(15.10.15 22:26)Nia schrieb: Vielleicht will ja noch jemand da reinlesen.
Unglaublich gut gemachter Beitrag, den ich an solcher Stelle gar nicht erwartet hätte. Internationale Geschichte, Gattungsnamenherkunft, Holzverwendung, alles drin und noch viel mehr. Danke, Nia!
Gar nicht leicht etwas hinzuzufügen, damit dieses Feedback kein reines Cheering ist. Vielleicht zur biologischen Artbeschreibung (der erste Absatz vielleicht noch für Japangeschichtsinteressierte, der zweite dann eher für Hardcore-Botaniker):
Laut Wikipedia war der Erstbeschreiber der Pflanzenart, der schwedische Mediziner
Carl Peter Thunberg, ein Schüler des Systematikerurgesteins
Carl von Linné und wurde 1775 bis 1776 als Arzt für die Angestellten der geschichtsträchtigen
Niederländischen Ostindien-Kompanie auf der in der Bucht von Nagasaki aufgeschütteten Insel
Dejima eingestellt. Die Niederländer durften zwar die Insel nicht verlassen, doch hatte Thunberg dort Kontakt zu einheimischen Dolmetschern, die (alles noch laut Wikipedia) "im engen Kontakt mit den Europäern große natur- und heilkundliche Sammlungen angelegt" hatten und von wo Thunberg an einer der
Hofreisen der Niederländer nach Edo teilnehmen und diese zum Botanisieren nutzen konnte, als der Leiter der Ostindien-Kompanie-Niederlassung, Arend Willem Feith, dem Shōgun 1776 seine Aufwartung machte. Als Thunberg 1779 nach Umwegen nach Schweden zurückkam, war sein Lehrer Linné bereits tot und Thunberg erhielt 1784 seine Berufung als Professor der Botanik.
Ebenfalls noch 1784 (
ersichtlich aus den Daten zum Artnamen) beschrieb Thunberg dann die besagte Art als
Bignonia tomentosa, also unter der 1694 (! - lange vor Linné) von
Joseph Pitton de Tournefort nach
Jean-Paul Bignon benannten Gattung
Bignonia, und der Arzt und Botaniker
Ernst Gottlieb von Steudel verlegte sie später (1841) in die 1835 von
Philipp Franz von Siebold und
Joseph Gerhard Zuccarini beschriebene Gattung
Paulownia (als Typus für die Gattung nahmen sie
Paulownia imperialis, die heute nicht mehr als eigene Art, sondern als Rasse
tomentosa der Art
Paulownia tomentosa eingeordnet wird). Welches Pflanzenmerkmal Thunberg mit dem
Epitheton tomentosa beschrieben hat, wird auf Wikipedia nicht erwähnt. Aber
tomentosa leitet sich (ich verlasse Wikipedia als Quelle und nehme Referenz auf die einschlägigen etymologischen Lexika der Biowissenschaften) von dem lateinischen Substantiv tōmentum ("Stopferwerk, Polsterung") ab und bezeichnet "filzig oder flaumig behaarte Oberflächen". Laut
gartendatenbank.de bezieht sich das "filzig" hier auf die "behaarten Blätter". Ein weiteres Beispiel aus der Flora mit dem gleichen Epitheton ist die "
Filzrose"
Rosa tomentosa. Wie bei der
Paulownia endet das Epitheton lateinisch-weiblich auf a, weil die lateinische
rosa wie die nach der
Großfürstin Anna Paulowna benannte
Paulownia feminin ist.
Flora Japonica (1784):
Auf
google books kann man in Thunbergs Werk von 1784 einblicken und liest dort auf
S. 251f zu Bignonia tomentosa:
"folii simplicibus cordatis subtus tomentosis floribu[...] axillaribus paniculatis" und "Crescit in insula Nipon et prope Nagasaki" sowie "Floret Augusto Septembri" und zu dem Blatt nochmal konkret: "Folia [...] subtus tomentosa [...]".
Also wenn ich das richtig verstehe, hat Thunberg sie im August und September blühend und bei Nagasaki wachsend mit auf der Unterseite filzigen (filzig behaarten) Blättern gefunden.