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Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
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Kokujou


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Beitrag #1
Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Mich wurmt es schon länger und ich bin gespannt, was andere mit den gleichen Interessen denken:
Stellt euch vor Japan wäre bis jetzt ein abgeriegeltes Land, das mit dem Ausland nichts zutun hat. Wie sähe es dann wohl heute aus? Wir alle kennen ja mehr oder weniger Japan wie es um die Bakumatsu Zeit war. Aber sicherlich wäre es doch nicht stehen geblieben. Architektur, Esskultur, Kleidung, Sport, Medizin, Wissenschaft, all das hätte sich bestimmt weiterentwickelt. Vielleicht sogar stärker als im Westen?

Ich würde mich freuen wenn jeder sich mal etwas überlegen könnte, wie es wohl jetzt wäre, wenn der westliche Einfluss nicht existiert hätte. Wie sähen moderne japanische Gebäude aus? Wie die Musik? Hätten sie vielleicht ganz andere medizinische Behandlungsmethoden entdeckt und wären uns in einigen Dingen sogar voraus? Oder glaubt jemand dass alles so oder so so gekommen wäre und der aktuelle Weg der einzig Wahre wäre? Oder glaubt vielleicht jemand die Entwicklung in Japan wäre irgendwann stagniert?

Ich z.B. stelle mir im Bereich der Musik gerne vor dass es so etwas wie E-Koto oder E-Shamisen gäbe. Wie würde sich das wohl anhören? Wie könnte man das traditionelle Feeling des speziellen Klangs dieser instrumente durch Verstärker und Sound-Filter noch verbessern? Sicher würde es am Ende ganz anders klingen, wie eine gewöhnliche E-Gitarre, auch wenn viele uninformierte das warscheinlich in die gleiche Kiste werfen würden. Was ich auch kaum sehe sind Ensembles die ausschließlich aus den verschiedenen japanischen Instrumenten zusammengestellt sind. Oft benutzt man ja eins, höchstens zwei Instrumente und singt dazu. Dabei könnte man, wenn man mal eine klassische Rock-Band nimmt, die Anordnung dort perfekt auf japanische Instrumente übertragen. Der Shamisen wäre z.B. der Bass, die Taiko wären die Drums, die Koto könnte als Lead-Gitarre fungieren und das Shakuhachi vielleicht als Keyboard. So von den Noten her. Naja und der Sänger bleibt natürlich zwinker Auch die traditionell japanische Art zu Singen ist ja einmalig und schwer zu imitieren.

Auch bei der Esskultur wäre es interessant. Welche Gerichte sind überhaupt "ausschließlich Japanisch"? Darüber denkt sicher niemand so wirklich nach. Abgesehen von mir >.< Nur weil ein japanischer Name dran steht, ist OmuRaisu, was ja im Prinzip sogar mehr englisch als japanisch ist, nicht zwingend ein typisch japanisches Essen.

Es gibt aber auch viel was ich noch nicht über Japan weiß. Also höre ich jetzt mit meinem Alleingang auf und bin mal gespannt ob das sonst noch jemanden interessiert zunge
19.08.18 09:13
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Phil.


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Beitrag #2
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Ich denke, dass dein Vorhaben eher in die Sci-Fiction Welt hineinpasst.
Haette Japan, niemals etwas mit den Portugiesen oder sonst einer Nation gehabt,
Gaebe es sicherlich nicht mal eine Schrift. Die stammt ja aus China.

