(07.12.15 22:32)torquato schrieb: Fragt sich für mich jetzt nur: Warum benennt man sich nach einem Schiff?
Und was mir gerade noch durch den Kopf geht: Warum enden die Namen japanischer Marineschiffe nicht auf 丸 wie sonst bei japanischen Schiffsnamen?
Deine zweite Frage kann ich mit meinem kümmerlichen Japanisch-Wissen nicht beantworten.
Die erste Frage fällt in meine Zuständigkeit. Allerdings müsste ich zur Beantwortung wohl einen eigenen Thread eröffnen. Eine kurz gehackte Antwort ginge in die Richtung: das Schiff und seine Geschichte ist ein Symbol für einen japanischen (und teilweise auch für einen westlichen) Mythos, der in engem Zusammenhang mit der raschen Industrialisierung Japans steht, die Japan wiederum nach Lesart westlicher ("weißer") Staaten als "gelbe Gefahr" für "die" (unsere) Zivilisation erschienen ließ, obwohl oder weil sie tatsächlich eine Annäherung und Angleichung nach Jahrhunderten der Isolation bedeutete. Der für einen konversationslexikonsgerüsteten Deutschen festmachbare historische Bezug zur schicksalsträchtigen
Seeschlacht bei Tsushima gegen die in Herrenwitzen verwurstete
Baltische Flotte deckt also die tiefer liegende psychische Ebene nicht ab. Mir ging es um das Bild Japans von sich selbst und aus Sicht unserer Augen, für das die Mikasa ein polarisiertes Spotlight darstellt. Mikasa klingt aber nicht nur nach sondern weist auch in die Zukunft: Wie kann Japan künftig Gefestigtheit und Unabhängigkeit wahren, ohne isoliert und abgeschlagen zu sein?
Wie gesagt, das ist eine abgebrochene Antwort, die nur wenige Ebenen abdeckt. Mikasa steht für viel mehr als historisch und faktisch fassbar ist. Ein tragischer Mythos eienr Vernichtungslegende eben. Ein heroisch aufblitzender Name innerhalb der einzigen großen Menschheitskatastrophe, die wir Geschichte, Schicksal oder Leben nennen.