Zitat:@ Datenshi
so ganz habe ich deine Ausführungen ehrlich gesagt nicht verstanden. Das mit Bedeutung/Aussprache ja. Aber was ist das mit "neuem" Zeichen ?
Und ist das jetzt nur in China so? Und ist das denn die Regel dass das so gemacht wird???
Naja, es sind ja nicht alle Zeichen an einem Tag entstanden. Das heißt, ab irgendeinem Zeitpunkt an hast du halt eine gewisse Anzahl an Zeichen, aber es besteht dann hier und da Bedarf nach weiteren Ausdrucksmöglichkeiten. Also müssen neue Zeichen her. Wie man unschwer erkennen kann, auch wenn man nur wenige hundert Zeichen kennt, wiederholen sich viele Bestandteile immer wieder. Im Prinzip hast du also eine gewisse Anzahl von grundlegenden kanji, die nicht weiter zerlegbar in Einzelzeichen sind. Aber die Zahl dieser Elemente, aus denen sich die kanji zusammensetzen, ist verglichen mit der Zahl aller kanji zusammengenommen (sofern man das denn wirklich genau auf eine best. Zahl festnageln könnte) recht klein. Ökonomisch irgendwie und nicht weiter verwunderlich. ^^
Nochmal zur Wiederholung was ich dann im letzten Post meinte. Nehmen wir 麒 als Beispiel.
1) Also... nehmen wir an, es gibt bereits das Zeichen 其. Weiterhin mal angenommen, es hat die Lesung qí (was die moderne Mandarin-Lesung wäre... natürlich war die Lesung früher anders, aber das tut für den Moment wenig zur Sache) und bedeutet sowas wie "Futtertrog" oder so.
2) Es gibt noch ein weiteres Wort qí, für welches es noch kein Schriftzeichen gibt. Das Wort ist erstmal der Name für irgendeine Art Rotwild. Mit anderen Worten: Beide Wörter werden qí gesprochen, aber sie tragen unterschiedliche Bedeutungen. Ein klarer Fall von Homophonie also.
3) Aus irgendeinem Grund will man diese Rotwild-qí auch verschriften. Man könnte jetzt hingehen und 其 einfach für beide Wörter benutzen. Allerdings haben die beiden Wörter ja Bedeutungen, die nichts miteinander gemein haben. Manchmal hat man sich dann scheinbar gegen den Gebrauch des bestehenden Zeichens für beide Wörter entschieden - es muß also ein neues Zeichen für das Rotwild-qí her.
4) Was machen wir da? Ganz einfach. Wir nehmen 其, welches ja eh qí gelesen wird, und packen noch 鹿 dabei, um es erstens vom bestehenden 其 zu unterscheiden und zweitens die Bedeutung anzudeuten. Handelt sich ja um irgendson Rotwild. Zusammengesetzt ergeben die beiden dann das Zeichen 麒 - mit der Lesung qí - weil es ja 其 enthält - und der Bedeutung "Rotwild". Wir haben also 2 Zeichen (其
und 麒), die zwar durch das gemeinsame Bestandteil die gleiche Lesung besitzen, aber jeweils eigene Bedeutungen tragen.
5) Fertig ist unser neues Zeichen, es kommt nichtmals den bereits bestehenden ins Gehege.
So verständlicher? ^_~
(Wer sich jetzt wundert, warum zum Teufel 其 Futtertrog bedeuten soll... Das war die eigtl. Bedeutung, später wurde es auch für Deiktiva & Pronomen verwendet (siehe auch die kun'yomi sore, sono). Um Klarheit zu schaffen zwischen den beiden Gebrauchweisen, wurde für die ursprüngliche Bedeutung der Teil "Bambus" hinzugefügt, womit man beim Zeichen 箕 wäre. Dieses besitzt nur die Bedeutung "Futtertrog" - waren sicherlich aus Bambus, verwundert wäre ich da nicht gerade... - und 其 verlor dann diese Bedeutung mehr oder minder und konnte alleine für Sachen, die jap. sore/sono entsprechen, verwendet werden.)
EDIT: Noch zu den Fragen am Ende:
1) Naja, größtenteils natürlich in China. In Japan sind auch ein Haufen Zeichen entstanden, die sog. 国字 kokuji (manchmal auch 和製漢字 wasei kanji oder so genannt), aber auch die bedienen sich eigtl. durchgehend nur Elementen, die bereits in den chinesischen Vorbildern vorhanden waren. Ein Teil von denen wurde sogar ins Chinesische aufgenommen, berühmtestes Beispiel wäre 働, welches es in China ursprünglich nicht gab.
2) Ist so in etwa schon als eine Methode anzusehen. Aber halt nur als eine. ^^ Nicht jedes kanji besteht aus einem Teil, der die Bedeutung, und einen Teil, der die Lesung angibt. Um es nicht völlig ausarten zu lassen, einfach mal ein Verweis auf die 六書 rikusho. ^^ Das sind so die gängigen 6 Arten, wie kanji zustande gekommen sind.