Also es haette sich nichts geaendert und Japan waere auf dem Stand um 1500 n Christus, stehen geblieben.
Ist es aber nicht. Denn das Wissen, dass es damals schon Kontakte zu China gab, hat das Land schon sehr veraendert.
19.08.18 09:20
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Kokujou


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Beitrag #3
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Menschen entwickeln sich doch alle. Zu behaupten das Land wäre tatsächlich still gestanden ist ganz schön arrogant, ohne offensiv sein zu wollen. Ich meine die Chinesen oder die Römer sind nicht die einzigen die Schrift entwickeln können.
Was ist eigentlich mit dem Hiragana? Hat das seinen Ursprung auch in China? Bei den Kanji ist das mehr oder weniger klar. Aber der Rest der Schrift sähe bestimmt auch ganz anders aus. Das ist ja gerade der Punkt dieser Gedankenübung. China, USA, von mir aus auch Portugal, ohne all diese Kontakte bleibt ein Land nicht einfach stehen.
Abgesehen davon wurde doch sicher auch vor dem 15. JH etwas von Japan überliefert oder?

Abgesehen davon: Sci-Fi? Wir reden hier nicht von Futurismus. Ich rede ja von dem heutigen Stand, es sei denn du willst entgegengesetzt zu deiner vorherigen Aussage sagen, dass Japan dem heutigen Stand um Jahrzehnte voraus wäre zunge

Sobald eine Gruppe von Menschen existiert versucht sie sich zu verständnigen und wird wohl irgendeine Form von Sprache erschaffen, sie wird versuchen sich das Leben angenehmer zu machen und, wie immer, ihren Streitigkeiten nachgehen, obwohl ich das Thema Kriegsführung wenn überhaupt nur beiläufig behandeln will ^_^ schließlich wollen wir ja das schöne Japan in Erinnerung behalten zunge Und irgendwann wird eventuell mal jemand auf die Idee kommen, Gedanken, Musik oder andere Überlieferungen festzuhalten, also entwickelt sich Schrift, die könnte ja ganz anders aussehen als das, was wir unter japanischer Schrift kennen, es ist eben ein Gedankenspiel.
19.08.18 09:27
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Phil.


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Beitrag #4
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Du bist wie mein alter Lehrer, der hat auch das gemacht, was du hier vorbringst.
Der hat die Schueler um deren Meinung gefragt, aber wenn diese eine ganz andere Meinung hatten als er selbst, bekamen sie schlechte Noten.

ich hab meine Meinung geschrieben, was waere, wenn all das Eingetroffene nicht eingetroffen waere.
Dann haetten die Japaner wohl auch keine Schwerter und dergleichen gehabt. Sogar Kleidung kam aus China.

Die Schrift kam spaeter.
Dazu nimmst du besser ein Wiki. Die wissen wann und wie die Schrift hinzu kam.

Schau dir doch mal diesen Beitrag an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Japan

Und sei dann realistisch. Als Koomodore Perry nach Japan kam, gab es die Samurai noch.
Und danach, hat sich erst vieles geaendert.
Und zur Zeit des Shogun, um die 1600, gab es schon wieder vieles was Japan geaendert hatte. Durch die Portugiesen und Jesuiten.

Auch wenn du ein Land einmauerst, wird es Entwicklung geben, Aber ob diese die gleiche ist, wie anderswo, ist dann doch sehr fraglich.
Warum zB. hatten die Aegypter das Rad nicht erfunden? Doch nicht weil sie zu dumm waren? Nein das hatten sie bereits von anderen Voelkern.
Sie hatten ja ihre Streitwagen, die auf 2 Raedern liefen.
Und dabei waren sie doch imstande, Pyramiden aufzubauen, die heute immer noch stehen.
Und unsereins, bringt es nicht mal fertig, dass eine Bruecke, nicht umkippt.

Stonehenge wurde erbaut, ohne dass die das Rad kannten, heute fragt man sich, wie sie das schaffen konnten.
Warum eigentlich existiert diese Frage? Ist doch bloed. Man muesste die Antwort doch bereits wissen? Oder muss wieder jemand drauf kommen, wie es gemacht wurde?

Wenn ich mir das Japanische mal so ansehe, dann muss ich feststellen, dass bei ueber 8 Miliarden Menschen auf dieser Welt, nur ganz wenige gibt, welche sich mit Woerterbuechern abgaben. Um wieviel verringert sich das, gesehen auf nur 1 Land?
Die brauchten ueberhaupt so etwas gar nicht. Sie haben ihre Sprache und daher gar keinen Zwang, etwas zu erschaffen.

