dir viel Erfolg!
Wenn's mit der einen Methode nicht schnell genug klappt, einfach eine andere ausprobieren...

Viele Grüße,
Haruto

Beitrag #6

SanDiego,
willkommen in diesem kleinen, aber feinen Forum.

Haruto,
wie so oft möchte ich Deinem Post zustimmen. Eine klitzekleine Frage drängt sich mir aber doch auf:

Warum tuen sich viele L2-Lerner so furchtbar schwer mit Japanisch?

In der Zwischenzeit: hier eine kleine Sammlung rund ums Japanische. Wahrscheinlich jedoch größtenteils kalter Kaffee für die TO.
http://www.harerod.de/nihongo/

Beitrag #7

Vielen Dank euch beiden!

Haruto, ja da hast du wahrscheinlich recht. Das Japanische ist - soweit mein kleiner Einblick bisher erlaubt - deutlich anders aufgebaut als die typischen Sprachen, die man in der Schule lernt und die ich bisher gelernt habe.

Ich war wohl auch nicht ganz präzise genug mit meinem Ausführungen. Ich mag die Grammatik und konzentriere mich gerne auf die Feinheiten, die mich sehr interessieren. Gleichzeitig mag ich (als Deutschlehrerin ) das Schriftliche mehr als das Mündliche. Ich schreibe also ganz viel und bin völlig fasziniert von den vielen verschiedenen Kanjis, deren Aufbau und den Lesungen.

Manchmal muss beim Lernen aber halt auch einfach mal eine andere Denkweise her, das schadet nie und ... wie du so schön sagtest/schriebest (ein schönes Wort).. es erweitert den Horizont.

Ich stürze mich ins Vergnügen (und ja, lernen, memorieren, lustige Eselsbrücken verwenden usw.... gehört für mich dazu. Die meisten halten mich da ein bisschen für bekloppt. Aber damit kann ich leben.) und freue mich sehr auf den Austausch!

Beitrag #8

@SanDiego:

Auch von mir herzlich willkommen im Japanisch-Netzwerk!

Zum Thema Grammatik kann ich auch noch meine Erfahrungen beitragen. Grammatik ist das Einzige, das ich explizit mit einem Lehrwerk (hauptsächlich Tae Kims "Grammar Guide") gelernt habe. Den Rest habe ich hauptsächlich nebenbei mitgenommen, indem ich viel gelesen und mit Muttersprachlern über E-Mail und Skype kommuniziert habe. Und das hat gut funktioniert.
Ich würde also sagen, dass es nicht verkehrt ist, sich beim eigentlichen Lernen auf die Grammatik zu konzentrieren, solange man sich nebenher weiterhin intensiv mit der Sprache beschäftigt.

Und das ist auch eine gute Überleitung zur Frage von Harerod: Ich denke, die Beschäftigung mit der Sprache spielt da mit rein. Ich kenne viele Japanisch-L2-Lerner, die seit Jahren nichts anderes mit der Sprache machen außer Lehrbücher durchzuarbeiten und / oder Kurse an Uni oder VHS zu besuchen und dadurch auf einem recht niedrigen Niveau stecken bleiben. Mir selbst ging das mit Chinesisch an der Uni so, das ich eigentlich nur gelernt hatte, weil mich die Grammatik interessiert hat. Über die Uni-Kurse hinaus habe ich aber nie etwas mit der Sprache gemacht und dementsprechend sind heute auch meine Chinesisch-Kenntnisse.

Ein weiterer Faktor ist sicherlich, dass Japanisch sich grundlegend von Sprachen unterscheidet, mit denen man sonst normalerweise in Kontakt kommt. Deutsch, Englisch, Französisch etc. sind alles flektierende Sprachen, während Japanisch eine agglutinierende Sprache ist [0]. Und das komplexe Schriftsystem im Japanischen kommt natürlich noch erschwerend hinzu...

[0] https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachtypo..._Typologie

Beitrag #9

Willkommen im Forum

Glücklicherweise gibt es ja heute unzählige Möglichkeiten um eine Sprache, selbst so eine exotische wie Japanisch, zu erlernen.

Die größte Hürde für Einsteiger stellen wohl die Kanji dar. Jeder hat da sicher seine eigene Methode. Wenn man erstmal festgestellt hat, dass die Kanji aus einer verhältnismässig überschaubaren Anzahl von Radikalen (Bausteinen) zusammengesetzt sind, dann entkompliziert sich die Sache etwas. Wenn man auf ein unbekanntes Kanji stösst, dann kann man es beispielsweise auf dieser Seite identifizieren, indem man auf die Radikale klickt. Dadurch gewöhnt man sich daran, das Kanji geistig auf seine Bruchstücke zu reduzieren und dadurch zu entkomplizieren.
https://jisho.org/#radical

Viele Autodidakten haben auch mit der Serie "Let's learn Japanese" (aka Yan San and the japanese people) ihren Einstieg gefunden. Das ist eine sehr unterhaltsame US Serie aus den 80er und 90er Jahren die man auch hier bei Youtube findet.
https://www.youtube.com/watch?v=2hZ_jn9j...bm7NzeLWVW

Weiterhin haben auch die elektronischen Übersetzungshilfen in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Es gibt nützliche Tools wie zum Beispiel das Browserplugin 10reader mit dem man einzelne Wörter schnell übersetzen kann, wenn man mit der Maus darüber streicht. Ich benutze auch DeepL. Das gibt es mittlerweile auch in einer Desktop Version für den Computer. Damit kann man auch Texte übersetzen indem man den Text markiert und dann einfach Strg + F9 drückt.
Auch ChatGPT kann einem behilflich sein, wenn man beispielsweise ein Wort gelernt hat und nun nach einem passenden Beispielsatz mit diesem Wort für sein Anki sucht.

Ja, auch Anki sollte nicht unerwähnt bleiben. Ein kostenloses Programm zum Vokabeln lernen, welches zwar zu Anfang recht hölzern und gewöhnungsbedürftig daher kommt, aber wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, möchte man es nicht mehr missen.

Viel Spaß beim Lernen

Beitrag #10

Vielen Dank auch euch beiden Firithfenion und vdrummer!

Vielen Dank für die vielen sehr hilfreichen Tipps und die Links. Ich schaue gerade alle nacheinander durch. Mit den ersten Kanjis habe ich mich schon beschäftigt, bisher streng nach Heisig. Da jetzt schon sehr häufig Anki erwähnt wurde, muss ich mich da wohl auch mal dran machen. Noch arbeite ich mit den klassischen Karteikarten (bitte nicht zu sehr den Kopf schütteln)... ich bin sehr händisch/handschriftlich geprägt und lerne viel über das Schreiben. Und schreibe sehr sehr gerne. Aber auf der Seite von dir, harerod, habe ich schon viele nützliche Hinweise zu Anki gesehen... Wird wohl Zeit dafür. Vor allem wenn es etwas mit System sein soll.