Ich ziehe mich hier aus der Diskussion heraus. Hoffe ich jedenfalls. Nutzen bringt diese Ueberlegung nicht viel.
Und lernen tut man damit auch nichts.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.08.18 10:21 von Phil..)
19.08.18 10:14
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vdrummer


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Beitrag #5
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Kokujou schrieb:Was ist eigentlich mit dem Hiragana? Hat das seinen Ursprung auch in China? Bei den Kanji ist das mehr oder weniger klar. Aber der Rest der Schrift sähe bestimmt auch ganz anders aus.

Hiragana und Katakana kommen aus Japan, basieren allerdings auf Kanji. Vereinfacht gesagt sind Hiragana "schnell" / abgekürzt geschriebene Kanji, während Katakana Teile von Kanji sind.
Ohne Kanji hätte es also auch keine Kana gegeben.

Ich habe mir auch schon mal Gedanken über die Kompatibilität von Kanji und Japanisch gemacht. Das Chinesische, aus dem die Kanji ja kommen, funktioniert ganz anders als Japanisch. Es gibt keine Flexion. Daher funktioniert auch das logographische Schriftsystem (= Zeichen haben ihre eigene Bedeutung) so gut. Im Japanischen wird ja viel Information durch Flexion (= Suffixe) kodiert. Diese in Kanji auszudrücken ist dann wieder schwierig.
Wäre man in Japan von alleine auf die Idee gekommen, eine Schrift zu entwickeln, wäre das sicherlich keine logographische Schrift geworden. Das passt einfach nicht zur Sprache. Da das Japanische eine sehr einheitliche Silbenstruktur hat, wäre eine auf Silben basierende Schrift wie die Kana naheliegend. Wie die aber genau aussähe, ist reine Spekulation. Mir fallen da zumindest keine Anhaltspunkte ein...
19.08.18 10:47
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Kokujou


Beiträge: 117
Beitrag #6
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Hm... Also ich hab was gelernt >.< Ich sagte ja nicht dass deine Meinung schlecht ist, ich sage nur auf jeden Fall hätte es eine Entwicklung gegeben. schließlich gab es ja nicht immer die Möglichkeit sich zwischen den Ländern auszutauschen. Aber wenn ich deine Infos so betrachte, ist die Frage wahlweise entweder unpräziese oder unmöglich zu beantworten.

Allerdings habe ich den Eindruck du siehst das etwas zu ernst. Hier gibt's kein Richtig oder Falsch, du hast etwas gesagt, damit hab ich mich nicht abgefunden sondern ein Gegenargument gebracht, dass du wiederum entkräftet hast.

Also präzisiere ich doch mein Diskussionsthema etwas und hoffe das es bis jetzt niemanden abgeschreckt hat.

Wir alle kennen doch etwas, dass wir als das Traditionelle Japan bezeichnen würden. Nehmen wir doch mal bei Seite dass auch das nur durch den Austausch durch andere Kulturen ermöglich wurde. Stellen wir uns doch mal vor Japan wäre zu dieser Zeit abgeschottet gewesen. Und man hätte nicht diese hässlichen langweiligen Steingemäuer, die vermainstreamte Musik und die tollen neumodischen Behandlungsmethoden, etc... mitgebracht.

Das ist das was ich nämlich eigentlich meinte.
Der Hintergrund dieser Diskussion ist folgender: ICH finde, dass Japan mehr oder weniger, zumindest in den Bereichen die ich wahrnehme, aufgehört hat sich von sich aus zu entwickeln. Sie lassen sich nicht von anderen Kulturen inspirieren um ihre eigene Kultur weiterzuentwickeln, sondern sind mit ihrer eigenen Kultur stehengeblieben und haben stattdessen alles vom Westen 1:1 kopiert.

Lauft mal durch Tokio, mal abgesehen davon dass man zwischen riesigen Steinbauten mal ein zwei Tempelchen versteckt hat (Bitte beachtet, dass das Übertreibung ist), wo ist denn groß der Unterschied zwischen Tokio und New York? Wolkenkratzer, Hotels, ich seh nichts was ich als typisch japanisch bezeichnen würde. Die Tempel sind zwar schön und eine Sehenswürdigkeit, aber sie werden ja auch nur Restauriert und stehen seit mitunter hunderten von Jahren da. Vielleicht ist es ja nicht so schlimm, wie ich das hier darstelle, wie gesagt ich übertreibe gelegentlich, damit es deutlicher wird.

Dasselbe ist es bei der Musik. Mal abgesehen vom Text gibt es doch keine Band die nicht genau den gleichen Mainstream erzeugt wie die Amerikaner. Manchmal singe sie sogar in englisch. Ein Teil der Sprache besteht ja nur aus verjapanischtem Englisch. Offenbar haben die Japaner nichtmal ein Wort für Tisch (teburu? Wirklich?).

Darum habe ich diese Diskussion gestartet. Nicht weil die einen Sinn haben muss, eine Moral nach der wir alle streben sollten, am besten ein Preisschild und ein paar Statistiken zur Steigerung des Lernerfolgs. Das hier ist doch ein Forum. Ein Forum wo Gleichgesinnte mit Gleichgesinnten über ihre Gesinnung reden. Wenn es verboten ist hier mal über... Naja trivial klingt etwas hart, aber sagen wir mal über Dinge zu reden, die nicht keine unmittelbar erkennbare Bereicherung für das Leben darstellen, dann tut es mir ja sehr leid ^_^

Ich will hier auch keinen irgendwie kritisieren, wenn diese Diskussion für dich nichts ist, dann musst du ja nicht antworten, aber ich dachte es wäre vielleicht interessant und auch ein lustiger Zeitvertreib mal über so etwas nachzudenken was bisher noch keiner gemacht hat.

Wenn es mir vergönnt wäre im Milliarden Euro Lotto zu gewinnen (Ja, ich weiß, dass es das nicht gibt), dann würde ich genau das machen. Eine Firma Gründen die japanische Kulturforschung betreibt ohne westliche Einflüsse. Wie ich sagte. E-Koto, E-Shamisen, wie sähe die Architektur aus ohne diese kalten kunstlosen Steinungeheuer (mal davon ausgehend dass man tatsächlich nur der Architektur willen Forschen müsste und nicht weil man 200 Menschen auf einem Quadratmeter zusammenpferchen muss, Stichwort Kapselhotel).
Ich persönlich finde ja, dass die Japaner es irgendwie raushaben, was relativ unauffälligen Materialien etwas schönes zu bauen. In Frankreich z.B. muss alles aus gold und silber sein und auch sonst sehe ich riesige Kirchen mit farbigem Glas, alles funkelt, alles glänzt. Aber als Gold ein Haus bauen kann ja jeder (Übertreibung). Gerade die Einfachheit und dass offenbar mehr Wert auf die Handwerkskunst als auf die Materialien gelegt wird ist das was ich an der japanischen Architektur z.B. Schätze.

Aber vielleicht bin ich ja auch der einzige der sich über sowas Gedanken macht, vielleicht sind meine Gedanken frivol, nicht zeitgemäß und ich muss, mal wieder, von allen andersdenkenden kleingehalten, ignoriert und verkannt werden. Wer verbringt seine Zeit denn schon damit nachzudenken...

Ich persönliche mag das, was ich, mit meinem Halbwissen, unter dem traditionellen Japan verstehe.

(19.08.18 10:47)vdrummer schrieb:  
Kokujou schrieb:Was ist eigentlich mit dem Hiragana? Hat das seinen Ursprung auch in China? Bei den Kanji ist das mehr oder weniger klar. Aber der Rest der Schrift sähe bestimmt auch ganz anders aus.

Hiragana und Katakana kommen aus Japan, basieren allerdings auf Kanji. Vereinfacht gesagt sind Hiragana "schnell" / abgekürzt geschriebene Kanji, während Katakana Teile von Kanji sind.
Ohne Kanji hätte es also auch keine Kana gegeben.

Ich habe mir auch schon mal Gedanken über die Kompatibilität von Kanji und Japanisch gemacht. Das Chinesische, aus dem die Kanji ja kommen, funktioniert ganz anders als Japanisch. Es gibt keine Flexion. Daher funktioniert auch das logographische Schriftsystem (= Zeichen haben ihre eigene Bedeutung) so gut. Im Japanischen wird ja viel Information durch Flexion (= Suffixe) kodiert. Diese in Kanji auszudrücken ist dann wieder schwierig.
Wäre man in Japan von alleine auf die Idee gekommen, eine Schrift zu entwickeln, wäre das sicherlich keine logographische Schrift geworden. Das passt einfach nicht zur Sprache. Da das Japanische eine sehr einheitliche Silbenstruktur hat, wäre eine auf Silben basierende Schrift wie die Kana naheliegend. Wie die aber genau aussähe, ist reine Spekulation. Mir fallen da zumindest keine Anhaltspunkte ein...

Ich finde, dass das wirklich mal eine sinnvolle Erweiterung bzw. Reduktion der japanischen Schrift wäre. Ich bin eh kein Fan von diesen Kanji und finde sie ziemlich überflüssig, den Sinn verstehe ich auch nicht. Hiragana und Katakana hingegen sind simpel, quasi wie das Alphabet und leicht zu erlernen, da man (Achtung, Abwesenheit von Fachbegriffen ignorieren), Ja diese Striche und Kreise über den einzelnen Silben hat und durch diese Reduktion nicht alle 19*5= 95 Silben (grobe Schätzung!) in einzelnen Zeichen kodieren muss.
Klar gibt es das Problem, dass einige... Okay viele Worte mehrdeutig sind und andersrum. Aber im Gespräch erschließt sich das aus dem Kontext und wenn nicht kann man es ja gesondert erklären.
Wenn ich z.B. sage ich möchte mit dem Bus fahren, ist es eher unwarscheinlich dass ich den USB meine zunge
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.08.18 11:05 von Kokujou.)
19.08.18 11:00
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Mayavulkan


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Beitrag #7
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
(19.08.18 11:00)Kokujou schrieb:  Ich finde, dass das wirklich mal eine sinnvolle Erweiterung bzw. Reduktion der japanischen Schrift wäre. Ich bin eh kein Fan von diesen Kanji und finde sie ziemlich überflüssig, den Sinn verstehe ich auch nicht. Hiragana und Katakana hingegen sind simpel, quasi wie das Alphabet und leicht zu erlernen, da man (Achtung, Abwesenheit von Fachbegriffen ignorieren), Ja diese Striche und Kreise über den einzelnen Silben hat und durch diese Reduktion nicht alle 19*5= 95 Silben (grobe Schätzung!) in einzelnen Zeichen kodieren muss.

So unterschiedlich ist die Welt. Ich finde die Kanji nun sehr einfach. Ja klar, es sind viele, dafür erschließt sich die Bedeutung quasi auf den ersten Blick. Katakana kann ich auch heute noch sehr schlecht lesen. Freilich bin ich ein alter Mann, dem das Lernen nicht mehr so leicht fällt, wie einem 12jährigem (oder noch jünger). Aber alles auf diesen Fakt zu schieben geht nicht, Kanji sind ja einfach ...

Ganz unabhängig davon stellt sich mir immer wieder die Frage, wieso die Japaner keine lateinischen Schriftzeichen verwenden. Die lernen sie ja sowieso und man kann alles, was mit Kanji/Hiragana/Katakana zu schreiben ist, auch in Romaji darstellen. Mit den Leerzeichen würde es sich sogar einfacher lesen.
Ja klar, die Mehrdeutigkeit der Silben. 飼うund買うsind geschrieben natürlich leicht auseinanderzuhalten, gesprochen helfen sich die Japaner wohl ein wenig mit der Betonung. Aber wäre diese Mehrdeutigkeit so schlimm?

Zur Mehrdeutigkeit fällt mir da ein gerade aktuelles deutsches Beispiel ein. Mir liegt die wissenschaftliche Arbeit eines deutschen Autors vor, der wirklich großen Wert darauf legt, Anglizismen zu vermeiden. Und so steht in der Arbeit anstelle der "Glovebox" eine "Handschuhbox". Führt man eine google-Bildersuche nach "Handschuhbox" durch, findet man sogar das Richtige, aber als Laie würde ich mir da eher eine mit Handschuhen gefüllte Kiste vorstellen.

Vielleicht ist aber der einfache Wechsel des Schriftsystems für die Mehrzahl der nicht mehr ganz jungen Bürger eine zu große Herausforderung. Wir waren vor einiger Zeit in Usbekistan. Dort hat man innerhalb von 100 Jahren jetzt schon das dritte Mal die Schriftsprache gewechselt. Von Arabisch zu Türkisch, dann zu Kyrillisch und jetzt zu Lateinisch. Die Einwohner haben in der Mehrheit ganz große Probleme.
die per Staatsdekret in lateinischer Sprache gedruckten Zeitungen zu lesen, obwohl da fast 1:1 nur die Buchstaben getauscht wurden.
19.08.18 12:09
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Kokujou


Beiträge: 117
Beitrag #8
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Meine Meinung ist ja gerade, dass die Japaner sich das was sie ihrs nennen bwahren und optional verbessern sollen.
Darum bin ich dafür Hiragana und Katakana beizubehalten. Vor allem weil ich sie deutlich leichter finde. Es geht ja nicht nur ums lesen sondern auch ein bischen ums schreiben.
Wie läuft das, Kanji sind doch halbe Gemälde. Ach von wegen halb XD Das Schriftzeichen für Mori ist ja z.B. 3mal das Schriftzeichen für Baum, also malt man im Prinzip einen Wald XD
Das in Schnellschrift... und das sind noch die einfachen Kanji, es gibt schließlich 7000 davon. ouch.
Selbst wenn man sich bei ein paar Zeichen so halbwegs was denken kann, braucht man doch ein Leben um die alle zu lernen, ich wette die Kanji lernt man in Japan bis hinzur Oberschule.

Was die Lateinische Schrift angeht, ja, die Welt funktioniert nunmal größtenteils damit und alles sässt sich damit ausdrücken.
Die Japanische Schrift ist da weit weniger flexibel von der Warte aus geb ich dir sogar Recht. Aber wenn die Japaner jetzt auch noch ihre Schrift verlieren, können sie auch gleich ihre Sprache zu Englisch ummodeln und ne Kolonie von Amerika werden. (Gibts heutzutage noch Kolonien? zwinker )

Und das ist ja gerade dass was ich vermeiden will. Japan sollte wieder zu sich finden wenn auch nur in diesem Diskussionsthread und vielleicht lässt sich ja der ein oder andere mal inspirieren und erfindet tatsächlich was von dem was man sich zusammen ausdenkt zunge

Allerdings hast du mit den Leerzeichen wirklich recht, da sollten die Japaner sich was einfallen lassen. Ein Fließtext in Hiragana.... Ich glaub da würde jeder Kopfschmerzen kriegen.
19.08.18 12:26
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vdrummer


Beiträge: 1.445
Beitrag #9
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
(19.08.18 12:09)Mayavulkan schrieb:  Ja klar, die Mehrdeutigkeit der Silben. 飼うund買うsind geschrieben natürlich leicht auseinanderzuhalten, gesprochen helfen sich die Japaner wohl ein wenig mit der Betonung. Aber wäre diese Mehrdeutigkeit so schlimm?

Also früher hab ich immer gedacht, wenn jemand von 犬飼いたい spricht, wolle er einen Hund "kaufen" und nicht "halten" hoho
Ich denke, bei der Mehrdeutigkeit kommt es immer auf den Kontext an. Im Japanischen gibt es halt so viele Mehrdeutigkeiten, dass das schon zu Probleme führen kann. Das führt so weit, dass es "Alternativlesungen" gibt, um deutlich zu machen, auf welches Wort man sich bezieht. Beispiel びこう
備考 = Anmerkung
尾行 = unbemerktes Verfolgen
美港 = schöner Hafen

Das geht ja noch, aber bei
鼻孔 - Nasenloch
鼻腔 - Nasenhöhle
wird es dann schon schwieriger hoho Hier hilft man sich, indem man die Nasenhöhle als びくう bezeichnet.

Texte in Kanji-Kana-Gemischtschreibweise lassen sich sehr schnell überfliegen. Man hat durch die verschiedenen Schriften quasi Funktionswörter von sinntragenden Wörtern getrennt, wodurch die sinntragenden (= die relevanten) Wörter in den Vordergrund treten.

Zum Thema Leerzeichen: Da gibt es tatsächlich eine Studie zu. Es wurde gezeigt, dass sich die Lesbarkeit reiner Kana-Texte durch Leerzeichen verbessert. Bei Texten in Gemischtschreibweise war aber keine signifikante Verbesserung zu erkennen.

Zitat:Zur Mehrdeutigkeit fällt mir da ein gerade aktuelles deutsches Beispiel ein. Mir liegt die wissenschaftliche Arbeit eines deutschen Autors vor, der wirklich großen Wert darauf legt, Anglizismen zu vermeiden. Und so steht in der Arbeit anstelle der "Glovebox" eine "Handschuhbox". Führt man eine google-Bildersuche nach "Handschuhbox" durch, findet man sogar das Richtige, aber als Laie würde ich mir da eher eine mit Handschuhen gefüllte Kiste vorstellen.

Ich hätte da jetzt eher an ein Handschuhfach gedacht...



Kokujou schrieb:Das in Schnellschrift... und das sind noch die einfachen Kanji, es gibt schließlich 7000 davon. ouch.

Es mag zwar 7.000 (oder sogar noch mehr) geben, allerdings werden nur ca. 3.000 im normalen Sprachgebrauch verwendet. Sind natürlich immer noch ziemlich viele...

Zitat:Selbst wenn man sich bei ein paar Zeichen so halbwegs was denken kann, braucht man doch ein Leben um die alle zu lernen, ich wette die Kanji lernt man in Japan bis hinzur Oberschule.

In den 6 Jahren Grundschule lernt man ca. 1000 Kanji, in den folgenden 3 Jahren Mittelschule nochmal weitere 1000. In der Oberschule kommen so weit ich weiß noch die 人名用漢字 dazu (Kanji, die in Namen verwendet werden).
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.08.18 13:18 von vdrummer.)
19.08.18 13:09
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cat


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Beitrag #10
RE: Diskussionsrunde - Traditionelles modernes Japan
Abgesehen davon, dass es E-Koto und E-Shamisen gibt (link und link) glaube ich nicht, dass es, wenn Japan quasi immer noch in der Edozeit stecken würde, so etwas geben würde. In der Situation würde es in Japan nämlich nichtmal Elektrizität geben. augenrollen

Im übrigen sind die Japaner extrem gut darin, Dinge von anderen Kulturen abzukupfern und an ihre eigene Kultur anzupassen bzw. zu integrieren.

Es wirkt so, als ob du dich noch nicht wirklich mit japanischer Bauweise oder Musik intensiv auseinandergesetzt hast. Es gibt ganz deutliche Unterschiede zu Europa und Nordamerika (in New York war ich noch nicht, das kann ich nicht vergleichen)
Wie oft/lange und wo warst du schon in Japan?
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.08.18 13:40 von cat.)
19.08.18 13:36
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